Begegnungsstätte am Blumenhof Hausverbot für Marianne Pitzens Schutzgöttin

BONN · Marianne Pitzen hätte ihrer "Senta für Blu" besser noch ein Bild "Wir müssen leider draußen bleiben" gebastelt. Denn die Skulptur, die sie für die Besucher der Seniorenbegegnungsstätte Blumenhof ("SenTaBlu") gestaltet hat, durfte nicht ins Gebäude. "So etwas ist mir auch noch nicht passiert", sagte die Direktorin des Frauenmuseums und stellte die Patronin einfach neben die Eingangstür.

 Marianne Pitzen führt mit ihrer Papierskulptur "Senta für Blu" die Prozession zur Seniorenbegegnung Blumenhof an.

Marianne Pitzen führt mit ihrer Papierskulptur "Senta für Blu" die Prozession zur Seniorenbegegnung Blumenhof an.

Foto: Horst Müller

"Gestern haben wir erfahren, dass die Figur nicht ins Haus darf", ergänzte Curt Delander vom Verein Bonner Nordstadt. Die Stadt habe das Aufstellen der "Senta" aus Brandschutz und Sicherheitsgründen untersagt.

Dabei sollte die Matrone aus Papier von einem Ehrenplatz im Haus den Besuchern Mut und Zuversicht geben, dass die Begegnungsstätte über die Jahreswende hinaus bestehen bleibt. Derzeit wird händeringend ein neuer Träger für die Einrichtung gesucht, die von rund 60 Senioren einmal in der Woche besucht wird. Jeden Tag kommen zudem etwa 30 ältere Bonner zum Mittagessen in das Haus am Blumenhof. "Wir wollen, dass diese zentrale Begegnungsstätte dort erhalten bleibt, wo die Senioren wohnen", sagte Delander. Am 2. September wird der Sozialausschuss über die Zukunft von "SenTaBlu" entscheiden. "Die Hausgöttin soll die Senioren gegen Vertreibung aus ihrem lieb gewonnen und dringend benötigten Zufluchtsort schützen", wünscht sich Marianne Pitzen.

"Senta für Blu" besitzt eine verblüffende Ähnlichkeit mit den Matronen aus römischer Zeit, die in Bonn verehrt wurden. Sie kamen stets zu dritt, doch die älteste von ihnen war die weise Frau, deren Wissen über Leben und Tod in ihrer Haube gespeichert war.

In einer Prozession wurde die Göttin vom Frauenmuseum bis zur Begegnungsstätte getragen. Unterwegs warb die kleine Gruppe mit Flyern für ihre Aktion. Darin stand der Wunsch des Vereins Bonner Nordstadt: "Gnädige Senta für Blu, schütze unsere armen alten Frauen und Männer vor jeder Art von Unbill, ganz besonders vor ungerechten Entscheidungen des Bonner Stadtrates. Schütze und stärke unsere leidgeprüften, von Vertreibung bedrohten Senioren und gib dem Rat der Stadt die notwendige Weisheit." Nach dem kurzen Ausflug zum Blumenhof kehrte die Schutzgöttin unverrichteter Dinge wieder zurück ins Frauenmuseum. Dort hat sie jetzt ihren Platz gefunden.

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