Kirche in Ippendorf Kirchen und ihre Schätze in neuer Reihe vorgestellt

IPPENDORF · In friedlicher Eintracht stehen sie zusammen: Ein Asiate, ein orthodoxer Metropolit, ein Rabbi und ein Moslem. "Sie alle beten zu einem liebenden Gott und alle Religionen atmen den Geist Gottes." Diakon Paul Georg Kirschner weiß warum.

 Die Ippendorfer Pfarrkirche Sankt Barbara.

Die Ippendorfer Pfarrkirche Sankt Barbara.

Foto: ga

Er muss nicht lange überlegen, wenn man ihn nach dem größten Schatz der Kirche St. Barbara in Ippendorf fragt. "Das ist für mich ganz klar dieses Kirchenfenster. Und natürlich die Aussage, die mit dieser Darstellung verbunden ist."

1995 von dem Glasmaler und Zeichner Paul Weigmann geschaffen, findet sich dieses Fenster im rechten Teil des Gotteshauses. Überhaupt lohnt es sich, die Fenster in der Kirche einmal in aller Ruhe zu betrachten. Denn Weigmann hat die Porträts einiger bekannter Persönlichkeiten in seinen Werken verewigt. So ist Mutter Teresa zu erkennen, Papst Johannes XXIII., Edith Stein und Adolph Kolping. "Mutter Teresa war schon zu Lebzeiten in unserem Fenster abgebildet", so der Diakon.

Betritt man die kleine Kirche durch das Hauptportal, so fallen die prächtigen Chorfenster hinter dem Altar sofort ins Auge. 1960 ebenfalls von Weigmann in den Farben Rot, Blau, Weiß und Grau geschaffen, stellen sie die Anfangs- und Endvision der Offenbarung nach Johannes bildlich dar. Das himmlische Jerusalem mit den 12 Toren fällt ebenso ins Auge, wie die Kronen als Symbol für die Märtyrer und Heiligen sowie Gott auf seinem Thron.

Weigmann (1923-2009), der unter anderem auch Kirchenfenster für das Bonner Münster, die Stiftskirche, St. Elisabeth, St. Laurentius und des Herz-Jesu-Kloster in Pützchen gestaltet hat, bekam 1979 den Auftrag, auch Bleiverglasungen entlang des Kirchenschiffs zu gestalten. Zwar sind diese nicht ganz so farbenprächtig wie die hinter dem Altar, ein zweiter Blick lohnt sich doch auch hier. "Ganz oben, in der kleinen Rosette, erkennt man nicht nur die Heilige Barbara, sondern man sieht deutlich auch das Bonner Münster", lenkt Diakon Kirschner die Aufmerksamkeit zur Spitze und liefert die Erklärung gleich mit: "Früher gab es eine Barbarakapelle am Bonner Münster. Sie war auch als Allerseelenkapelle bekannt, da die Allerseelenbruderschaft dort Gottesdienste abhielt.

Kaum noch bekannt ist heute allerdings, dass viele Kölner Erzbischöfe bis zu ihrer Beisetzung im Kölner Dom in dieser Kapelle aufgebahrt wurden." Nach der Zerstörung der Barbarakapelle in der Bonner Innenstadt wurde das Patronat offenbar vom Cassiusstift an die erste Ippendorfer Kapelle übertragen. Nach wie vor nicht gelüftet ist das Geheimnis um die St.-Barbara-Glocke. Denn sie läutet heute nicht im Ort, sondern im kleinen Turm der Hubertuskapelle in Ückesdorf. "Patron Heilig Barbara bit vor uns. Ippendorf 1797" lautet die Inschrift. "Könnte sie sprechen, dann wüssten wir mit Sicherheit mehr über ihre Herkunft und die Umstände, wie sie von Ippendorf nach Ückesdorf kam", so Paul Georg Kirschner.

Im neogotischen Stil erbaute der damals 33-jährige Bonner Architekt Jakob Stumpf 1907/1908 die Kirche an der Röttgener Straße. Sie verfügt über 250 Sitzplätze sowie zusätzlich noch einmal 33 Plätze auf der Empore. Aus der Chronik der Gemeinde ist ersichtlich, dass die Baukosten für den Rohbau samt Grundstück, Inneneinrichtung und elektrischen Anlagen rund 71 000 Mark betrugen. Über den Bau der Kirche berichtet Rektor Hermann Joseph Broichmann: "Das Mauerwerk hat Carl Radermacher von Hier ausgeführt, an dessen Exaktheit und Festigkeit nichts auszusetzen ist. Sein Sohn Joseph hat den Bau als Polier geführt und muß ihm das Zeugnis eines tüchtigen Meisters zuerkannt werden." Zwar sind die Kirchenfenster für Diakon Kirschner etwas ganz Besonderes, "aber", so ergänzt er augenzwinkernd, "unser größter Schatz sind doch unsere Kinder."

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