Bonner Friedhöfe Stadt will auf Nordfriedhof roden

BONN · Der Sparhammer macht auch vor den Bonner Friedhöfen nicht halt. Das Amt für Stadtgrün will auf einer Fläche von 1500 Quadratmetern auf dem Nordfriedhof Hecken und Büsche roden. Eine Aktion, die grundsätzlich zwischen dem 1. Oktober und 31. März zulässig ist.

Alles in allem koste die Maßnahme rund 75 000 Euro, sagte Abteilungsleiter Peter Kießling auf GA-Nachfrage. Begrünt werden soll die Fläche später mit Rasen.

Als Grund für die Rodung nannte er unter anderem den hohen Pflegeaufwand der Hecken und Büsche auf dem 21 Hektar großen Nordfriedhof. Die jetzt zur Rodung anstehenden Hecken im neueren Teil des Friedhofes zwischen Antilopenweg und Kölnstraße seien obendrein überaltert. Kießling verwies auf eine Ratsbeschluss von April 2013, nachdem der Stadtrat die Verwaltung ausdrücklich dazu aufgefordert habe, vor dem Hintergrund der hohen Friedhofsgebühren "pflegereduzierende Maßnahmen unverzüglich umzusetzen".

"Da haben wir verschiedene Möglichkeiten", erklärte Kießling, "wir können die Hecken auch auf Stock setzen, dass sie nur noch sehr langsam nachwachsen. Das haben wir auf dem Südfriedhof gemacht". Aufgrund des Alters der Hecken und Büsche auf dem Nordfriedhof müsse man dort aber komplett roden. Kießling ist überzeugt, dass das auch im Sinne vieler Friedhofsbesucher ist: "Das Areal wird übersichtlicher", sagte er und verwies auf die Angst vor allem älterer Besucher vor Überfällen.

Vize-Bezirksbürgermeister Wolfgang Maiwaldt, bis Ende der vorigen Wahlperiode Auerberger Ratsherr und umweltpolitischer Sprecher der CDU, überzeugt das Argument nicht. "Dann müsste man an den meisten Wegen und in den Parks die Büsche und Hecken entfernen", meinte er. Er habe mit Entsetzen von der Absicht des Amtes für Stadtgrün erfahren, die für ihn einem Kahlschlag gleichkomme. "Hecken haben doch einen hohen ökologischen Wert. Sie bieten Lebensraum für Pflanzen und Tiere", kritisierte er die geplante Rodung. "So war unser Beschluss damals mit Sicherheit nicht gemeint." Zumal auch die weitaus weniger ökologisch wertvollen Rasenflächen gemäht werden und dafür wiederum teure Großrasenmäher angeschafft werden müssten.

Kießling verteidigt die Rodung: "Auf dem Nordfriedhof gibt es genügend Büsche und Hecken. Der ganze Friedhof besteht doch aus Grün", sagte er. Maiwaldt dagegen hat Sorge, dass die "historische Anlage" der Friedhöfe nach und nach aus den Fugen gerät. Hinsichtlich des Kostenarguments und der in Bonn schon sehr hohen Friedhofsgebühren meinte er, "ich fände es richtig, wenn die Friedhofsflächen dem öffentlichen Grün zugeschlagen und die Kosten damit nicht mehr auf die Friedhofsgebühren umgelegt würden". Schließlich seien Friedhöfe auch Naherholungsgebiete und beliebt bei Spaziergängern. Ein Vorschlag, den der Kämmerer stets abgelehnt habe.

Und noch etwas ärgert den CDU-Politiker: "Wenn die Stadt Bonn dringend sparen muss, dann verstehe ich nicht, dass für die Friedhofsverwaltung auf dem Poppelsdorfer Friedhof ein neues Büro gebaut werden soll". Bis zu 180 000 Euro soll es nach GA-Informationen kosten. Doch auch dafür hat Kießling eine Erklärung. Das derzeitige Büro im ehemaligen Friedhofsverwalter-Wohnhaus am Stationsweg befinde sich zu weit weg von der Unterkunft der Gärtner auf dem Friedhofsareal. Es sei zudem sanierungsbedürftig.

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