Melbbad in Bonn Investor für Freibad gesucht

POPPELSDORF · Viel Platz und großzügige Flächen gibt es in den Bonner Freibädern. Doch sie zu vermarkten, ist in den meisten Fällen nicht möglich, meint die Stadt.

Im Römerbad und im Rüngsdorfer Freibad dürfe nicht gebaut werden, weil sie im Überschwemmungsgebiet liegen, die Fläche des Freibades Friesdorf sei zu klein, um noch einen Teil an einen Investor abzugeben. Am Ennertbad in Beuel könne zwar "perspektivisch" mal ein Hallenbad entstehen, aber wirklich vermarktbar wäre laut Stadt lediglich eine Teilfläche am Melbbad.

Dabei geht es um eine Randbebauung, denn es handelt sich um den Grünstreifen entlang der Trierer Straße. Ein Terrassen-Neubau an dieser Stelle könnte aber auch die Fläche des maroden Umkleidegebäudes des Melbbades einschließen. Doch die Idee, einem Investor diese Fläche zu überlassen, der dann in den Neubau auch die Schwimmbad-Technik und neue Umkleiden integriert, ist nicht so einfach.

Wie Alfred Beißel, Leiter der Stabsstelle Liegenschaftsmanagement der Stadt Bonn, jetzt im Sportausschuss mitteilte, müsste ein Bauherr dort über 9000 Quadratmeter Wohnfläche errichten, um die von Bäderexperten als notwendig erachteten 1800 Quadratmeter an Umkleide- und Technikräumen sowie Wegeflächen kostenneutral unterzubringen.

Für eine Gastronomie im Bad wären weitere 600 Quadratmeter nötig Doch das bedeutet unterm Strich: "Man bekommt oben die Menge an Bebauung nicht drauf, um die bäderspezifische Einrichtung unten zu kompensieren", sagte Beißel und ist überzeugt: "Ich wüsste nicht, welcher Investor so etwas macht."

Der Kritik von Ratsherr Rolf Beu (Grüne), es seien wieder nur Bedenken geäußert worden, "bis das Projekt kaputt ist", entgegnete Immobilien-Experte Beißel: "Es war genau mein Auftrag, zu prüfen, wie sich das alles rechnen könnte. Und die Zahlen sind, wie sie sind." Deshalb seien auch alle Kontakte mit Investoren im Sande verlaufen.

Doch mit seinem Ergebnis ist das Projekt noch nicht gestorben, denn es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder könne man einem Investor erlauben, mehr als vier Geschosse an der Trierer Straße zu bauen, müsste dafür allerdings das Planungsrecht ändern und mit Klagen von Nachbarn rechnen. Oder aber die Stadt müsste Geld in die Hand nehmen, um eine "Abfederung" der Kosten zu erreichen. Ratsherr Beu scheint die Variante eins zu bevorzugen, denn er sprach schon von einer Geschosshöhe von zehn Etagen an dieser Stelle, die es zu prüfen gelte.

"Ich würde mir eine Randbebauung wünschen, alleine um den Betrieb des Melbbades zu sichern", sagte Sportdezernent Martin Schumacher. Doch von Schumacher ist jemand enttäuscht, der vor eineinhalb Jahren bei ihm im Büro saß und genau diese Lösung besprochen hat. Er heißt Albert Müller, ist Architekt und hat nach eigener Darstellung zwei Investoren für das Projekt Melbbad an der Hand.

"Ich habe damals vorgeschlagen, 7000 Quadratmeter Wohnfläche zu bauen, inklusive Umkleiden. Aber nach dem Termin habe ich nichts mehr von der Stadt gehört." Nach einem Jahr, in dessen Verlauf er den Dezernenten nicht erreichte, habe er aufgegeben.

Wie das Presseamt mitteilte, hatte Schumacher die Unterlagen an das Planungsdezernat weitergegeben. "Wegen der Umfrage zum Bäderkonzept ist das Konzept auf Eis gelegt worden", berichtete eine Sprecherin. Mit dem Bericht von Beißel an den Sportausschuss seien nun die Fallstricke einer möglichen Bebauung genannt worden.

Das Hin und Her um das fragliche Grundstück ließ den ein oder anderen im Sportausschuss ernüchtert zurück. Wie Achim Dehnen, der sich als Vorstand im Stadtsportbund primär mit Zahlen befasst, und der zum GA sagte: "Nach zehn Jahren Nichtstun hat man sein Recht auf Bedenken verwirkt. Man muss jetzt endlich mal machen und nicht nur reden."

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