Verbot der Altstadtparty Party-Aus wird heiß diskutiert

BONN · Das Thema Lärmbelästigung ist in Bonn ein viel diskutiertes. Beim Online-Auftritt des General-Anzeigers ist das Verbot der Altstadtparty an Rosenmontag eines der meistkommentierten aller Zeiten: Mehr als 150 Leser meldeten sich bis zum gestrigen Abend zu Wort.

Auf vielen Karnevalsveranstaltungen und rund um das Frankenbad sprachen am Wochenende viele über das Aus für die karnevalistische Reggae-Fete.

Für ein älteres Ehepaar, das direkt am Frankenbad wohnt, ist der Musikstil eines der größten Probleme. "Wir wollen niemandem das Feiern vermiesen, aber die Bässe dröhnen so stark, dass selbst unsere Schallschutzfenster nichts bringen." Sie seien selber im Karneval aktiv, aber die Party habe damit nur noch wenig zu tun. "Am schlimmsten ist es, wenn in die Hauseingänge gepinkelt wird", sagten sie. Das alles müsse geordneter zugehen.

Die Funktionäre der Bonner Karnevalsfamilie reagierten sehr unterschiedlich. "Was hat eine Reggae-Party mit Karneval zu tun?" fragt Michael Cronenberg, Präsident der Endenicher KG Narrenzunft. Gerade an einem Tag, an dem Karnevalsbrauchtum stattfindet, brauche man so eine Veranstaltung nicht. "Generell Partys zu verbieten, halte ich natürlich für falsch."

Wilfried Klein, erster Vorsitzender der Großen Dransdorfer Karnevalsgesellschaft, kritisiert das Vorgehen der Verwaltung: "Die Stadt ist jetzt wieder vor dem Prozessrisiko eingeknickt." Ein Merkmal von Karneval sei, dass über die Stränge geschlagen würde. Da sei es egal, ob das nun eine traditionelle Karnevals- oder eine Reggaeparty ist. "Wenn Rosenmontag auch noch zum Lärmthema wird, sind wir bald am Ende mit dem Brauchtum", so Klein.

"Dass eine Party abgesagt werden muss wegen der Anwohner, kann ich nicht verstehen", schließt sich Marc Jakobs, Corpsintendant und zweiter Vorsitzender der Bonner Stadtsoldaten, dieser Ansicht an. "Zum Karneval gehören auch Partys." Durch die bringe man auch die Jugend ans Brauchtum. "Die Demo als Alternative ist ein netter Versuch. Aber dann bringen sich die Leute den Alkohol selber mit."

Die Folge seien viele Scherben und Dreck auf dem Platz. "Das kann's ja auch nicht sein." Dass die Stadtsoldaten nicht von dem Partyverbot begeistert sind, hat seinen Grund: "Wir hatten ja letztes Jahr auch damit zu kämpfen." Damals stand das Fortbestehen des Festzeltes auf dem Münsterplatz wegen Lärmschutzklagen auf der Kippe. Auch Dieter Wittmann, Präsident des Regionalverbandes Rhein-Sieg-Eifel des Bundes deutscher Karneval, kann kein Verständnis für die Entscheidung der Stadt aufbringen. "An Karneval sollte man mal ein Auge zudrücken." Wittmann sieht eine bedenkliche Entwicklung: "Allmählich wird ein bisschen übertrieben mit den Einsprüchen der Bürger."

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