Pläne für Bonn Center Architekturstudenten stellen ihre Projekte im Kunstmuseum vor

BONN · Geht es nach den Architekturstudenten der Fachhochschule Köln, sollte das Bonn Center abgerissen werden. Nur zwei der sechs Gruppen, die Konzepte für das Areal an der Reuterbrücke entwickelten, sprechen sich für den Erhalt aus.

 Vor der Podiumsdiskussion im Kunstmuseum zeigen die 20 Studenten den Besuchern, welche Ideen sie für das Bonn Center haben.

Vor der Podiumsdiskussion im Kunstmuseum zeigen die 20 Studenten den Besuchern, welche Ideen sie für das Bonn Center haben.

Foto: Barbara Frommann

"Es sind gute Ideen dabei, wir als Eigentümer nehmen sie auf", sagte Arne Hilbert von der Art-Invest Real Estate Management GmbH während einer an die Ausstellung anschließenden Diskussion im Kunstmuseum. Festlegen, ob das Bonn Center stehen bleibt oder nicht, wollte er sich nicht. "Dafür ist es auch noch zu früh, wir müssen nun erst einmal mit den Mietern sprechen."

Die 20 Studenten, die alle in den Mastersemestern stecken, hatten vier Wochen für die Planungen Zeit. Begleitet wurden sie vom Bund Deutscher Architekten (BDA) Bonn/Rhein-Sieg. "Die Aufgabenstellung haben wir bewusst sehr breit gefasst, um für den kurzen Zeitraum viele Möglichkeiten offen zu lassen", sagte Professor Jochen Siegemund von der Fakultät für Architektur.

Nach zwei Workshops beim BDA und Führungen über das Gelände erarbeiteten die Studenten ihre Konzepte, zu denen auch Modelle gehörten. Die seien "teilweise visionär und mit der angespannten Haushaltslage nicht zu verwirklichen", sagte der Bonner Stadtbaurat Werner Wingenfeld. Wie beispielsweise der Bau eines Kreisverkehrs oder den Ersatz der Reuterbrücke durch einen "Reutertunnel".

Alle Projekte sprachen sich dafür aus, das Gelände durch Cafés und andere Einrichtungen "wiederzubeleben". Das kam bei den Teilnehmern der Podiumsdiskussion ebenso gut an wie die Ansätze zur Verbesserung der Ost-West-Durchlässigkeit für den Verkehr. Die Studenten wollten das durch Übertunnelungen der Bahngleise verwirklichen. "Wenn wir das weiterdenken, haben wir Wohnbebauung östlich der Schienen, von der man schnell zu den Arbeitsplätzen im Bundesviertel und zum Rhein gelangen kann", sagte Ulrich Ziegenhagen von der Wirtschaftsförderung Bonn.

Architekt Nikolaus Decker vom BDA fand es interessant, im Bonn Center sowohl Geschäfts- als auch Wohnräume anzubieten. "Aber so etwas funktioniert selten, weltweit gibt es nur wenige erfolgreiche Beispiele." Stattdessen bestünden gute Chancen, reine Büroräume zu schaffen. Wie Ziegenhagen bestätigte, gäbe es in Bonn einen "riesigen Hunger nach Büroflächen, erst recht nahe dem Bundesviertel". Sie müssten lediglich gut ausgestattet vermarktet werden. Aktuell gibt es im Bonn Center 70 Prozent Leerstand.

Das Gebäude abzureißen sah Decker unter historische Aspekten kritisch. "Früher war das weiße Haus mit dem Stern im Hintergrund jeder Nachrichtensendung, es ist ein Bonner Wahrzeichen", sagte er. Aus dem Publikum kamen Hinweise, dass es auch nicht umweltfreundlich sei, es durch einen Neubau zu ersetzen.

Um das komplette Quartier weiterzuentwickeln schlug Siegemund vor, im Bundesviertel einige Hochhäuser zu bauen, weil der Platz in der Fläche ausgereizt sei. "Wir haben in Bonn ein stetes wirtschaftliches Wachstum und auf dem Immobilienmarkt B-Qualität", sagte Ziegenhagen. Das Bundesviertel könnte sogar A-Qualität erreichen und zu Standorten wie Berlin und Hamburg aufschließen.

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