Bonner Industriegeschichte Soenneckens alte Uhr wieder aufgetaucht

RÖTTGEN · Für das Handgelenk ist dieses Prachtstück von Zeitmesser nicht geeignet. Wohl aber für einen sehr großen Raum. Da hing sie früher auch. Die Wanduhr, die jetzt im Besitz von Uhrmachermeister Georg Weber aus Röttgen ist, dokumentiert ein gutes Stück Bonner Industriegeschichte.

Hier wurden die Büromöbel hergestellt. Von der Fabrik " Soenneckenfeld" ist heute aber nichts mehr erhalten, der Standort war früher im Bonner Nordwesten, an der heutigen Soenneckenstraße.Repro: Max Malsch

Hier wurden die Büromöbel hergestellt. Von der Fabrik " Soenneckenfeld" ist heute aber nichts mehr erhalten, der Standort war früher im Bonner Nordwesten, an der heutigen Soenneckenstraße.Repro: Max Malsch

Denn die Wanduhr aus massiver Eiche, 80 Zentimeter im Durchmesser groß und 20 Kilo schwer, zeigte früher den Mitarbeitern der Bonner Büromöbelfabrik Soenneckenfeld die Zeit an. Sie hing in der Empfangshalle der Möbelproduktion an der heutigen Soenneckenstraße im Bonner Nordwesten, die 1973 geschlossen wurde.

Doch wie gelangt so eine historische Wanduhr aus dem Jahr 1900 nun nach Röttgen? Die Lösung ist einfach: Der Mann, der sie damals gerettet hatte, als die Möbelfabrik abgerissen wurde, kam mit seinem Enkel eines Tages in das Uhren- und Schmuckfachgeschäft an der Reichsstraße. Er wollte das gute Stück verkaufen. Und Weber erkannte sofort den Wert des Unikats.

Es wurde hergestellt von der legendären Uhrenschmiede Furtwängler im Schwarzwald, die von 1836 bis 1929 bestand und wegen ihrer hochwertigen Verarbeitung immer noch einen legendären Ruf unter Fachleuten genießt.

Aber auch ein Bonner Betrieb muss seine Finger im Spiel gehabt haben, denn auf dem Holzkorpus findet sich eine Plakette: "Gustav Roeder, Hofuhr Ludwigs Nachfolger, Sternstraße 13 Bonn. "Das so ein Betrieb in Bonn existierte, habe ich gar nicht gewusst", so Weber. Auch zeigt die Wanduhr andere Besonderheiten, unter anderem ist darauf vermerkt, dass die kleine Holzklappe am 17.10.1946 eine neue Feder erhalten hat.

Einmal aufgezogen, läuft die Soennecken-Wanduhr immer noch 14 Tage wie am Schnürchen. Und sie ist auch ansonsten in einem guten originalen Zustand. "Das Uhrwerk war zwar schmutzig, aber nicht defekt", sagt Weber. Und die Glasscheibe ist noch original erhalten, was an den Wellen auf dem Glas erkennbar ist.

Weber hat die Uhr bereits vor fünf Jahren erstanden, allerdings erst jetzt restauriert, damit das Uhrwerk wieder läuft. Und erst jetzt zeigt er seinen Schatz. Verkaufen will der Ladenbesitzer das gute Stück erst mal nicht. "Das ist zweitrangig, ich war einfach so begeistert von der Uhr, dass ich sie gekauft habe."

Den Fachmann beeindruckt die gute Qualität. "So eine Uhr, mit einem Uhrwerk wie diesem, hält 100 Jahre und noch viel länger."

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