Ludwig-Erhard-Berufskolleg Anti-Drogen-Messe beendet Projekt zum Thema Sucht

BONN · Das Ludwig-Erhard-Berufskolleg sagt Drogen den Kampf an. Erstmals, aber nicht zum letzten Mal, führten jetzt Jugendliche der Einjährigen Handelsschule (EHS) 2 ein Projekt durch, das gestern in einer Anti-Drogen-Messe gipfelte.

 Den Schlüssel in das Schlüsselloch zu stecken, ist mit einer "Rauschbrille", die den Blick vernebelt, gar nicht so einfach, muss Schüler Midhat feststellen.

Den Schlüssel in das Schlüsselloch zu stecken, ist mit einer "Rauschbrille", die den Blick vernebelt, gar nicht so einfach, muss Schüler Midhat feststellen.

Foto: Knopp

Dort konnte man sich Fragen beantworten lassen, sich über rechtliche und gesundheitliche Folgen von Alkohol- und Drogenkonsum informieren und einen "Rauschbrillen"-Parcours durchlaufen. Das alles hatte die Klasse im Laufe der Woche vorbereitet.

Sie sollen als Multiplikatoren für Mitschüler und Familien dienen, sagte Beratungslehrer Markus Faßbender. Er hatte das Projekt zusammen mit Lehrerin Stefanie Schmidt in die Wege geleitet, war mit den Schülern zum Beispiel in die LVR-Landesklinik und in die Suchthilfestelle der Pauke gefahren.

Dort trafen sie auch auf Betroffene, die von ihrem Weg in die und aus der Abhängigkeit berichteten. Einige hätten es einfach mal ausprobieren wollen, sagte Aemal (17). Die Betroffenen hätten ihnen auch geschildert, wie die Abhängigkeit auch ihrem sozialen Umfeld geschadet hätten. "Sie haben uns geraten, gar nicht erst mit Drogen anzufangen", berichtete Mücahit (17). Er fand es sehr mutig, dass diese Leute so offen darüber gesprochen hätten.

Eine von ihnen ist Petra Wirtz, die seit dem 21. Lebensjahr drogenabhängig war, dann nach 25 Jahren die Therapie wagte und seit fünf Jahren clean ist. "Den Schritt machen viele nicht", sagte sie. Auch sie sei ganz unten gewesen und habe auf der Straße gelebt. "Da kommt nicht jeder wieder hoch." Sie wünsche sich, dass sich mehr Eltern von Teenagern damit befassen. "Sie sollten auch mal sehen, was alles passieren kann." Und sie sollten die Symptome verschiedener Drogen erkennen können.

"Ich bin froh, dass ich dabei sein und Hilfestellung geben kann", sagte Wirtz. Im Kontakt mit den Betroffenen sollten die Schüler Berührungsängste abbauen, erklärte Dieter Lee von der Pauke. Der Abschreckungseffekt stehe dabei nicht im Vordergrund: "Lerne dein Limit kennen", laute heute die Devise.

Daneben waren auch Vertreter der Vereine "pro familia", "update" und die Frauenberatungsstelle TuBF vertreten. Frauen würden oft Drogen konsumieren, "um schlimme Erfahrungen zu dämpfen", sagte Therapeutin Christel Schlör von TuBF. Dabei gehe es oft um Traumata nach sexuellen Gewalterfahrungen, die man besser mit einer Beratung als mit Drogen bewältigen sollte

Zur Messe gehörte auch die Erfahrung mit der "Rauschbrille": Dafür musste man einen Parcours durchlaufen, wobei die Sicht durch eine Brille verschwommen wurde, die laut Polizeihauptkommissar Lorenz Wüsten vom Kommissariat für Kriminalprävention und Opferschutz einen Alkoholspiegel von 1,3 Promille im Blut simuliert. Gar nicht leicht, auf einer geraden Linie zu gehen, mit einer gelben Sackkarre - dem "Ferrari des Chefs" - einen abgesteckten Weg abzufahren, ohne die Markierungen umzustoßen, und am Ende ein Schloss aufzuschließen.

Zu all dem sollten die Schüler am Ende auch einen Fragebogen ausfüllen. Die Ergebnisse werden von den Schülern evaluiert. Außerdem will Faßbender mit einer Klasse ein Experiment wagen: Einen Monat lang sollen alle Schüler ohne Alkohol- und Drogenkonsum auskommen, und das wird regelmäßig getestet. Wenn sie bestehen, gibt es Prämien. "Ist aber auch nur eine Probe positiv, ist die ganze Klasse raus."

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