Gut Ostler Der Hofladen in Lessenich-Meßdorf soll schließen

LESSENICH-MESSDORF · Auf dem Hof von Gut Ostler brennt ein kleines Feuer, Mitarbeiter stellen rund herum Bierbänke auf, daneben steht ein Weihnachtsbaum, behängt mit kleinen Äpfeln und Orangen, in denen Nelken stecken. Die Vorbereitungen für den Weihnachtsmarkt laufen, aber Pächter Martin Baumgart ist alles andere als glücklich.

"Das ist vielleicht unsere letzte Veranstaltung", sagt Baumgart. Denn die Stadt möchte derartige Veranstaltungen künftig verbieten. So drückt es Baumgart aus. Die Stadt sagt, sie möchte überhaupt erst mal wissen, was der Pächter an Veranstaltungen für 2014 geplant hat. Damit sie prüfen kann, was genehmigungsfähig ist.

Denn eine Genehmigung hat Baumgart laut Vize-Stadtsprecher Marc Hoffmann für diese Veranstaltungen nicht. Kommt Baumgart dieser Aufforderung nicht nach, dürfte Schluss sein mit Kindergeburtstagen, Hoffesten und kleinen Märkten. Die Frist läuft Ende des Jahres aus.

Und das ist nicht die einzige Frist, die Baumgart verärgert und Sorgen macht: Er soll auch seinen Hofladen schließen. Denn auch dafür liegt laut Stadt keine Genehmigung vor. Baumgart sagt, dass damit seine Existenz auf dem Spiel steht. "Das hier ist eh alles ein Zuschussgeschäft, das ich aus eigener Tasche subventioniere. Und wenn ich das jetzt alles beenden soll... Die Landwirtschaft allein ist nicht wirtschaftlich", so Baumgart.

Das Verhältnis zwischen Stadt und Pächter ist schon lange vergiftet. "Ich blicke hier auf 20 Jahre zurück. Und in der ganzen Zeit war es immer nur schwierig mit der Verwaltung. Sie wirft mir Knüppel zwischen die Beine, wo sie nur kann", meint der Bio-Landwirt.

Bereits 2005/2006 habe es Beschwerden gegeben; es ging um den alten Hofladen und Beschwerden, dass nachts Lastwagen anliefern würden. Baumgart stellte einen Bauantrag. "Und der wurde genehmigt, er ließ ihn aber verfallen", sagt Hoffmann. "Die Auflagen waren viel zu hoch und das hätte mich 40.000 Euro gekostet", lautet Baumgarts Version. Also stellte er sich einen Container für den Laden auf den Hof. Ohne Genehmigung. Dem will die Stadt jetzt ein Ende machen. Denn nach wie vor gibt es laut Hoffmann Beschwerden, auch Beschwerden über Lärm wegen der Veranstaltungen.

Die Stadt steht auf dem Standpunkt, dass all diese Veranstaltungen nichts mit Landwirtschaft zu tun haben und mit der Betriebsbeschreibung nicht übereinstimmen. "Die Bildungsprogramme, die Kochkurse, die Ferienangebote für Kinder, das hat natürlich alles mit der Landwirtschaft zu tun, das gehört zusammen", meint hingegen Baumgart.

Neu Fahrt aufgenommen habe dieser lange schwelende Konflikt nach dem verheerenden Unwetter in diesem Sommer. Da gab es mal wieder eine Beschwerde. Die städtischen Kontrolleure trafen auf eine Truppe, die den Schlamm aus den Räumen schippte, und auf einen Pächter, der noch weniger Lust hatte als sonst schon, sich mit den Vorgaben der Stadt auseinanderzusetzen.

Und in dessen Gewächshaus zudem noch ein Kindergeburtstag stattfand. "Wir müssen jeder Beschwerde nachgehen", sagt Hoffmann. "Ich bin so sauer", sagt Baumgart. Er fühlt sich gegängelt, sieht seine Arbeit nicht wertgeschätzt. "Wir sind hier nur ein Störfaktor, trotz unseres Engagements."

Der Pächter nennt Stichworte, für die der Hof seiner Meinung nach steht: Nachhaltigkeit, internationaler Austausch und Inklusion, denn Baumgart beschäftigt behinderte Mitarbeiter. "Alles Dinge, die die Stadt sich auf die Fahne geschrieben hat.

Aber es gibt keinen Ermessensspielraum zu sehen, was der Hof für die Stadt an Profil bietet." Und wenn er dann lese, dass im Stadthaus eine Veranstaltung über die Bedeutung von Umwelterziehung stattgefunden hat, dann kommt Baumgart richtig in Fahrt. Und kündigt an, dass er seinen behinderten Mitarbeitern kündigen muss. "Aus Selbstschutz, ich kann die doch ohne Einnahmen nicht mehr bezahlen", sagt der Pächter.

"Wir sind gesprächsbereit", sagt Hoffmann, und betont jedes Wort. Baumgarts Vorwürfe hält er für ungerechtfertigt. "Der Hof liegt im Außenbereich. Die Stadtverwaltung könnte da auch strengere Maßstäbe anlegen". Das heißt: Im Außenbereich ist Landwirtschaft erlaubt, mehr nicht. Wenn die Stadt dem Pächter von Gut Ostler das Leben würde schwer machen wollen, wäre das ein leichtes.

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