Falschabbieger auf Gleisen Immer wieder müssen Autos am Kaiser-Karl-Ring geborgen werden

BONN · Es passiert immer wieder an genau dieser Stelle, mit schöner Regelmäßigkeit: Autofahrer biegen am Kaiser-Karl-Ring/Ecke Graurheindorfer Straße falsch ab und landen mit ihrem Wagen im Gleisbett, dass der Straßenbahn der Linie 61 vorbehalten ist.

 Anstatt links abzubiegen, wie es der silberne Wagen macht, folgen Autofahrer immer wieder den Schienen (roter Pfeil).

Anstatt links abzubiegen, wie es der silberne Wagen macht, folgen Autofahrer immer wieder den Schienen (roter Pfeil).

Foto: Rolf Kleinfeld

Erst am Donnerstagabend war es eine ältere Frau, der das beim Linksabbiegen passierte (der GA berichtete). Der Wagen musste mit großem Aufwand von einem Spezialkran geborgen werden, die ÖPNV-Kunden guckten wieder einmal in die Röhre, weil alle Straßenbahnen auf der Strecke stoppen mussten. Kein Einzelfall, nach Angaben eines SWB-Mitarbeiters passierte das schon vier Mal in den letzten vier Wochen.

Spurensuche vor Ort: Für Linksabbieger, die sich vor der Josephkirche aufgestellt haben, gibt es in der Tat zwei Einfahrten - einmal der Linksschwenk in die Graurheindorfer Straße quasi als "äußere Variante", links daneben liegt die etwas breitere Zufahrt für die Straßenbahn (im Foto: roter Pfeil). Und jetzt beginnen die Mutmaßungen: Wer abends unterwegs ist wie die Frau mit Siegburger Autokennzeichen, die sich offensichtlich nicht auskannte, mag durchaus beide Einfahrten verwechseln, zumal im Dunkeln die Schienen schlecht zu sehen sind und die Fahrbahnmarkierungen noch viel schlechter.

Das erscheint vor allem dann plausibel, wenn die Ampel für Linksabbieger gerade Grün zeigt und ankommende Fahrzeuglenker wenig Zeit für ihre Entscheidung haben, welchen Weg sie nehmen sollen. Wenn dann noch das Navi befiehlt, "jetzt" abzubiegen, ist es schnell passiert.

Doch es gibt noch andere Ursachen als Unkonzentriertheit, Dunkelheit und Navi-Hörigkeit. Als genau jenes Malheur vor rund einem Jahr einem 27-jährigen Mann passierte, stellte die Polizei fest, dass er 1,5 Promille im Blut hatte. Auch im Februar 2012 ein ähnliches Bild.

Einer 26-jährigen Frau, die ein Stück weiter von der Husarenstraße nach rechts in die Graurheindorfer Straße abbiegen wollte und in die Gleise geriet, wiesen die Beamten 1,7 Promille nach. In beiden Fällen einte die Fahrer, dass sie offensichtlich ihr Pech nicht fassen konnten und erst mal aufs Gas traten, um sich wieder aus der Falle zu befreien. Beide fuhren noch rund 100 Meter weiter, bis ihre Wagen im Gleisschotter stecken blieben.

Stadtwerke-Mitarbeiter haben sich die fraglichen Fallen immer wieder angesehen und überlegt, wie man Abhilfe schaffen kann, berichtet SWB-Sprecher Werner Schui. Dennoch sei grundsätzlich zu konstatieren: "Wer wachen Auges unterwegs ist, dem entgeht eigentlich nicht, wo er langfahren muss." Die Polizei, in deren Statistik solche Falschfahrten unter der Rubrik "sonstige Sachschäden" immer nur dann auftauchen, wenn Verletzte oder größere Schäden zu beklagen sind, sieht in der Sachlage kein besonderes Problemfeld. Wäre es eines, würde es einen intensiven Austausch mit den Stadtwerken geben, sagt Polizeisprecher Christoph Schnur.

Hier kracht's im Gleisbett
Für die Stadtwerke ist das falsche Abbiegen ins Gleisbett der Straßenbahn inzwischen zum Alltagsgeschäft geworden. Im vorigen Jahr ist das 21 Mal in Bonn passiert, im neuen Jahr bereits zwei Mal, berichtete die Stadtwerke-Pressestelle. Dabei gibt es fünf Orte, an denen Autofahrer immer wieder falsch abbiegen:

  • Kaiser-Karl-Ring/Graurheind. Str.
  • Husarenstraße/Graurheind. Str.
  • Nordbrücke/Graurheindorfer
  • Hausdorffstraße/Reuterstraße/Bonner Talweg
  • St. Augustiner Str./Rathausstr.
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