Mundartmesse in Lessenich Bönnsche Lieder erklingen in Sankt Laurentius

LESSENICH · Eine Messe, bei der man so reden durfte, "wie der Mund gewachsen ist", wie Pfarrer Hermann Bartsch sagte: Das gab es für die Lessenicher am Sonntag in der Laurentiuskirche.

Mundartmesse: Auch Prinzessin Anna-Lena I. besuchte den Gottesdienst auf Bönnsch und Kölsch in Sankt Laurentius.

Mundartmesse: Auch Prinzessin Anna-Lena I. besuchte den Gottesdienst auf Bönnsch und Kölsch in Sankt Laurentius.

Foto: Roland Kohls

Bartsch ermunterte die Kirchgänger, auf "Kölsch, Bönnsch oder jedem anderen rheinländischen Dialekt zu "schwade". Eine Aufforderung, die gut ankam, und der die Lessenicher nicht zum ersten Mal gerne nachkamen. Die Mundartmesse ist bereits Tradition in dem Bonner Stadtteil und zieht jährlich zu Beginn der Karnevalszeit viele Leute an.

Schon vor Beginn der Messe um 11 Uhr war jeder Platz in der Kirche besetzt, so dass einige Besucher im Gang stehen mussten. Gemeinsam will die Gemeinde ihren Dialekt bewusster wahrnehmen. Die Musik stand bei der Messe ohne Zweifel im Vordergrund. Traditionelle Kirchenlieder wie "Gloria, Ehre sei Gott" und das "Taizé-Halleluja" wurden gemäß der hiesigen Mundart umgedichtet.

Doch auch abgeänderte Karnevalshits der Höhner und Bläck Fööss sorgten für ausgelassene Stimmung. Selbst Fürbitten, das Vaterunser und der Segensspruch wurden auf Bönnsch gesprochen. Und auch die Predigt von Pfarrer Bartsch war gespickt mit kölschen Liedern. Bartsch selbst steuerte einige rheinische Texte für die Kirchenlieder bei, die er aus dem Hochdeutschen übersetzt hatte. Die Gemeinde war sichtlich stolz, mit dem Kölner Pfarrer einen echten Rheinländer zu haben.

Auch die jüngeren Gemeindemitglieder kamen zahlreich zur Messe, an der auch die Kinderprinzessin Anna-Lena I. mit den Lessenicher Sternen teilnahm. Zwar konnten nicht alle Jugendlichen Bönnsch sprechen, aber verstehen allemal. "Es hat echt viel Spaß gemacht und war mal etwas ganz anderes", erzählt Kathrin. Die 16-Jährige ist Mitglied der Karnevalsgemeinschaft und genoss es, auch in der Kirche mal Karnevalslieder singen zu können.

Dass Karneval in den liturgischen Kalender eingebettet werden sollte, ist für Margret Hünten-Schuld klar. Für sie ist es wichtig, alles mit Gottes Segen zu erleben, auch die jecke Zeit. "Wir bringen schließlich alles vor Gott, und hier in Bonn gehört eben auch der Karneval dazu", so die Vorsitzende des Gemeinderats. Die Idee, dass Sprache Heimat ausmacht und verbindet, konnten die Lessenicher spüren und schlossen die Messe mit einem kräftigen "Herrjott mer danke dir" ab.

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