Bienen und die Rockaue Schallwellen machen sie nervös

BONN · Bienen sind gar nicht so fleißig, wie das Sprichwort sagt. "Sie arbeiten vielleicht vier Stunden am Tag", erzählt Winfried Michels, Vorsitzender des Bonner Bienenzuchtvereins. Die richtigen Bienenstöcke kann er einen Tag nach dem Rockaue-Festival für Besucher leider nicht öffnen. Die Schallwellen machen die Bienen nervös, und deshalb müssen sie nun ruhen.

 Winfried Michels erklärt den Schaukasten: Oben produzieren die Bienen Honig, unten befinden sich Larven.

Winfried Michels erklärt den Schaukasten: Oben produzieren die Bienen Honig, unten befinden sich Larven.

Foto: Nicolas Ottersbach

Das, was die Tiere so effektiv mache, seien gute Organisation - und die Menge. Auf den beiden Holzrahmen, die etwa 20 mal 50 Zentimeter groß sind, kann man das gut erkennen. Oben lagern die Bienen den Honig ein, der als Futterreserve aufbewahrt wird. Unten werden die Larven aufgezogen. "Dort ist auch viel mehr los", sagt Michels. Die Waben sind komplett mit Bienen bedeckt, um sie durch Reibung warm zu halten. Die Temperatur liegt konstant zwischen 35 und 38 Grad Celsius. Sommer wie Winter.

"Jede unserer Bienen hier lebt nur sechs Wochen", erklärt Michels. Die Königin legt bis zu 2000 Eier pro Tag. Jedes der Völker, das seinen Bienenstock am Bienenhaus hat, hat etwa 60 000 Bienen. Zwei Völker hat der Verein vor kurzem an einen Bekannten aus Meckenheim abgegeben, weil Michael wegen einer Krankheit nicht genug Tiere hatte aufziehen können.

"Wir helfen uns gegenseitig aus, diese Bienen brauchte er zum Bestäuben von landwirtschaftlichen Beständen", so Michels. Das sei auch der wichtigste Beitrag, den die Bienen in der Rheinaue leisten. "Das ist ein Kreislauf, der mit vielen Pflanzen und Lebewesen zusammenhängt, ein Mikroklima", erklärt Michels. Die Bienen bestäuben die Blüten, wodurch Früchte entstehen, die beispielsweise von Vögeln gefressen werden. Honigernte und Wachsproduktion seien Abfallprodukte, die der Mensch verwerte. Wie das funktioniert, erfährt man im Bienenhaus. Dort ist eine alte Honigschleuder ausgestellt, die aufgrund von Hygienevorschriften nicht mehr verwendet werden darf.

Die Holzrahmen, auf denen bereits die Wabenstruktur aus Wachs vorgefertigt ist, bauen die Bienen weiter aus. Der Honig wird in die Waben hineingefüllt, durch das Schleudern kommt er wieder nach draußen. "Damit wir Honig und Larven trennen können, ist in den Bienenstöcken ein Sperrgitter, durch das die Königin nicht durchpasst", sagt Michels. In den oberen Holzrahmen ist deshalb nur Honig. 20 Kilogramm schafft ein Volk durchschnittlich pro Saison, die von Oktober bis Ostern (Winter) und von Ostern bis Oktober (Sommer) dauert.

Der Honig aus der Rheinaue schmeckt fruchtig und kräftig. "Das liegt an den Blüten, aus denen der Nektar stammt", so Winfried Michels. In der Rheinaue sind es vor allem Linden, Akazien und Kastanien, die vielen Blumen liefern nicht genug Nektar. Wenn es generell nicht genug gäbe, würden die Bienen bis zu fünf Kilometer weit fliegen, um Nahrung zu finden. Brauchen sie aber nicht.

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