Razzia in Poppelsdorf Erneut ist Bonn Schauplatz einer Razzia gegen den IS

BONN · Im Zuge einer bundesweiten Aktion durchsuchen die Ermittler auch Wohnungen in Poppelsdorf und führen einen Mann ab

Im großen Stil sind am Samstag Ermittler in mehreren deutschen Städten gegen mutmaßliche Unterstützer der Terrororganisationen "Islamischer Staat" (IS) und "Ahrar al Sham" (IS) vorgegangen. Ein Schauplatz der Razzia war zum wiederholten Male auch Bonn. Diesmal lag der Einsatzort in Poppelsdorf.

Bewaffnete Beamte von Bundeskriminalamt und Polizei öffneten am frühen Morgen die Tür einer Wohnung im Hochparterre eines Studentenwohnheims am Jagdweg. In dem "Familientrakt" leben etwa 50 Studenten mit Kindern. Auch in einem Nebenhaus wurden die Ermittler vorstellig.

Nach Informationen des General-Anzeigers sollen die durchsuchten Wohnräume zwei Brüdern aus dem Libanon gehören. Zumindest einer der beiden, so berichten es Nachbarn, sei von der Polizei abgeführt worden. Ob zur Vernehmung oder in Form einer vorläufigen Festnahme, dazu gab es von der Generalbundesanwaltschaft gestern keine eindeutige Stellungnahme.

Dem Vernehmen nach wollten die Ermittler mit ihrer Aktion einer möglichen Ausreise der Verdächtigen zuvorkommen. Während der Polizeiaktion, die sich bis in den Samstagnachmittag hinzog, hielten sich vor Ort Angehörige der verdächtigen Bewohner auf, darunter mehrere vollverschleierte Frauen. Einige Männer, die sich als Verwandte ausgaben, fielen durch Aggressionen und Drohungen gegenüber Medienvertretern auf.

Die Durchsuchung in Poppelsdorf steht in engem Zusammenhang mit Razzien in 13 weiteren Wohnungen, verteilt auf insgesamt sieben Bundesländer. Der Schwerpunkt der Aktion lag offenbar in Aachen. Dort nahm das BKA den 38-jährigen Tunesier Kamel Ben Yahia S. und den 28-jährigen Russen Yusup G. fest. Ben Yahia S. steht im Verdacht, von Deutschland aus den IS seit Juli 2013 unterstützt zu haben. Konkret wirft die Generalbundesanwaltschaft ihm vor, den Terrororganisationen Kleidung im Wert von über 1100 Euro sowie 3400 Euro Bargeld zur Verfügung gestellt zu haben.

Zudem soll der Mann Reisen von IS-Mitgliedern unterstützt und zuletzt einen 17-jährigen Jugendlichen aus Deutschland über die Türkei zum IS nach Syrien geschleust haben. Der Mitbeschuldigte Yusup G. steht im Verdacht, an der Schleusung maßgeblich beteiligt gewesen zu sein.

Sechs weitere Beschuldigte sollen die beiden Aachener unterstützt haben, einer dieser Beschuldigten sei ebenfalls vorläufig festgenommen worden - möglicherweise handelt es sich um einen der Libanesen aus dem Jagdweg. Den übrigen Beschuldigten werfen die Ermittler vor, Militärbekleidung im Wert von über 130.000 Euro an "Ahrar al Sham" geliefert haben.

Auch von diesen Beschuldigten wurde ein Mann festgenommen. Erst vor anderthalb Wochen hatte die Bonner Kripo auf Ersuchen des Bundesinnenministeriums die Wohnung eines Mannes in Tannenbusch durchsucht, der im Verdacht steht, den IS mit Aktivitäten im Internet unterstützt zu haben. Bonn gilt seit geraumer Zeit als eine Hochburg islamistischer Aktivitäten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort