Die "Wische" in Ippendorf und Poppelsdorf Der vergessene Fluss und das Amt

IPPENDORF/POPPELSDORF · Zuweilen verlegt man die Brieftasche oder die Brille und muss auch schon mal den Haustürschlüssel suchen. Aber ein ganzes Gewässer, das weg ist? Eigentlich kaum zu glauben, und doch: Die Stadt Bonn hat sich sich auf die Suche nach dem mysteriösen unterirdischen Fluss gemacht, der angeblich existieren soll.

 Hoch her ging es Ende September beim Bürgergespräch der Stadt mit Ippendorfer Anwohnern, denen das Wasser bei Starkregen in den Keller läuft. Danach stellte die Stadt weitere Recherchen an.

Hoch her ging es Ende September beim Bürgergespräch der Stadt mit Ippendorfer Anwohnern, denen das Wasser bei Starkregen in den Keller läuft. Danach stellte die Stadt weitere Recherchen an.

Foto: Rolf Kleinfeld

Der Hintergrund dafür ist die feste Überzeugung von hochwassergeplagten Anwohnern in Ippendorf, dass es diesen unterirdischen Fluss namens Wische oder Wiesche wirklich gibt. Sie kenne sogar zwei Leute aus dem Tiefbauamt mit Namen, die unter diesem Fluss lang gelaufen sind, erzählte Anwohnerin Heidi Vogel kürzlich bei einer Bürgerversammlung, zu der die Stadt wegen der Überschwemmungen in den Privatkellern eingeladen hatte.

"Davon wissen wir nichts, das ist nicht aktenkundig", hieß es noch vor Ort. Aber als die Mitarbeiter zurück im Amt waren, begannen laut Stadt intensive historische Recherchen - doch vergeblich. Es ließen sich keine Hinweise finden, teilte das federführende Tiefbauamt mit. Die Geologie des Gebietes lasse keine Rückschlüsse auf einen derartigen unterirdischen Fluss zu.

Auftreten könne in der Hanglage aber Schichtenwasser - also Regenwasser, das den Boden langsam durchsickert und im Hang auf stauenden Schichten unterirdisch abläuft. Zwischen diesem und den überfluteten Kellern gebe es jedoch keinen Zusammenhang, weil es laut Gutachter nur um geringe Mengen geht, die fast immer vorhanden seien und bei Starkregen auch nicht extrem stark anschwellen können.

Doch gibt es den Fluss nun oder nicht? Für die Stadt ist das auch deshalb unwahrscheinlich, weil solche Flüsse Hohlräume benötigen, die nur in Karstgebieten oder Felsformationen auftreten.

Doch da gibt es noch andere Anhaltspunkte. Im Melbtal gab es früher eine Brauerei und später eine Eisfabrik, dort wo heute die beiden Hochhäuser stehen. Wo heute das Melbbad liegt, war die alte Poppelsdorfer Mühle, mit angrenzendem Mühlteich. Aus welchem Wasser sie gespeist wurde, ist unklar. Klar ist aber, dass damals die Bäche oberirdisch durch den Ort flossen und nicht in Rohre gezwängt waren.

Dass die Stadt jedoch nicht alles weiß, was im Untergrund passiert, zeigt eine Begebenheit aus dem Jahr 2005. Da stellte die Stadt fest, dass es eine bisher unbekannte Verbindung zwischen einem Kanal der Trierer Straße und dem Bachlauf des Engelsbachs gab. Bemerkt wurde es, weil es im Bach unangenehm roch - wegen des Abwassers, das sich im Zuge einer Aufstauung einen anderen Weg gesucht hatte.

Alte Ippendorfer kennen auch noch das Pumpenhaus, von wo aus Wasser in den früheren Wasserturm am heutigen Bernhard-Berzheim-Platz gepumpt wurde. Das Wasser kam jedoch über eine Leitung dort an, stellte die Stadt nun klar. Dem Verdacht, dass seit dem Neubau des Smetana Carrés in Ippendorf illegal Grundwasser abgepumpt werde, will die Stadt noch nachgehen, auch durch eine Befahrung des Kanals mit einer Kamera. Die Anwohner hatten sich beklagt, der Grundwasserspiegel sei früher tiefer gewesen und habe sich durch den Neubau an der Ferdinandstraße verändert.

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