Taifun-Gebiet auf den Philippinen Röttgener Krankenschwester Sabine Korth seit Sonntag wieder vor Ort

RÖTTGEN · "Alle haben es unterschätzt", sagt Sabine Korth. Sie meint den Taifun Haiyan, der am 7. und 8. November 2013 über die Philippinen fegte. Vorher habe sie noch gescherzt, der Super-Taifun solle ruhig kommen. "Die Region wird ständig mit Taifunen und Erdbeben konfrontiert." Bezeichnend dafür: Auf den Philippinen hieß Haiyan Yolanda - man war bei der Jahreszählung schon bei Y angekommen. Mit diesen Ausmaßen habe aber keiner gerechnet.

Der Norden der Insel Samar sei zum Glück von dramatischen Schäden verschont geblieben, sagt Korth, die wie üblich zur Weihnachtszeit nach Deutschland gekommen ist und am Sonntag auf der Mitgliederversammlung des Vereins Mabuhay ihren Jahresrückblick präsentierte. Dort, im Dorf Bugko, arbeitet Korth im medizinischen Zentrum Mabuhay. Auch sie hätten aber viel vom Sturm mitbekommen.

Man habe rund 50 Dorfbewohner in die stabile Klinik evakuiert, und nachher waren viele Hütten zerstört. Der Zufall wollte es, dass die Mitarbeiter in der Klinik kurz zuvor Essenspakete für die Dorfbewohner geschnürt hatten, eine regelmäßige Versorgungshilfe, die in jenen Tagen sehr hilfreich war.

Nur eine Stunde wütete der Taifun, aber das reichte, um Orte dem Erdboden gleich zu machen, komplette Ernten zu vernichten und Tausenden den Tod zu bringen. am nächsten Tag waren Korth und ihre freiwilligen Helfer mittendrin: In der Stadt Tacloban, rund 270 Kilometer von Bugko entfernt, halfen sie bei der medizinischen Versorgung.

"Wir haben in eineinhalb Tagen über 1000 Patienten versorgt", sagt die 48-jährige Krankenschwester aus Röttgen. Knochenarbeit für alle Beteiligten zwischen Hüttentrümmern, Bewohnern auf der Flucht und notdürftig abgedeckten Leichen am Straßenrand. Haiyan/Yolanda habe die meisten Strommaste einfach umgeknickt, obwohl sie aus stabilem Beton gebaut waren, weshalb man keinen Strom hatte.

Trotzdem wurde nachts weitergearbeitet: Patientenbehandlung im Kerzenschein. "Wir haben da gar nicht mehr untersucht." Hauptsächlich galt es Wunden zu versorgen. Der Super-Taifun war das prägende Ereignis des Jahres, aber es gab auch andere Neuigkeiten von der Mabuhay-Klinik: Das eigene Labor für Blut- und Urinuntersuchungen ist fertig eingerichtet und in Betrieb, was den Patienten aus dem Umland weite Wege und hohe Kosten erspart.

Die Station habe jetzt auch ein Ultraschallgerät, so Korth. Und man habe neue Freiwillige bekommen, mit deren Hilfe das in Bugko etablierte Ernährungsprogramm für Kinder auch in Nachbarsiedlungen getragen werden konnte. Sie seien auch nötig, weil 2013 rund 2300 Patienten mehr behandelt werden mussten als im Vorjahr - der bislang größte Anstieg.

Die jüngste Helferin heiße Sandra und sei erst zwei Jahre alt, weise aber schon die Patienten an, wo sie sich hinsetzen sollten, und bringe ihnen ihre Medikamente. Korth machte sich am Sonntag schon wieder auf den Weg: Nach Haiyan sei noch viel Hilfe zu leisten. "Jetzt geht es um die Fragen: Wie kann man den Leuten im eigenen Land helfen?

Was kann man denen anbieten, damit sie sich eine neue Zukunft bauen können?" Außerdem hoffe man, die neuesten Projekte verwirklichen zu können: Eine Entbindungsstation mit Hebammen und Arzt, an der auch pränatale Diagnosen erstellt werden können, und eine Trinkwasserstation mit Wasserfilter an der kliniknahen Quelle. Daneben wünsche sie sich, dass mehr Fachkräfte vorbei kommen: "Wir brauchen Ärzte, die auf freiwilliger Basis bereit sind mitzuarbeiten." Und Spenden seien auch immer willkommen.

Der Verein Mabuhay

"Mabuhay - Hilfe zum Leben" unterstützt in Bugko auf der philippinischen Insel Samar das Saint Francis of Assisi Primary Health Care Center, das die Röttgener Krankenschwester Sabine Korth vor 15 Jahren mit aufgebaut hat. Das Medizinerteam behandelt die Bevölkerung kostenlos.

Ziel des von der Familie Korth gegründeten Vereins ist es, eine medizinische Basisversorgung herzustellen. Eltern und Kinder lernen zudem, sich gesund zu ernähren und hygienisch zu leben. Der Verein finanziert sich aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden. Weitere Infos auf www.mabuhay-ev.de.

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