Botanischer Garten Blumen und Bäume blühen früher

POPPELSDORF · Glockenblumen, Veilchen und Mandelbäume: Seit Wochen sind bunte Farbtupfer im Stadtbild zu beobachten, mitten im kalendarischen Winter. Was ist los mit der Natur? Blühen die Blumen immer früher?

 Auch ein schöner Anblick im Botanischen Garten: die Vorfrühlings-Alpenveilchen.

Auch ein schöner Anblick im Botanischen Garten: die Vorfrühlings-Alpenveilchen.

Foto: Barbara Frommann

Im Botanischen Garten finden sich tropische und subtropische Pflanzen außerhalb der Gewächshäuser, Palmen, Farne und mediterrane Obstbäume. Bisher war der Winter mild, und auch der Schneefall Ende Januar war für die Vegetation nicht dramatisch. Für Pflanzen biete die Schneedecke sogar einen gewissen Schutz gegen Nässe, Kälte und Wind, weiß Wolfram Lobin, der Kustos des Gartens in Poppelsdorf.

Pflanzen seien gegen Minusgrade wesentlich unempfindlicher als gemeinhin angenommen werde. Trockene Kälte mache den meisten Arten nichts, kurze Kältephasen überbrückten sie problemlos. Wenn die Bedingungen wieder günstiger würden, blühten sie weiter auf, erklärt der Biologe.

Gibt es denn Anzeichen einer früheren Blüte durch die Klimaerwärmung? "Ja, gefühlt war es ab Mitte Januar wieder mal ein bisschen früher", sagt Lobin mit Blick auf Schneeglocken und Krokusse der Frühblüherabteilung des Botanischen Gartens. Und auch der wohlriechende Schneeball blühte und duftete schon seit Mitte Dezember etwas früher als sonst. Am Bittermandelbaum, einem für Februar typischen Frühblüher des Mittelmeerraumes, sprießten bereits in der dritten Kalenderwoche einzelne Knospen. Lobin hat dies auch schon bei einigen Zierkirschen beobachtet. Unter den Blumen seien besonders die Narzissen früh dran gewesen.

Dennoch sind solche Effekte nicht ungewöhnlich, versichert der Experte. Beispielsweise begünstigte eine halbe Stunde mehr Sonnenlicht pro Tag die Blüte der an einem Mäuerchen exponierten Glockenblumen. Ein solcher Mikrostandort war wohl auch für die Frühblüher am Alten Zoll vorteilhaft, die dort Mitte Januar gesichtet wurden - vielleicht durch eine höhere Bodentemperatur im Zusammenhang mit der Kanalisation, vermutet Lobin. Geschützte Stadtlagen bieten für Pflanzen andere Verhältnisse als Standorte auf freiem Feld. Auf die Blütephase wirke also ein Zusammenspiel von Faktoren, die Temperatur sei dabei nicht immer allein ausschlaggebend, erläutert der Biologe.

Deswegen sei es schwierig, einen Zusammenhang mit dem Klimawandel zu definieren. "Einen Effekt gibt es sicher, aber wir können ihn nicht quantifizieren", sagt Lobin. Phänologisch wird der Frühling, der meteorologisch am 1. März beginnt, in drei Phasen untergliedert: Sie reichen vom Blühbeginn der Schneeglöckchen bis zur Apfelblüte Mitte April. Dabei ist der Blütezeitpunkt von Apfelbäumen über Jahrzehnte an vielen Standorten gut dokumentiert. Um eine signifikante Veränderung der Blühphasen durch globale Erwärmung festzustellen, bedürfe es aber Beobachtungsreihen über mehr als hundert Jahre, so Lobin.

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