Informationen zur Lebensmittelverschwendung Das Mindesthaltbarkeitsdatum trügt

BONN · Sobald das Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen ist, wird der Joghurt weggeschmissen. Dabei ist das Produkt in der Regel noch problemlos genießbar, sagt Anne-Catrin Hummel von der Welthungerhilfe. "Das Datum ist keine rechtliche Norm, sondern wird vom Hersteller bestimmt."

 Ann-Kathrin Voge (l.) mit Referentin Anne-Catrin Hummel von der Welthungerhilfe.

Ann-Kathrin Voge (l.) mit Referentin Anne-Catrin Hummel von der Welthungerhilfe.

Foto: Stefan Knopp

Der profitiere von diesem Wegwerfverhalten. Die Initiative "Genießt uns", der die Welthungerhilfe angehört, will deshalb erreichen, dass auf Produkten auch das Herstellungsdatum vermerkt wird. Damit sollen Verbraucher die Mindesthaltbarkeit besser überprüfen können.

Hummel referierte am Mittwochabend im Bonner Weltladen über Lebensmittelverschwendung - eine Veranstaltung im Zuge der Woche der Welthungerhilfe, die unter dem Titel "Die Welt IsSt nicht gerecht! Ändern wir's" Aktionen in ganz Deutschland durchführt. Viele Millionen Tonnen Lebensmittel, erfuhren die Zuhörer durch einen einführenden Film, werden jährlich in Deutschland unnötig weggeworfen, vor allem von Discountern, Verbrauchern und der Gastronomie. Das bedeute, dass die für die Produktion verwendeten Ressourcen, vor allem Wasser, vergeudet seien und zum Beispiel in den Entwicklungsländern sinnlos Boden ausgebeutet und Wald abgeholzt werde.

Die Lebensmittelverschwendung müsse man zum einen in den Verbraucherländern bekämpfen: Hummel kritisierte, dass die Bundesregierung zwar 2012 beschlossen habe, bis 2020 die Verschwendung um die Hälfte zu reduzieren, einen Plan für die Umsetzung bislang aber schuldig bleibe. Die Initiative, der neben der Welthungerhilfe auch der WWF, der Bundesverband der Tafeln, der Verein United against Waste, die Initiative Foodsharing und die Verbraucherzentrale NRW angehören, hat erstmals einen Preis ausgelobt.

Unternehmen, Landwirte und Gastronomen werden dafür honoriert, dass sie überschüssige Lebensmittel nicht wegwerfen, sondern weiterverarbeiten oder den Verbrauch reduzieren. Zum anderen müsse "entlang der gesamten Wertschöpfungskette" effizienter gearbeitet werden. Das betreffe etwa die wirkungsvolle Lagerung von landwirtschaftlichen Produkten und eine effizientere Logistik. Insbesondere in Entwicklungsländern verderbe Essen oft schon beim Transport.

Zuletzt müsse das fair gehandelte Angebot in Supermärkten nicht die Ausnahme sein, sondern zum "Mainstream" werden, damit die Produzenten für ihre Arbeit gerecht bezahlt werden.

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