Jagdschloss Herzogsfreude Expertin: Mauerstücke sind Überreste

RÖTTGEN · Ob es sich bei der alten Ziegelsteinmauer, die bei Bauarbeiten auf einem Grundstück an der Witterschlicker Allee gefunden wurde, tatsächlich um Reste des Schloss Herzogsfreude handelt, kann aus Sicht der Stadt noch immer nicht sicher gesagt werden.

 Auf diesem Grundstück wurden die Mauerreste gefunden, die eine Expertin für Reste des Schlosses hält. Dort wird ein Wohnhaus mit barrierefreien Seniorenwohnungen gebaut.

Auf diesem Grundstück wurden die Mauerreste gefunden, die eine Expertin für Reste des Schlosses hält. Dort wird ein Wohnhaus mit barrierefreien Seniorenwohnungen gebaut.

Foto: Max Malsch

„Es handelt sich möglicherweise um einen Teil des Schlosses, es kann sich aber auch um Reste eines Gebäudes aus dem 19. Jahrhundert handeln“, sagte Elke Palm vom Presseamt der Stadt Bonn.

Andere Experten sind sich in ihrem Urteil jedoch sicher. So auch die Historikerin Barbara Hausmanns, sie hat ihre Dissertation über das Schloss geschrieben. „Es ist definitiv ein Stück Herzogsfreude gefunden worden“, sagt Hausmanns. Zwei Stunden war sie am Sonntag vor Ort, gemeinsam mit einem Ehrenamtler des LVR und Oliver Thornton, Hobby-Archäologe und archäologischer Beauftragter des Röttgener Kulturvereins.

Hausmanns, die sich bislang nur anhand alter Stiche orientieren konnte ist „fasziniert, dass das Luftschloss“ für sie jetzt greifbar geworden ist, und dass sich die Ergebnisse ihrer Einmessungen bestätigen. Es handle sich um einen der Seitenflügel des Schlosses, wahrscheinlich das Kellergewölbe unter der Galerie. Nun soll mit dem Bauherrn Kontakt aufnehmen, um den Fundort genauer untersuchen zu können. „Wir vermuten dort einen Hohlraum, den wir gerne unter die Lupe nehmen würden, außerdem interessiert uns, wo der Abraum hingekommen ist“, so Thornton.

Laut Palm soll nun mit Hilfe alter Pläne sicher festgestellt werden, wozu die Mauerreste gehören. Und der Stadtverordnete Joachim Stamp fände es „schön, wenn diejenigen, die historisch interessiert sind, die Möglichkeit bekommen zu gucken, worum es sich bei der Mauer handelt.“ Dabei würde man zwar wahrscheinlich keine sensationellen Funde machen, immerhin wurde das Schloss ja Stein für Stein verscherbelt.

„Aber vielleicht kann man ja ein Fundstück sichern, etwas Interessantes zum Anfassen für ein Heimatmuseum“, sagt Thornton. Die Einrichtung eines solchen Museums plane der Röttgener Kulturverein auf lange Sicht. Dort, wo die Mauer gefunden wurde, werden derzeit barrierefreie Seniorenwohnungen gebaut. „Und der Bedarf ist riesig, deswegen hat niemand ein Interesse daran, dass der Bau gestört wird, sagt Stamp.

Schloss Herzogsfreude

1754 ließ Kurfürst Clemens August den Grundstein für sein Jagdschloss legen, Schloss Herzogsfreude nannte er es. Das Gebäude lag genau im Zentrum schnurgerader Alleen, die am heutigen Schlossplatz zusammenliefen, und öffnete sich mit dem Ehrenhof nach Bonn. Das Hauptgebäude der dreiflügeligen Anlage soll eine 70 Meter breite Fassade gehabt haben, mit 19 Fensterachsen. Das Schloss hatte 100 Zimmer für die Jagdgesellschaften. Der Kurfürst soll sein Schloss nie genutzt haben, es wurde nach seinem Tod Stein für Stein verkauft und abgetragen.

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