Zerfallserscheinungen bei Bogida Pegida verkündet Trennung von Sprecherin Melanie Dittmer

BONN · Zerfällt die umstrittene Pegida-Bewegung ("Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes") im Rheinland nach vier Kundgebungen wegen interner Streitereien? Aktuelle Meldungen aus dem Kreis der Organisatoren lassen dies als möglich erscheinen.

 Bogida-Sprecherin Melanie Dittmer am 22. Dezember auf dem Markt.

Bogida-Sprecherin Melanie Dittmer am 22. Dezember auf dem Markt.

Foto: Volker Lannert

Unabhängig davon ist indes offenbar klar: In Bonn wird es bis auf weiteres keine Demonstration der Gruppe geben.

So bestätigte einerseits am Dienstag ein Sprecher der Polizei auf GA-Anfrage, dass der Behörde derzeit keine Anmeldungen vorliegen. Dass sich Pegida - deren Bonner Ableger sich Bogida nennt - nach den beiden Bonner Veranstaltungen im Dezember bis auf weiteres aus der Bundesstadt zurückzieht, war zudem zuletzt aus einer Pressemitteilung herauszulesen.

Darin teilte Sprecherin Melanie Dittmer mit, man werde sich ab sofort auf Düsseldorf als Veranstaltungsort konzentrieren. Bereits vom kommenden Montag an solle nahe dem Landtag demonstriert werden, danach gehe es dort im Wochenrhythmus weiter. "Die Veranstaltungen wurden dort im Voraus für das ganze Jahr angemeldet", teilte sie unter Berufung auf das Sicherheitskonzept und die "gute Zusammenarbeit mit der Polizei" mit. "Wir werden zusammen weitermachen und das Ganze im Sinne Pegidas organisieren", heißt es in ihrer Pressemitteilung.

Am Dienstagmittag tauchte im Internet dann eine weitere Mitteilung auf, die am Abend wieder verschwunden war. Darin verkündete die Gruppe "Pegida NRW" die Trennung von Pressesprecherin Melanie Dittmer, die "weiterhin keine führende Rolle in der Organisation" einnehmen werde. "Nach inneren Streitigkeiten, aber auch inhaltlichen Differenzen, was die Ausrichtung und Parteilichkeit von Pegida angeht, sind wir sowohl vor Ort als auch in Rücksprache mit der Orga in Dresden zu dem Schluss gekommen, dass dieser Schritt notwendig ist", hieß es darin wörtlich. Man distanziere sich von weiteren Veranstaltungen, die von Dittmer in Düsseldorf angemeldet werden, hieß es weiter.

Dittmer gab sich indes unverdrossen und sagte dem GA, sie werde sich "notfalls ein anderes Team suchen". Als "Rückzug" angesichts der großen Zahl der Gegendemonstranten will sie den vorläufigen Verzicht auf Bonner Veranstaltungen jedenfalls nicht verstanden wissen.

Offenbar hatte sich der interne Streit am Montag bei der Demonstration in Köln entzündet, als es darum ging, ob man gegenüber der Polizei auf dem geplanten Umzug bestehen soll. Zuvor war es schon in Düsseldorf zu Differenzen unter den Pegida-Akteuren gekommen. Anlass waren Medienberichte über die Vergangenheit der Mitstreiterin Dittmer in der rechtsextremen Szene gewesen. Über ihren Werdegang berichtet die 36-Jährige heutzutage ebenso freimütig wie über ihr jetziges Vorstandsamt bei der rechtspopulistischen Partei Pro NRW. Letztere hatte sich die geistige Urheberschaft für die ganze Pegida-Bewegung nach deren Erfolgen in Dresden auf die eigenen Fahnen geschrieben. Nachfolger Dittmers als Sprecher von Pegida NRW soll laut Mitteilung übrigens Sebastian Nobile werden, der wie Dittmer selbst Mitglied in Organisationen am rechten Rand war.

Abzuwarten bleibt nun, wie sich die Trennung im Pegida-Lager auf künftige Kundgebungen insgesamt auswirkt. Angesichts des Verzichts auf Aktivitäten in Bonn sagte Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch gestern: "Die von Pro NRW unterstützte Gruppierung scheint sehr schnell gemerkt zu haben, dass sie in Bonn keinen Widerhall findet. Das ist ein gutes Zeichen für die starken demokratischen, weltoffenen Kräfte in unserer Stadt."

Ähnlich äußerte sich Susanne Rohde vom Bündnis "Bonn stellt sich quer". Zugleich ist sie sich sicher: "Die inhaltliche Auseinandersetzung mit Pegida wird auch in Bonn weitergehen."

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