Ippendorf Zeder an der Ippendorfer Allee abgesägt

IPPENDORF · Nach der monatelangen Auseinandersetzung, ob die Blaue Atlas-Zeder auf dem letzten noch unbebauten Grundstück an der Ippendorfer Allee 14 gefällt werden darf, wurden am Dienstag Nägel mit Köpfen gemacht. Und zwar auf ebenso spektakuläre wie unwiderrufliche Weise.

 Spannender Moment: Nachdem die Zeder zuerst Ast für Ast abgesägt wurde, folgte am Ende die Krone in einem Stück.

Spannender Moment: Nachdem die Zeder zuerst Ast für Ast abgesägt wurde, folgte am Ende die Krone in einem Stück.

Foto: Roland Kohls

Ein Baumkletterer einer Spezialfirma rückte dem 25 Meter hohen Riesen zu Leibe und sägte Ast für Ast ab, am Ende fiel die Krone in einem Rutsch. Und die hatte immerhin auch einen Durchmesser von 18 Metern.

Doch auch die Fällaktion ging - wen wundert es bei der Vorgeschichte dieses Nachbarschaftsstreits? - nicht ganz reibungslos über die Bühne. Trotz entsprechender Schilder mit Hinweis auf die Fällarbeiten stand am Morgen zufälligerweise noch ein Auto unter der Zeder, wurde dann aber doch weggefahren. Und die russischstämmigen Baumfällexperten sollen im Vorfeld beleidigt worden sein.

Schwamm drüber, dürfte der Grundstückseigentümer Michael Kolb sich gedacht haben. "Halleluja", entfuhr es ihm spontan, als gestern Mittag die ersten Äste des Baumes abgesägt wurden und das im Zehnminuten-Takt so weiterging.

Nach Gezeter: Zeder in Ippendorf fällt
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Nach Gezeter: Zeder in Ippendorf fällt

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Und es kam auch nicht dazu, dass sich der Beschwerdeführer aus der Nachbarschaft an den höchsten Baum von Ippendorf kettete, um doch noch ein Zeichen zu setzen. Das jedenfalls war zunächst befürchtet worden. Aber es hätte nichts mehr gebracht. Schließlich war von der Stadt Bonn zuvor deutlich gemacht worden, dass sie keinen Anlass für einen weiteren Widerspruch der Nachbarn sehe.

Daraufhin wurde die Fällgenehmigung nicht nur wieder in Kraft gesetzt, sondern auch eine "Anordnung auf sofortige Vollziehung" erlassen. Damit war der Weg frei für den gestrigen finalen Schnitt. Zwischenzeitlich hatte Kolb schon einmal selbst Hand angelegt und die Rinde rings um den Baum per Motorsäge entfernt, was bei den Nachbarn für helle Empörung sorgte.

Die Profi-Baumkletterer hatten schon am Donnerstag mit Vorarbeiten zur Fällung begonnen. Richtig ernst wurde es allerdings erst gestern. War das Absägen der unteren Äste noch eine leichtere Übung, wurde es für den Mann mit der Kettensäge knifflig und auch nicht ungefährlich, je weiter es in die Krone ging.

Die zu kappenden Äste wurden dabei zuvor mit Seilen gesichert und nach dem Absägen daran herabgelassen. Trotzdem passierte es: Ein Stück vom Stamm schlug auf das Geländer eines Nachbargrundstücks und sorgte für eine Delle im Metall. Aber die Versicherung wird's ersetzen, hofft Kolb.

Der spannendste Moment dann am späten Nachmittag: Die Krone fiel in einem Rutsch. Der Kletterer hatte sie mit einem Seilzug unter Spannung gesetzt und in einem Stück abgesägt. Als die Krone unten aufschlug, blies den Zaungästen durch die Wucht ein Windstoß ins Gesicht. Danach wurde der Stamm scheibchenweise zersägt, bis nur noch ein Stumpf übrig blieb. Dieser soll heute fallen, danach werden die Äste gehäckselt und der Stumpf gefräst.

Die spektakuläre Aktion hat ihren Preis, nicht nur symbolisch. "Für die Fällung kriegen Sie einen kleinen Jahreswagen", beschrieb der Bauherr, welche Rechnung ihn erwartet. Das ist jedoch noch nicht alles: "Wegen der Verzögerungen durch den Baum habe ich schon einem Käufer für meine alte Wohnung absagen müssen, weil ich ihm das Objekt nicht rechtzeitig überlassen konnte."

Mit dem Fall der Zeder steht dem Neubau jedenfalls nun nichts mehr im Weg. Im März sollen die Arbeiten dafür beginnen. Wenn das Wetter es zulässt, wird der Tiefbau schon im Winter in Angriff genommen.

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