Botanischer Garten in Bonn Loki Schmidt als Naturforscherin

BONN · Schon im Kinderwagen fragte die kleine Hannelore nach dem Namen der Pflanzen, wenn sie mit Mutter Gertrud Glaser im Hamburger Hammer Park unterwegs war.

 Der Kaktus aus Loki Schmidts Sammlung wächst heute im Viktoriahaus.

Der Kaktus aus Loki Schmidts Sammlung wächst heute im Viktoriahaus.

Foto: W. Barthlott

Die Begeisterung für die Natur hat sich Loki Schmidt auch als "Angeheiratete der Politik" bewahrt, und in den Botanischen Gärten der Universität Bonn Spuren ihrer Arbeit als Naturforscherin hinterlassen. Bei einer Lesung mit anschließendem Rundgang haben Besucher morgen, Sonntag, Gelegenheit, diese zu entdecken.

Professor Reiner Lehberger liest um 11 Uhr im Hörsaal Botanik, Nussallee 4, zunächst aus seiner im vergangenen Herbst erschienenen Loki-Schmidt-Biographie. Er widmet der Naturkundlerin und Umweltschützerin zwei ausführliche Kapitel. Lehberger schreibt über die Bonner Zeit: "Manchmal halfen ihr auch Spaziergänge durch den Botanischen Garten am Poppelsdorfer Schloss. Hier fand sie zwischen Blütenpracht und alten Bäumen seelische Ruhe und Erholung." Loki Schmidt selbst sagte rückblickend: "Der Garten hat mir in etwas komplizierteren Zeiten immer wieder geholfen."

Aus Bonner Sicht sind natürlich auch die Beschreibungen des politischen Geschäfts in der Hauptstadt, des Lebens im Kanzlerbungalow, der Bedrohung durch die RAF und die vielen historischen Fotos interessant. Loki Schmidt wird als sehr eigenständige Frau gezeichnet, die das Leben mit Höhen und Tiefen meisterte. Der Autor, der Professor für Erziehungswissenschaften an der Universität Hamburg ist, greift dabei auch auf viele persönliche Gespräche und Erlebnisse aus der Zusammenarbeit mit Loki Schmidt zurück.

Die Einführung zur Lesung übernimmt Professor Wilhelm Barthlott, der ehemalige Chef der Botanischen Gärten. Er lernte Loki Schmidt im Juni 1985 in Bonn bei seiner Antrittsvorlesung kennen. Sie kam zu Vorlesungen, besuchte Seminare und veröffentlichte mit Barthlott eine wissenschaftliche Abhandlung über einen Kaktus mit dem lateinischen Namen Selenicereus wittii, der andere Pflanzen als Grundlage braucht, um zu wachsen.

Schmidt hatte ihn selbst am Amazonas gesammelt. Die Pflanze steht heute noch im Victoriahaus, wovon sich die Besucher morgen um 12.30 Uhr bei einer Führung im Botanischen Garten am Poppelsdorfer Schloss überzeugen können, die an die Lesung anschließt. Der Eintritt für Lesung und Führung beträgt 8 Euro, ermäßigt 5 Euro.

Das Buch: Reiner Lehberger, Loki Schmidt. Die Biographie, Verlag Hoffmann und Campe, ISBN 978-3-455-50285-5, 480 Seiten, 24 Euro.

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