Peter Altmaier in Bonn Wo Schröder am Zaun rüttelte

BONN · Die Frühstückseier bei Helmut Kohl wird Peter Altmaier wohl niemals vergessen. Denn bei diesen Treffen der Mitglieder des EU-Ausschusses mit dem Regierungschef - er war als junger Abgeordneter dabei - wurden keine gewöhnlichen Fünf-Minuten-Eier serviert.

 Rund 100 Teilnehmer folgten Peter Altmaier (2.v.r.) durchs ehemalige Regierungsviertel. Staatssekretär Ulrich Kelber fungiert als Megafon-Halter.

Rund 100 Teilnehmer folgten Peter Altmaier (2.v.r.) durchs ehemalige Regierungsviertel. Staatssekretär Ulrich Kelber fungiert als Megafon-Halter.

Foto: Horst Müller

"Nein, jeder bekam sie in einem eleganten Egg Coddler aus feinstem Porzellan mit Deckelchen. Die hatte Kohl bei Margaret Thatcher gesehen und gleich in England gekauft", sagte der Chef des Bundeskanzleramtes. Gemeinsam mit rund 100 interessierten Bonnern machte er sich auf den "Weg der Demokratie" durch das ehemalige Regierungsviertel. "Ich bin zwar nicht der wichtigste, aber gewiss der gewichtigste Minister in Berlin", stellte sich Altmaier vor - auch wenn Sigmar Gabriel daran arbeite, ihm diesen Titel streitig zu machen.

An der streng gesicherten Pforte des Bundeskanzleramtes erinnerte er sich jedoch nicht nur an die Arbeitsfrühstücke mit dem Kanzler zurück. "An welchem Zaun hat Gerhard Schröder eigentlich gerüttelt?", fragte er in die Runde. "War es dieser hier am Haupttor oder der an der Adenauerallee?" Zwar konnte diese Frage vor Ort nicht geklärt werden, doch Altmaier hatte aus seiner Bonner Zeit so manche Anekdote zu erzählen. Denn auch er habe 1974 als Jugendlicher bei einem Besuch in der damaligen Bundeshauptstadt schon einmal an diesem Zaun gerüttelt.

Einen besonderen Stellwert hat für ihn das Palais Schaumburg. Ganz aktuell hatte er erst in dieser Woche im Haushaltsausschuss begründet, weshalb die Sanierung des Gebäudes teurer wird als zunächst veranschlagt. "Das Palais Schaumburg ist ein einzigartiges Symbol für die Nachkriegsgeschichte und die junge Republik. Das muss auf jeden Fall erhalten bleiben."

Erstmals sah er bei seinem Besuch in Bonn die Veränderungen im ehemaligen Regierungsviertel. Zwar zeigte er sich von den Neubauten durchaus fasziniert. Aber: "Wenn es nach mir gegangen wäre, wäre das Gebäude der ehemaligen Deutschen Parlamentarischen Gesellschaft niemals abgerissen worden."

[kein Linktext vorhanden] Denn dort habe man sich über Partei- und Fraktionsgrenzen hinweg zum Meinungsaustausch getroffen - und natürlich auch zum Skatspielen. "Der Töpfer hat immer verloren. Der glaubt aber wahrscheinlich immer noch, dass er ein guter Skatspieler ist", lachte Altmaier. Er kritisierte nicht nur den Abriss des Schlösschens, sondern plädierte auch dafür, dass man deutlicher an die Zeit der Bonner Republik erinnern soll. Dort, wo Zeitungen und Agenturen früher ihre Pressebüros hatten, sollte man eine "Straße der Demokratie" schaffen, forderte er.

Es sollte mehr Erinnerungen an die Bonner Republik geben

Überhaupt muss seiner Meinung nach auch in Berlin mehr an die Bonner Zeit erinnert werden. "Es gibt genügend Denkmäler für die Bismarck-Ära und für die Einheit. Aber die Zeit dazwischen, die Bonner Republik, die ist in Berlin nicht vertreten", so Altmaier.

Das Frühstück im Kanzelamt ist Peter Altmaier allerdings nicht allein wegen der englischen Egg-Coddlers in Erinnerung geblieben. "Sobald Helmut Kohl sein Ei gegessen hatte, warf er seinem Kanzleramtschef Friedrich Bohl einen fordernden Blick zu. Es dauerte keine zwei Sekunden, bis der dem Kanzler sein Frühstücksei hinschob. Das ging jedes Mal so", amüsiert sich Altmaier noch Jahre später.

Seit 2005 gibt es diesen Spaziergang mit prominenten Zeitzeugen. Auf den "Weg der Demokratie" machten sich bereits Franz Müntefering, Norbert Lammert, Klaus Kinkel, Friedrich Nowottny, Gregor Gysi, Andrea Fischer, Hans-Peter Friedrich, Kurt Beck und Wolfgang Bosbach.

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