Lebendiger Advent Ein politischer Auftakt

Poppelsdorf · "Du, unser Gott, lass Hirn vom Himmel regnen", bat Uli Scharf, Leiter des Posaunenchors der Lutherkirche, am Montagabend zwischen blasmusikalischen Interpretationen von "Tochter Zion" und "Fröhliche Weihnacht überall", "Hirn regnen auf diejenigen, die Gewalt und rechte Parolen verbreiten, auf diejenigen, die geschlossene Grenzen und Stacheldraht befürworten."

 Der Lebendige Advent startete gestern vor der Kulisse des Poppelsdorfer Schlosses mit dem Bläserchor der Lutherkirche.

Der Lebendige Advent startete gestern vor der Kulisse des Poppelsdorfer Schlosses mit dem Bläserchor der Lutherkirche.

Foto: Barbara Frommann

Der Auftakt der Aktion Lebendiger Advent vor dem Poppelsdorfer Schloss fiel in diesem Jahr politisch aus. Scharf erinnerte an Maria und Josef, die mühsam und vergeblich nach einer Herberge suchten und zog Parallelen zur aktuellen Flüchtlingskrise. "Wie damals bleiben auch heute Türen verschlossen - als hätte man in über 2000 Jahren nichts gelernt", sagte Scharf.

Trotz Schauern versammelten sich zahlreiche Anwohner und neugierige Passanten für eine 15-minütige Einkehr mit Gebet und Gesang. Weniger Textsichere behalfen sich mit der Taschenlampen-App ihres Smartphones, um die ausgeteilten Liedheftchen zu beleuchten. Zum fünften Mal in Folge lädt die Aktion der Lutherkirchengemeinde in der Bonner Südstadt und Poppelsdorf ein, sich jeden Abend um 18 Uhr vor einer anderen Haustür auf Weihnachten einzustimmen.

"Privatpersonen, Familien und Einrichtungen wie beispielsweise die DRK-Schwesternschaft, die Evangelische Studierendengemeinde, das Domizil am Venusberg, die Kita Luthers Arche oder das Margarete-Grundmann-Haus haben für den Anlass Textlesungen oder Musik vorbereitet", so Pfarrerin Ulrike Veermann. "Bei einem Vortreffen für die Gastgeber im November wurden Anregungen für mögliche Themen gegeben." Am 13. Dezember beispielsweise werde in Skandinavien mit Lichtern das Lucia-Fest gefeiert. "So was könnte man aufgreifen, ist aber kein Muss. Jeder darf sein Adventstürchen gestalten, wie er möchte."

Gemeindemitglied Antje Wasmuth weiß aus Erfahrung, dass die Teilnehmerzahlen variieren. "Mal kommen 20, 30 Leute zusammen, mal nur fünf. Das ist beides schön." Es gehe darum, einfach mal innezuhalten und sich gemeinsam auf Weihnachten vorzubereiten. Besonders in dieser oftmals stressigen Zeit sei es wichtig, kurz stehen zu bleiben und im Augenblick zu verweilen.

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