Sportpark Nord - Bonns Sportoase 160.000 Quadratmeter große Sportwelt

BONN · Aus der Vogelperspektive: Der Sportpark Nord ist Bonns Zentrum für Breiten- und Leistungssport - und stets sanierungsbedürftig.

 Aus der Vogelperspektive: Der Sportpark Nord ist Bonns Zentrum für Breiten- und Leistungssport - und stets sanierungsbedürftig.

Aus der Vogelperspektive: Der Sportpark Nord ist Bonns Zentrum für Breiten- und Leistungssport - und stets sanierungsbedürftig.

Foto: Volker Lannert

Sonnenschein, der Duft von frisch gemähter Wiese in der Luft und das sauber gepflegte Grün in den beiden Kurven vor Augen - so kommt das Stadion im Sportpark Nord fast wie ein Naherholungsgebiet daher.

Doch zur Erholung kamen und kommen hier die Wenigsten hin. Früher mied man das Gelände ob seiner stinkigen Müllkippe. Ende der 60er Jahre wurde diese zugeschüttet und zum Sportpark Nord umgebaut, so dass hier heute fleißig geschwitzt werden kann: In der Sporthalle im Süden, auf der Werferwiese im Norden - und seit der Bonner SC vor einigen Tagen sein Training aufgenommen hat, auch wieder auf "Bonns heiligem Rasen". Als solchen bezeichnet Willi Lichtenthal vom Sport- und Bäderamt das Stadion-Spielfeld gerne mit einem Augenzwinkern.

Hinter dem "heiligen" Zustand des Grüns steckt besonders in der Sommerpause viel Arbeit. Täglich rückt der Sportstätten-Pflegedienst an, um den Rasen für die neue Saison fit zu machen. Deshalb, so versichert der für den Zustand der Anlage verantwortliche Dienstleiter Ralf von der Stein, habe der Rasen auch Bundesligaqualität.

Wie so einiges hinter den alten Mauern des 1970 eingeweihten Stadions. Flutlichtmasten und Videoleinwand zeugen von den Ambitionen, hier bald wieder höherklassigen Sport zu erleben, als ihn der heimische Bonner SC aktuell in der Mittelrheinliga bietet.

Auch die Tontechnik wäre für mehr als die 300 bis 400 Zuschauer ausgelegt, die sich in der vergangenen Saison die BSC-Spiele ansahen. Um irgendwann mal wieder an die glorreichen 70er Jahre anknüpfen zu können, in denen der BSC es bis in die Zweite Liga schaffte, täte dem Verein nicht schlecht, was 2011 schon dem Stadion half: ein millionenschweres Konjunkturpaket. 3,8 Millionen Euro flossen damals.

Dennoch musste vieles unberücksichtigt bleiben, und so stehen der Stadt mit ihrem Sanierungsfahrplan "Sportpark Nord 2020" noch einige millionenschwere Arbeiten ins Haus. So bräuchten die Fluchtwege entlang der Gegengerade dringend eine Beleuchtung, ein anderes Beispiel ist die Laufbahn rund ums Spielfeld, die an einigen Stellen einem Flickenteppich mit Löchern im Kunststoffbelag gleicht.

Als Konsequenz daraus muss in Bonn nicht nur auf hochklassigen Fußball, sondern auch auf große Leichtathletik-Wettbewerbe verzichtet werden. "Den Ansprüchen überregionaler Wettkämpfe genügt die Bahn nicht", so Lichtenthal. Weitere Punkt auf der 2020-Liste: Die überdachte Haupttribüne soll, wie im linken äußeren Bereich schon geschehen, eine neue Bestuhlung erhalten, und auf der Josefshöhe, auf der anderen Seite der A 565, soll mindestens einer der drei Tennenplätze künftig Kunstrasen bekommen. Die Liste ließe sich noch fortsetzen.

Trotz des großen Sanierungsbedarfs ist der Sportpark Nord weit davon entfernt, mehr eine grüne Erholungsoase denn Zentrum des Bonner Sports zu sein. Verantwortlich dafür sind allen voran die Schwimm- und Sportfreunde Bonn (SSF).

Sie nutzen dabei alle Möglichkeiten aus, die das 160.000-Quadratmeter-Areal den Sportlern bietet: In den Katakomben der Stadiontribüne steht neben Kraftbänken und Standrädern auch eine Hochsprung-Anlage, das Warmmachgebäude südlich des Stadions hält eigene Räume fürs Fechten, Gymnastik und Kampfkunst sowie natürlich die große Dreifachhalle bereit. Hier trainieren sowohl die Leistungssportler des Modernen Fünfkampfes als auch Breitensportler aus insgesamt 25 Abteilungen.

Verzichten müssen die Mitglieder der SSF jedoch noch bis mindestens Januar 2015 auf Bonns einziges Hallenbad mit 50-Meter-Bahn. Hier wird aktuell ein Punkt auf der Sanierungsliste gestrichen und das Bad für fast drei Millionen Euro komplett saniert. Das Schwimmbecken gleicht momentan einer riesigen Baugrube - weitere dürften folgen.

Sporthalle

Restaurant, Arztpraxis, Dreifach-, Fecht- und Schwimmhalle - alles unter einem Dach. Während sich die Spiele des Bonner SC (BSC) von der Terrasse des Bistros "Startblock" aus verfolgen lassen, wird im Keller aktuell Bonns einziges 50-Meter-Becken kernsaniert. Die Fechtabteilung der Schwimm- und Sportfreunde Bonn (SSF) trainiert in der angebauten kleinen Halle, in den 1200 Quadratmetern der großen Sporthalle finden mehr als 700 Zuschauer Platz.

Umkleiden, Tunnel, Kurven

Ein Hauch Bundesliga-Atmosphäre für die Fußballer entstehen beim Gang ins Stadion: Ein Tunnel führt von den Umkleiden unterhalb der Sporthalle auf das Spielfeld. Insgesamt neun dieser Räume samt Dusche stehen zur Verfügung. Die einzig festvergebene und gleichzeitig auch größte Kabine gehört den Fußballern des BSC. Rund um den Einlauftunnel verläuft die begrünte Südkurve. Wie im Norden sprießt die Flora, ständig sind bis zu fünf Mitarbeiter des Sportstätten-Pflegedienstes unter anderem mit der Grünpflege der Kurven beschäftigt.

Trainingsplatz und Eingang Ost

Der Trainingsplatz "Am Mondorfer Bach" hat dieselben Maße wie das Spielfeld im Stadion (100 x 68 Meter) und dient, neben seiner Funktion als Trainingsfläche für den BSC, auch als Entfluchtungsfläche. Denn entlang des Platzes verläuft der Fußweg zum Osteingang des Stadions. Das Ganze erinnert an die Jahnwiese hinter dem Rheinenergie-Stadion in Köln.

Flutlichtmasten

Zum modernsten Part des Stadions gehört die 2011 erbaute Flutlichtanlage. 1,2 Millionen Euro aus dem Konjunkturpaket II flossen in die insgesamt 52 Leuchtstrahler, die das Stadion damit mindestens regionalligatauglich machen. Für Leichtathletik-Veranstaltungen soll man die Lichter vom Rasen in Richtung Laufbahn ausrichten können. Die Beleuchtung der Anlage kostet bei Vollauslastung den nutzenden Verein pro Stunde etwa 20 Euro.

Gegentribüne

Auch die Gegengerade profitierte vom Konjunkturpaket II. So wurden neue Zugänge geschaffen und die Abzäunung auf den Rängen und dem Umlauf erneuert, um eine Fantrennung gewährleisten zu können. 5050 Stehplätze bietet die Tribüne. Was hier für höhere Anforderungen fehlt, sind beleuchtete Fluchtwege entlang des Osteingangs und sanitäre Anlagen.

Spielfeld und Laufbahn

Der "Heilige Rasen von Bonn" wird während der Sommerpause stets ausführlich gehegt und gepflegt, um für die neue Fußballsaison fit zu sein. Laut dem Sportstätten-Pflegedienst hat der Rasen Bundesliga-Qualität - anders als die Tartanbahn, die um das Spielfeld herum verläuft. Diese wirft an einigen Stellen Beulen, der Kunststoff bröckelt und Dreck hat sich festgesetzt. Überregionale Leichtathletik-Veranstaltungen machen daher trotz vorhandener Anlagen, dem Flutlicht und moderner Technik aktuell einen Bogen um den Bonner Norden.

Haupttribüne

Ein faszinierender Mischmasch aus alt und neu, das ist die Haupttribüne des Stadions. Angefangen beim markanten Betondach mit seiner Photovoltaikanlage über die neuen Sitzplätze im linken Außenbereich der Tribüne und den veralteten Schalen gleich daneben bis hin zur engen Sprecherkabine oberhalb der Zuschauerränge, in der sich modernste Tontechnik versteckt. Hier finden 2600 Menschen überdachte Sitzplätze und weitere 2500 überdachte Stehplätze. Unter der Tribüne waren ursprünglich mal Umkleidekabinen geplant, heute wummert dort eine Notstromanlage neben den Leichtathleten der SSF Bonn.

Videowand

Ebenfalls ein Produkt des Konjunkturpakets im Jahr 2011 und rund 200.000 Euro teuer war die Leinwand im Norden des Stadions. Dank der 23 Quadratmeter großen Videotafel konnte zur Europameisterschaft 2012 Public Viewing im Nordpark angeboten werden. Die Wand erfüllt weitere Voraussetzungen, um künftig höherklassige Sportveranstaltungen beheimaten zu können.

Fechtinternat

Seit 1971 ist das Internat des Deutschen Fechter-Bundes in Bonn beheimatet. Hier leben, lernen und trainieren bis zu 25 Nachwuchsfechter ab einem Alter von 13 Jahren. Insgesamt gibt es 18 Einzel- und Doppelzimmer. Zur Schule gehen die Nachwuchsathleten im Übrigen aufs benachbarte Tannenbusch-Gymnasium mit seinem extra eingerichteten Sportzweig.

Fechter-Stützpunkt

Direkt nebenan liegt der Stützpunkt des Fechter-Bundes. Hier sitzt die Geschäftsstelle des mehr als 25.000 Mitglieder zählenden Verbands und die Kantine für Mitarbeiter und Internatsschüler. Angeschlossen ist außerdem die 1979 erbaute Dreifach-Trainingshalle mit ihren zwölf Trainingsbahnen.

Parkplatz

Neben der Bushaltestelle der Linien 604 und 605 gibt es rund um den Sportpark drei Parkplätze, der größte direkt hinter der Haupttribüne für knapp 300 Fahrzeuge.

Werferwiese

Hinter der Nordkurve liegt die 2500 Quadratmeter große Wiese für Sperr-, Hammer- und Diskuswurf. Hier trainieren die SSF Bonn genauso wie Schulen und Freizeitathleten, in den Abendstunden leuchten zwei Flutlichtmasten das Feld aus. Eine Einschränkung gibt es dennoch: Weiter als etwa 60 Meter darf der Speer nicht fliegen, denn direkt angrenzend liegt der städtische Kindergarten "Am neuen Lindenhof".

Weg zur Josefshöhe

Am Fechter-Stützpunkt vorbei geht es zum zweiten Teil des Sportparks. Über eine Brücke läuft man - bei bester Aussicht auf den Dauerstau vor der Nordbrücke - auf die andere Seite der A 565. Hier befinden sich drei Tennen-Fußballplätzen, die Bogenschießanlage des Vereins Artemis Bonn und eine weitere Dreifachsporthalle die vor allem das Heinrich-Hertz-Europakolleg nutzt.

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