Investitionen Neubauten und Sanierung der Gesamtschule in Kessenich

BONN · Eine Großbaustelle ist seit den Sommerferien das Gelände der Gesamtschule "Bonns Fünfte" in Kessenich. Die beiden Turnhallen an der August-Bier-Straße und der Eduard-Otto-Straße sowie das Schulgebäude entlang der Hausdorffstraße werden abgerissen.

 Nur wenig Platz haben die Kinder in der Pause zum Spielen, weil ein Großteil der Außenfläche ihrer Schule Baustelle ist.

Nur wenig Platz haben die Kinder in der Pause zum Spielen, weil ein Großteil der Außenfläche ihrer Schule Baustelle ist.

Foto: Volker Lannert

An ihrer Stelle entsteht eine neue Dreifachturnhalle und ein Klassentrakt mit Mensa und einem sogenannten Selbstlernzentrum mit Schulbibliothek. Rund 38 Millionen Euro sollen nach derzeitigem Stand die Schulneubauten kosten. Die Fertigstellung ist für Herbst 2017 geplant.

Ein "sportliches Ziel", wie Margit Ventulet und Julia Gerlach vom Städtischen Gebäudemanagement (SGB) einräumen. Denn alle Altbauten sind schadstoffbelastet, entsprechend aufwendig ist die Entsorgung des Bauschutts.

Im Anschluss an die Neubauten sollen zudem das Hauptgebäude der Schule, in dem einst die Theodor-Litt-Hauptschule untergebracht war, sowie der Trakt der Gottfried-Kinkel-Realschule entlang der August-Bier-Straße saniert werden.

Kein Sportplatz mehr, dafür ein größerer Pausenhof

Die Sanierungskosten der bestehenden Gebäude sind im Gesamtbetrag enthalten. Ebenso die gut 1,6 Millionen Euro, die später die Gestaltung der Außenanlagen kosten wird, so Ventulet. Anders als heute wird es keinen Sportplatz mehr geben, es soll lediglich ein Spielfeld für Ballspiele errichtet werden.

Die restliche Fläche wird für den Pausenhof der einmal weit mehr als 1000 Schüler zählenden Schule benötigt. Bei der Sanierung des Realschulgebäudes soll der Bonner Architekt Jan van Dorp mit zu Rate gezogen werden, sagte Ventulet. Dessen Büro hatte den Schulbau einst geplant.

Die Gesamtschule wächst jedes Jahr um eine Klasse

Vor einem Jahr hatte der Stadtrat den sechszügigen Ausbau der Gesamtschule beschlossen. Eröffnet wurde sie 2011, seither wächst sie jedes Jahr um einen Klassenzug. Inzwischen ist sie bei Klasse neun angekommen.

Die einstige Theodor-Litt-Hauptschule wurde 2014 geschlossen. Die verbliebenen Schüler waren auf andere Hauptschulen verteilt worden. 2008 hatte sie noch den Titel Sekundarschule erhalten, weil sich damals im Rat keine Mehrheit für eine Umwandlung in eine Gesamtschule fand. Seit 2012 trägt die Gesamtschule den Namen "Bonns Fünfte - Inklusive Gesamtschule".

Die in den 1950er Jahren errichtete Sporthalle an der Eduard-Otto-Straße war bereits seit Jahren nicht mehr nutzbar. Das Städtische Gebäudemanagement hatte sie im Frühsommer 2009 geschlossen.

Der Hallenboden hatte sich so stark abgesenkt, dass eine gefahrlose Nutzung für die Schule und Vereine nicht mehr gewährleistet war. Hintergrund: Die Sporthalle steht auf einer ehemaligen Kiesgrube, durch die eine Wasserader verläuft. Experten vermuten: Weil mit der Zeit der Untergrund nachgegeben hat, hatte sich damals auch das Gebäude an einer Ecke abgesenkt.

Gucklöcher im Bauzaun

Wenn sie schon auf einer Baustelle lernen müssen, dann sollen sie wenigstens sehen, was passiert: Ganz neu sind die Gucklöcher im Bauzaun an Bonns Fünfter. Sie geben den Blick frei auf Container, Schutt, das Gerippe der alten Fachräume und der Turnhallen sowie den abgekratzten Tartanbelag. An der Gesamtschule hat nach den Ferien der Schulalltag zwischen Bagger und Presslufthammer begonnen.

Die derzeit 550 Schüler - mit und ohne Behinderungen - werden jahrgangsübergreifend unterrichtet. Fünf Klassen von der 5 bis zur 9 bilden zudem ein Team. "Die Schüler lernen gut und viel miteinander sowie voneinander", sagt Schulleiterin Ursula Dreeser. "Die Gemeinschaft trägt dazu bei, mit der Baustelle zu wachsen." Und spannend finden das alle sowieso.

Unterricht in Containern

Es ist aber nicht so einfach. Bonns Fünfte besteht aus dem Gebäude der Gottfried-Kinkel-Realschule, die dieses Schuljahr ausläuft, und der ehemaligen Theodor-Litt-Schule, wo in Containern unterrichtet und gegessen wird. Früher konnten Schüler und Lehrer noch über den Sportplatz hin- und herlaufen.

Seit dem Abriss müssen sie nun über den Bonner Talweg laufen, was laut Dreeser 800 Schritte macht. Wenn es sich vermeiden lässt, bleiben die Schüler den ganzen Tag in einem der beiden Gebäude. Manche Büchersätze, etwa schwere Atlanten, wurden doppelt angeschafft, damit sie nicht hin- und hergeschleppt werden müssen.

Mit Post und Paketen sieht das da schon anders aus. Die Lehrer schreiben oft eine Mail, wenn sie jemanden erreichen müssen. Noch vor einer Woche waren allerdings für ein paar Tage Internet, Telefon und Fax tot, nachdem eine Leitung angebohrt worden war.

Wenn voraussichtlich 2017 die Neubauten fertig sind, müssen die alten Gebäude saniert werden. "Vieles ist marode. Aber wir machen es uns hier schön", sagt die 48-jährige Schulleiterin. So gibt es in den Klassenräumen etwa viele Regale, Hocker und Magnetwände, alles über Spenden finanziert. Eltern haben sogar die Flure und Treppenhäuser gestrichen.

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