Früherer Ministerialdirigent Volker Busse wird 75 Jahre alt

BONN · Wenn Volker Busse heute das Palais Schaumburg betritt: Ist das eine Art Nachhausekommen für ihn? Der frühere Ministerialdirigent im Bonner Bundeskanzleramt, der am Montag seinen 75. Geburtstag feiert, schmunzelt.

 Vor der Ahnengalerie seiner ehemaligen Chefs: Volker Busse betrachtet Porträts von Angela Merkel und ihren Amtsvorgängern.

Vor der Ahnengalerie seiner ehemaligen Chefs: Volker Busse betrachtet Porträts von Angela Merkel und ihren Amtsvorgängern.

Foto: Barbara Frommann

"Ach ja. Ich stehe natürlich in gutem Kontakt zu meinem Nachfolger. Und Sie wissen ja, dass im Palais Schaumburg die Handwerker arbeiten und es erst 2017 wieder zu beziehen sein wird", antwortet der promovierte Jurist sachlich über den zweiten Amtssitz der Bundeskanzlerin.

Busse war ab 1969 Richter am Landgericht Bonn und Oberlandesgericht Köln und wechselte 1974 bis zu seinem Ruhestand 2005 ins Bundeskanzleramt: ab 1987 als Ministerialdirigent, zuständig für Recht und Verwaltung, und von 2004 bis 2005 als Leiter der Dienststelle Bonn des Bundeskanzleramtes. Da war er Tag für Tag in der 1890 von Prinz Adolf zu Schaumburg-Lippe erworbenen Villa präsent.

"Wenn ich Besuch im Palais hatte, habe ich immer die Gelegenheit genutzt zu erläutern, wie viele historische Brüche an diesem Gebäude sichtbar werden: von der Kaisertochter und Fürstenehefrau Victoria über die Nutzung durchs Militär im Nationalsozialismus, bis schließlich Konrad Adenauer sein Herz für das Haus entdeckte."

Busse kommt ins Erzählen: über Adenauers Arbeitszimmer, in das nach der Sanierung hoffentlich auch wieder die abgeschabte Aktentasche des "Alten" zurückkehrt. Über die Besuche der Prominenz: des ägyptischen Staatspräsidenten Hosni Mubarak, des mongolischen Ministerpräsidenten Nambariin Enkhbayar und des UNO-Generalsekretärs Kofi Annan.

Und der Kanzlerbungalow nebenan? Ja sicher, er habe vor Jahren mitgeholfen, das ehemalige Wohn- und Empfangsgebäude der Bundeskanzler wieder "auf Vordermann zu bringen", deutet der gebürtige Schlesier an. Der transparente Bungalow im Bauhausstil des Sep Ruf sei faszinierende Architektur und spiegle die sympathische Bescheidenheit der Bonner Republik.

Besucher riefen heute oft aus: "Was, in dieser Enge haben die Kanzler gewohnt?", erzählt der Mann, den sein damaliger Amtsleiter Frank Walter Steinmeier dazu überredete, auch noch über die Altersgrenze hinaus eine Zeit als Dienststellenleiter tätig zu bleiben. Ist er nicht heute noch präsent? "Rechtlich nicht, aber psychisch", lacht Busse. Er halte Vorträge und Seminare, sei als Berater in Ostasien tätig gewesen.

Einige Kanzler habe er ja als Chefs gehabt. Von Helmut Schmidt bis Angela Merkel. Und wer war ihm am liebsten? Über die Charakteristika könnte er einiges sagen, meint Busse. "Aber ich führe keine Hitliste. Alle haben sich auf ihre Weise verdient gemacht." Wo schlage denn sein Herz beim Thema Berlin - Bonn?

"Wenn ich in Berlin bin, verteidige ich Bonn, und umgekehrt. Da kommt der alte Richter wieder zum Vorschein, der Gerechtigkeit will." Busse ist über Jahre zwischen Rhein und Spree hin- und hergependelt. Und was macht er, wenn er mal nicht über die die Regierungsgeschichte referiert? "Meine Frau und ich sind in der Kulturszene zu Hause", antwortet Busse. Er engagiere sich für das leider vom städtischen Rotstift bedrohte Euro Theater Central. "Das ist nämlich mitnichten ein Theater der Altvorderen, sondern ein regelrecht junges Theater, in dem ganze Schulklassen ein und ausgehen."

Info

Am 23. Januar ab 19 Uhr,spricht Volker Busse auf Einladung der ABK Bonn in deren Geschäftsstelle, Am Kurpark 7, über das Thema "Die Bundeskanzler und ihre Gebäude in Bonn und Berlin". Anmeldung unter Tel. 0228 /21 46 44 oder im Internet unter www.abk-bonn.de

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