Forstwirtschaftsmeister Bernd Jänicke im Gespräch Der Hirsch frisst ihm aus der Hand

Waldau · Die drei, insgesamt sieben Hektar großen Wildgehege auf der Waldau, die es seit 1976 auf dem Venusberg gibt, sind vor allem an schönen Tagen ein Publikumsmagnet. Die Stadt schätzt, dass übers Jahr etwa 40 000 Besucher die kostenfreie Wildtierschau nutzen.

 Manchmal bekommt das Rotwild von Forstwirtschaftsmeister Bernd Jänicke Leckerlis - ganz vorschriftmäßig aus dem Automaten.

Manchmal bekommt das Rotwild von Forstwirtschaftsmeister Bernd Jänicke Leckerlis - ganz vorschriftmäßig aus dem Automaten.

Foto: Axel Vogel

Was die meisten nicht sehen: Hinter der Betreuung steckt jede Menge Arbeit. Einer von zehn Mitarbeitern der Stadtförsterei auf der Waldau, die in dem Gehege regelmäßig nach dem Rechten sehen, ist Bernd Jänicke. Was zu tun ist, was Freude macht und was weniger, erklärte der Forstwirtschaftsmeister im Gespräch mit Axel Vogel.

Wissen Sie in etwa, wie viele Tiere derzeit in dem Wildgehege leben?
Bernd Jänicke: Nicht nur ungefähr, sondern ganz genau. Wir zählen alle Bewohner jeden Tag. Ende Juli lebten elf Stück Rotwild in ihrem Gehege, neun Stück Damwild und 48 Stück Schwarzwild.

Steht das Schwarzwild, sprich die Wildschweine, weiterhin ganz oben in der Besuchergunst?
Jänicke: Ja, traditionell wollen viele vor allem die kleinen "Streifenhörnchen", die Frischlinge, sehen. 35 tummeln sich derzeit in dem Gehege.

Sie machen den Job viele Jahre, entwickelt man zu dem ein oder anderen Tier ein besonderes Verhältnis?
Jänicke: Ja, zu Eusebia, einer Bache. Die haben wir als Handaufzucht bekommen; mittlerweile lässt sich Eusebia von mir kraulen.

Was geschieht, wenn sich eine Gattung zu stark vermehrt, etwa die Wildschweine?
Jänicke: Dann geben wir Tiere an ein anderes Wildgehege ab.

Wie oft kontrollieren Sie denn die Gehege?
Jänicke: Mehrfach am Tag, mindestens einmal auf der Hinfahrt zur Arbeit und einmal auf dem Heimweg. Gleichwohl ist die Betreuung der drei Wildgehege nur ein kleiner Teil meines Tagewerks, da ich als Fortswirtschaftsmeister hauptsächlich für unsere drei Auszubildenden zuständig bin. Weil es aber jeden Tag einiges in den Gehegen zu tun gibt, teile ich mir die Betreuung mit insgesamt zehn anderen Mitarbeitern. Wenn man es auf das Jahr umrechnet, ist täglich eine Arbeitskraft vier Stunden lang mit der Betreuung der Wildgehege beschäftigt.

Was gibt es genau zu tun?
Jänicke: Neben der Fütterung der Tiere müssen vor allem die Zäune kontrolliert und oft auch repariert werden.

Wie sieht es mit der Kontrolle des Gesundheitszustands des Wilds aus?
Jänicke: Klar übernehmen wir auch das, wobei zudem noch stichprobenartig das Veterinäramt und ein ortsansässiger Tierarzt den Bestand kontrollieren. Besonders aufmerksam sind ferner die Besucher: Die melden uns jede Auffälligkeit.

Trotz dieser Fürsorge müssen Sie sich über viele Besucher ärgern.
Jänicke: Ja, weil es einige Unbelehrbare gibt, die unsere Wildtiere mit den unmöglichsten Dingen füttern, obwohl zwei Futterautomaten an den Gehegen stehen. So finden wir in den Abfallkörben beispielsweise leere Nudelverpackungen. Aber Nudeln sind ganz schlimm für Wiederkäuer: Durch einen Gärprozess im Pansen bläht sich der Körper der Tiere so stark auf, dass wir sie manchmal sogar von ihrem Leid erlösen müssen.

Bekommen Sie es hier an den Wildgehegen auch mit unangeleinten Hunden zu tun?
Jänicke: Ja, das ist ein weiteres leidiges Thema, vor allem wenn unsere Wildtiere trächtig sind. Das ein oder andere erschreckt sich dann vor den frei laufenden Hunden und es kommt zu Totgeburten. Trotzdem zeigen sich viele Halter völlig uneinsichtig und richten den Finger auf andere, frei nach dem Motto, "die machen das auch".

Aber es gibt auch Besucher auf der Waldau, an die man sich gern erinnert?
Jänicke: Viele empfinden den Besuch als ein besonderes Erlebnis. So etwa Kinder, die Waldtiere oft nur aus dem Fernsehen kennen. Unvergessen sind mir aber auch zwei ältere Damen, die allen Wildtieren in den Gehegen Namen gegeben haben. Jeden Tag kommen die beiden Damen nun und überprüfen: Sind alle Tiere noch da?

ZUR PERSON

Bernd Jänicke ist 48 Jahre alt, stammt aus Siegburg und wohnt inzwischen in Asbach. Nach einem längeren Aufenthalt in Norddeutschland ist Jänicke seit 22 Jahren bei der Stadtförsterei auf der Waldau beschäftigt, wo er als Forstwirtschaftsmeister vor allem für die Ausbildung der drei, bald vier Lehrlinge zuständig ist.

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