Bonn Nordschule zieht wegen Baustelle um in die Marienschule

BONN · So hatten sich viele Kinder und Eltern der Nordschule den Start ins neue Schuljahr wohl nicht vorgestellt. Anstatt die Klassenzimmer im über die Sommerferien neu aufgestellten Container-Schulhaus an der Graurheindorfer Straße in Beschlag nehmen zu können, wanderten die Grundschüler mit ihren Lehrern in die unweit gelegene Marienschule an der Heerstraße.

 Vor dem eingerüsteten Altbau der Gesamtschule warten Eltern und Kinder der ebenfalls auf dem Areal beheimateten Nordschule auf den Abmarsch zur Marienschule.

Vor dem eingerüsteten Altbau der Gesamtschule warten Eltern und Kinder der ebenfalls auf dem Areal beheimateten Nordschule auf den Abmarsch zur Marienschule.

Foto: Lisa Inhoffen

Die Schulkonferenz hatte, wie berichtet, am Dienstag kurzfristig in Absprache mit dem städtischen Gebäudemanagement (SGB) entschieden, die Kinder aus Sicherheitsgründen noch nicht in den Containerklassen zu unterrichten. Sie dienen in den nächsten Jahren als Provisorium, weil die Stadt Bonn auf dem Areal einen Erweiterungsbau für die dort ebenfalls beheimatete Marie-Kahle-Gesamtschule und einen Neubau für die Nordschule errichten will.

Schulleiter Thomas Kipper, der die einzügige Nordschule mit 116 Kindern und die Marienschule (238 Schüler) im Verbund führt, wartete am frühen Morgen bereits am Eingang zur Nordschule, um die Kinder in Empfang zu nehmen. Viele kamen in Begleitung der Eltern. Kipper wurde nicht müde, den Eltern zu erklären, dass ihre Kinder diese Woche an der Marienschule normalen Unterricht erhielten und dort wie gewohnt zu Mittag essen könnten und am Nachmittag betreut würden. Allerdings müssten alle zusammenrücken, aber für einige Tage sei dies durchaus möglich.

"Wir haben über eine Telefonkette am Dienstag mehr als 90 Prozent unserer Eltern erreicht", sagte Kipper. Er habe ihnen auch freigestellt, die Kinder zu Hause zu lassen, falls sie ihnen den Weg zur Marienschule nicht zutrauten. "Das würden wir in dem Fall tolerieren", erklärte der Schulleiter. Er gehe aber davon aus, dass die meisten Familien ihre Kinder zur Schule schickten. "Das Gros der Väter und Mütter ist berufstätig." Auf die Frage, warum die Eltern erst so kurzfristig über den Umzug informiert worden seien, antwortete er: "Das SGB hatte uns zugesagt, dass bis Schulbeginn alles fertig ist." Erst am Dienstag sei klar geworden, dass dies nicht gelingen könne, deshalb habe er die Schulkonferenz einberufen, die sich einvernehmlich gegen eine Nutzung ausgesprochen habe.

Elternvertreter Hanns Pützer bestätigte das. "Uns erschien es vor allem angesichts des Zustands des Schulhofes zu gefährlich, die Grundschüler in die Containerklassen zu lassen", sagte er. Er wisse, dass viele Eltern kein Problem damit hätten, dass die Nordschule jetzt für einige Tage auf die Marienschule ausweichen müsse. Das gilt auch für die I-Dötzchen, die heute in der Kirchengemeinde Sankt Josef ihren ersten Schultag erleben werden.

Ein anderer Vater, Erich Seyfarth, zeigte sich mit der Entscheidung der Schulkonferenz zwar ebenfalls einverstanden. Aus seiner Sicht hätte die Baustelle indes rechtzeitig abgeschlossen werden können. "Ich wohne gleich gegenüber und habe manchmal tagelang niemanden auf der Baustelle gesehen", beklagte er. Sabine Kreutzer nimmt das SGB in Schutz. "Viele Arbeiten wurden innerhalb der Gebäude erledigt, das ist nicht immer sichtbar", sagte die Leiterin der Gesamtschule, die im Gegensatz zur Nordschule gestern den Unterrichtsbetrieb in den Containerklassen wie geplant aufgenommen hat. "Unsere Schüler sind ja älter und können besser Acht geben", erklärte sie.

Dem städtischen Presseamt zufolge sollen die Grundschüler Anfang nächster Woche zurückkehren können. Als Grund für die Verzögerung nannte die Stadt Bonn "das doch zu enge Zeitfenster der sechswöchigen Sommerferien."

Das Bauvorhaben

Auf dem von der Marie-Kahle-Gesamtschule und Nordschule gemeinsam genutzten rund 13.000 Quadratmeter großen Areal an der Graurheindorfer Straße soll für beide Schulen jeweils ein Neubau errichtet werden. Außerdem soll der Altbau, in dem zuvor eine Hauptschule untergebracht war und seit fünf Jahren die Gesamtschüler lernen, saniert werden. Die Kosten für das Gesamtprojekt liegen bei rund 25 Millionen Euro.

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