Rot-Weiß Röttgen Teure Tribüne ohne Zuschauer

RÖTTGEN · Beim Röttgener Sportverein Rot-Weiß sollte man sich eigentlich freuen: Die marode Stehtribüne ist Geschichte, die Stadt hat dort eine neue errichtet. Laut Presseamt wurde das "wegen akuter Unfallgefahr und zur Wiederherstellung der Verkehrssicherheit notwendig". Rund 20000 Euro hat sich die Stadt das kosten lassen. Und im kommenden Jahr erhält der Ascheplatz einen neuen Belag, das kostet noch mal etwa 60000 Euro.

Warum also macht man beim Verein keine Luftsprünge? "Wenn der Platz in Ordnung wäre, wäre das auch eine schöne Sache", sagt Fußball-Abteilungsleiter Helmut Czerwinski. Sein Blick fällt auf die Bahn, die den Ascheplatz umrundet. "Die Konsistenz des Bodens ist bei Regen wie bei einer Wattwanderung an der Nordsee." Auf dem Platz selber sieht es auch nicht besser aus. "Wenn er trocken ist, staubt er, und wenn er nass ist, pampt er." Der Belag dort sei so verbraucht, dass er den Regen nicht mehr richtig aufnehme, und ob das Drainagesystem darunter noch funktioniere, könne er auch nicht sagen.

Von daher ist eine neue Deckschicht dringend notwendig. Die hätte man schon in diesem Jahr gebrauchen können, anstelle der neuen Stufen für Zuschauer, sagt der erste Vorsitzende Peter Altendorf. "Wir brauchen keine Tribüne für die fünf Leute, die zugucken, wenn wir spielen." Beim derzeitigen Haushaltsstand der Stadt sei das "rausgeschmissenes Geld" gewesen. Aber da der Verein bis auf einige Anfragen nicht in die Planung einbezogen worden sei, habe man die Stadt machen lassen.

Dass die Tribüne prioritär behandelt werde, sagt auch der Röttgener FDP-Landtagsabgeordnete Joachim Stamp, erschließe sich ihm nicht. "Stattdessen muss überlegt werden, wie die Mittel besser aufgewendet werden können." Diesbezüglich hätte man sich auch mit ein paar Säcken Rasensamen zufrieden gegeben, sagt Altendorf, aber das habe die Stadt auch nicht gewollt. Und das ist der eigentliche Punkt: Der Verein Rot-Weiß Röttgen hätte lieber Kunstrasen, und Altendorf befürchtet, dass dieser Traum mit der neuen Deckschicht endgültig in weite Ferne rückt.

Kunstrasen ist für Röttgen in nächster Zeit nicht vorgesehen: Da gibt es andere Plätze, die auf der Prioritätenliste weiter oben stehen - am Wochenende zum Beispiel wurde erst mal der Rasen in Plittersdorf eingeweiht. Die Kinder würden sich an der Asche auch nicht stören, sagt Czerwinski, die älteren aber schon. Denn die sind motorisiert und können ausweichen - man habe schon einige Spieler an Ippendorf verloren.

Unter anderem, weil man dort auch bei sehr kalten Temperaturen noch üben kann. "Der Ascheplatz wird im Winter gesperrt." In die überbuchte Turnhalle nebenan könne man auch nicht ausweichen, so das die Fußballmannschaften des SV Röttgen im Winter Trainingsrückstand haben. Czerwinski nimmt das alles resigniert zur Kenntnis: "Wir machen weiterhin Sport mit denen, die dabei bleiben."

Tribüne und Deckschicht kosten zusammen 80 000 Euro, die Umwandlung in Kunstrasen würde 600 000 bis 700 000 Euro kosten, so die Schätzung der Verwaltung - finanziell war das also gar keine Frage. Auf Anfrage teilte das Presseamt mit, dass der Bau der Tribüne sehr wohl in Abstimmung mit Rot-Weiß Röttgen erfolgt sei. Der Verein habe auf die Tribüne nicht verzichten wollen.

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