Deutsche Welle in Bonn Peter Limbourg tritt sein Intendantenamt an

BONN · Als der 17-köpfige Rundfunkrat der Deutschen Welle nach mehreren Kandidatenrunden Mitte März Peter Limbourg (53) zum neuen Intendanten kürte, ging ein Raunen durch die Szene.

Die Entscheidung, einen ProSiebenSat1-Mann an die Spitze des deutschen öffentlich-rechtlichen Auslandsenders zu stellen, schien manchem suspekt. Was gleichwohl für den gebürtigen Bonner Diplomatensohn Limbourg spreche, erklärte Rundfunkrat-Vorsitzender Valentin Schmidt: "Erstklassiger Journalist mit internationalem Hintergrund und ausgezeichneten Sprachkenntnissen" und "ausgewiesener Medienmanager".

Er gilt als ein ganz anderer Typ als sein Vorgänger Erik Bettermann (69), dessen Job Limbourg heute übernimmt. Der Geisteswissenschaftler und Verwaltungsfachmann Bettermann, einer mit SPD-Stallgeruch und -karriere, hinterlässt nach zwölf Jahren Intendanz eine in großen Bereichen neustrukturierte Sendeanstalt.

Vom Radiohaus zum modernen Multimediaunternehmen ging der Weg. Sein letzter Coup war der enge Schulterschluss mit ARD und ZDF. Eine spannende Frage ist, wo in dieser von Bettermann festgezurrten Agenda Spiel- und Gestaltungsräume für den Neuen stecken. Bislang hielt sich Limbourg bedeckt. Immerhin sagte er bei seiner Kür, dass die Programme der Deutschen Welle in seiner Jugend, die er im Ausland verbrachte, zu seinem Erfahrungsschatz gehörten.

Als erste Ziele nannte er, das journalistische Profil, die Sprachenvielfalt und die Multimedialität des Senders weiterzuentwickeln sowie die Zusammenarbeit mit ARD und ZDF zu intensivieren. Als "schöne Herausforderung und faszinierende Aufgabe" bezeichnete er seinen Job. Zu viel mehr will sich der Neue nicht hinreißen lassen. Morgen will er sich erst einmal den Mitarbeitern der Deutschen Welle in den Standorten Bonn und Berlin vorstellen.

In einem Interview des "Tagesspiegels" hat Bettermann ein Paar Hinweise für seinen Nachfolger gegeben. Sätze wie "Wir sind in Sachen Internationalität ein Schwellenland" wecken Handlungsbedarf. Und gewisse Bettermann'sche Unschärfen in der Beurteilung der Standortfrage "Bonn und Berlin, beziehungsweise Bonn oder Berlin?" wird sich Limbourg nicht erlauben können.

Limbourg, verheiratet und Vater dreier Kinder, kennt Bonn und die Bonner Geschichte gut. Hier wurde er 1960 geboren, bevor es die Familie durch den Diplomatenjob des Vaters nach Rom, Paris, Athen und Brüssel verschlug. Für sein Jurastudium kehrte Limbourg zurück nach Bonn. Auch die nächsten Karriereschritte sind mit der damaligen Bundeshauptstadt verbunden: Volontariat bei der Deutschen Fernsehnachrichten Agentur, Arbeit als Nato-Korrespondent, dann Irak, Israel und Algerien.

1996 wurde er Studioleiter von ProSieben in Bonn, wechselte zum Nachrichtensender N24, dessen Chefredakteur 2006 er wurde. Mit Peter Kloeppel moderierte er 2002, inzwischen Politikchef von Sat.1, das erste Kanzlerduell im deutschen Fernsehen. 2008 wurde er Hauptmoderator der Sat.1-Nachrichten, seit 2010 war er Informationsdirektor von ProSiebenSat.1.

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