Halloween in Bonn Kelten, Zauberpflanzen und kaum Getöse

BONN · Wer sieht am gruseligsten aus? Die kleine Hexe mit dem spitzen Hut? Oder doch der Geist mit dem weißen Laken? Eine richtige Prämierung fand allerdings beim "Kostümwettbewerb" in der Halloween-Nacht in den Botanischen Gärten nicht statt.

Alle Kinder, die sich verkleidet hatten, durften in den Süßigkeiten-Hut greifen, den Mitarbeiter Philipp Testroet ihnen hinhielt. Wie erkannte er denn, welches Kind schon da war? "Das sieht man meistens daran, dass sie noch kauen."

Für einen richtigen Wettbewerb waren einfach zu viele Besucher gekommen - sogar mehr als im letzten Jahr, schätzte Jasmin Obholzer. Die Mitarbeiterin der Botanischen Gärten führte in Hexenkostümierung eine große Besucherschar durch den nächtlichen Garten. Sie warnte die Kinder: "Wer auf die Pflanzen tritt oder die Wege verlässt, den verwandele ich in einen Frosch!"

Bei den Misteln erzählte sie von dessen Zauberwirkung, beim Gagelstrauch beschrieb sie dessen Wirkung: "Er macht rasend vor Wut." Das Geheimnis dahinter: Es ist eine psychoaktive Pflanze, deren Wirkung die Römer erleben mussten, als sie den germanischen Berserkern gegenüber standen.

Es gab schaurige Märchen zu hören, zu später Stunde fand eine Erwachsenenführung statt, und der Kustos der Botanischen Gärten Wolfram Lobin half den Kindern beim Ausstechen von Kürbisfratzen. Etwa 80 habe man angeschafft, sagte er. Wie viele er davon bearbeitet hatte, konnte er am Ende nicht mehr sagen.

Halloween wurde auch im LVR-Landesmuseum gefeiert. Die Veranstaltung dort ging gänzlich ohne Kürbisse und schräge Kostüme über die Bühne. Stattdessen besannen sich die Veranstalter auf die Ursprünge des Festes in der keltischen Sagenwelt: Passend zur Ausstellung "Kelten im Rheinland" wurden Trinkhörner geschnitzt, und am späteren Abend erzählten die Musiker Michael Klevenhaus und Anna Lindblom vom keltischen Fest Samhain, das in der Nacht auf den 1. November gefeiert wurde - an jenem Tag sollen die Tore zu den mythischen Welten offengestanden haben.

Auf dem Münsterplatz hatten sich derweil Anhänger der Initiative "Bonn kann mehr" versammelt, um ein schauerliches Getöse gegen die Lärmbeschwerden einiger Innenstadtbewohner anzustimmen. Dem Aufruf von Petra Richter, die im Hexenkostüm und mit Pauke und Megafon gekommen war, zu diesem "Smartmob" - einem Flashmob mit politischer Botschaft - waren aber nur wenige gefolgt. Der erste Flashmob Anfang Oktober endete in einem Protestzug vor das Wohnhaus eines der von den Initiatoren "Lärm-Motzkis" genannten Personen mit "Raus aus Bonn"-Rufen.

Die Veranstaltung gestern blieb auf dem Münsterplatz, dauerte aber auch immerhin rund 20 Minuten.

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