"Hilfe für psychisch Kranke Bonn/Rhein-Sieg" Uwe Flohr und sein Verein erhalten den Primus-Preis

BONN · Der Verein "Hilfe für psychisch Kranke Bonn/Rhein-Sieg" ist für sein Projekt "Seele trifft auf Schule" mit dem Primus-Preis der Stiftung Bildung und Gesellschaft ausgezeichnet worden.

 Uwe Flohr (stehend) hält einen Vortrag am Amos-Comenius-Gymnasium.

Uwe Flohr (stehend) hält einen Vortrag am Amos-Comenius-Gymnasium.

Foto: Ian Umlauff

Die im Jahr 2013 vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft gegründete Stiftung honoriere, dass das Bonner Projekt beispielhaftes Engagement für psychisch erkrankte Jugendliche zeige, das auch auf andere Regionen übertragbar sei, erläutert der Vereinsvorsitzende Uwe Flohr stolz.

Er ist selbst Initiator und Motor des Projekts und freut sich ungemein über das Lob. Die Auszeichnung wird jeden Monat an ein kleines, vorbildhaftes Projekt vergeben, das ein konkretes Problem in der Kindertagesstätte oder in der Schule vor Ort aufgreift und zu lösen versucht.

Wichtig ist dabei, dass die Projekte auf alle Regionen übertragbar sind. Lokale Akteure wie Arbeitsagenturen oder Schulämter, aber auch Unternehmen sowie kulturelle Einrichtungen sollen einbezogen sein. Aus allen ausgezeichneten Projekten wird demnächst der "Primus des Jahres" gewählt.

Flohr berichtet über seine positiven Projekterfahrungen in Bonner Schulen. "Wir sprechen das Tabu-Thema psychische Erkrankungen bei Jugendlichen offen an: Ehrenamtliche gehen in die Schulen, bauen Vorurteile ab und bieten Hilfe bei der Therapiewahl." Das Projekt setze da an, wo Eltern und Lehrer oft mit ihrem Latein am Ende seien: Warum ist der Schüler immer so traurig? Ist sein Verhalten auffällig?

Das Wissen über psychische Krankheiten sei oft zu gering, um mit eigener Hilfe ansetzen zu können. Hier kommen Uwe Flohr und sein Team ins Spiel. "Unsere Informationsveranstaltungen an weiterbildenden Schulen in Bonn und im Rhein-Sieg-Kreis sind kostenlos. Die Schüler der Mittel- und Oberstufen erfahren von Fachleuten, Angehörigen von Erkrankten oder den Betroffenen selbst, was psychische Krankheiten sind und wie man mit ihnen umgeht", so Flohr.

Worum es bei Jugendlichen heutzutage geht? Um Ängste, Essstörungen oder Sucht, aber auch ganz allgemein moderne Therapien oder vorbeugende Maßnahmen. Der Verein biete breit angelegte Informationen, wo es Therapien, ambulante und stationäre Hilfen gebe. "Wir sind in Bonn verglichen mit anderen Regionen gut aufgestellt", sagt Flohr.

Seit zehn Jahren sammle er Erfahrungen mit "Seele trifft auf Schule". "Es ist wichtig, dass Jugendliche den Mut bekommen, überhaupt zu sagen, dass sie leiden, dass sie Ängste haben." Man hole sie nach vertrauensbildenden Maßnahmen da ab, wo sie in ihren Konflikten stünden.

Man versuche letztendlich auch, Suizide zu verhindern, frühzeitig Gesprächsmöglichkeiten zu schaffen und weitere Hilfsangebote zu vermitteln. Warum er sich so intensiv ehrenamtlich engagiere, sei er kürzlich von einer Schülerin gefragt worden, so Flohr. "In den Schulen brennt es. Und ich will etwas Sinnvolles tun." Die Dankbarkeit von Schülern, denen er helfen konnte, sei der schönste Lohn für seinen Einsatz.

Das Projekt

Das pädagogische Grundkonzept des Projekts "Seele trifft auf Schule" des Vereins gibt es seit 2002. Es wird seither mit Hilfe von Pädagogen, Ärzten, Psychiatern und Gesundheitsfachleuten weiterentwickelt.

Das Projekt richtet sich primär an Schüler, bietet aber auch Fortbildung für Pädagogen und Workshops für Eltern an. An den mehr als 60 Veranstaltungen haben bislang knapp 3500 Personen teilgenommen. Infos und Kontakt auf http://hfpk.de/angebote.html

Info

"Workshops für Eltern" - Informationsabende zu psychischen Erkrankungen finden am 24. September im Carl von Ossietzky Gymnasium Bonn und am 1.Oktober im Amos Comenius Gymnasium Bad Godesberg statt. Unter dem Themenschwerpunkt Gesundheit sind sie in die Aktionstage 2014 der Unesco aufgenommen worden.

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