UN-Campus in Bonn Kunst für Flüchtlinge

BONN · Am Fuße des UN-Hochhauses, auf einem rheinnahen Eckchen des Bürgersteigs, bot sich gestern Vormittag Passanten ein ungewöhnlicher Anblick: Künstler Hermann Josef Hack ließ, unterstützt von 22 jungen Leuten, binnen einer Stunde ein "bewohnbares Bild" entstehen.

 Künstler Hermann Josef Hack (Mitte, mit Sonnenbrille) und Schüler vor dem UN-Campus.

Künstler Hermann Josef Hack (Mitte, mit Sonnenbrille) und Schüler vor dem UN-Campus.

Foto: Horst Müller

Stück für Stück wuchs es aus Ästen, Paketband und bemalten Lkw-Planen empor und entstand damit aus denselben spärlichen Einzelteilen, die weltweit für Flüchtlingsunterkünfte verwendet werden.

Schon seit Jahren weist Hack mit seinen Arbeiten auf die erschütternden Lebenssituationen und die wachsende Zahl von Klimaflüchtlingen hin - ein Phänomen, das längst nicht so viel Aufmerksamkeit erhält, wie es die alarmierenden Zahlen nahelegen würden.

"Von 200 Millionen gehen Prognosen für das Jahr 2050 aus. Wir dürfen nicht so tun, als würde es uns nichts angehen. Es wird unumkehrbar, und wir müssen eine Kultur entwickeln, die Flüchtlinge willkommen heißt, statt uns abzuschotten."

Im Jahr 2050 wird Nadine 50 Jahre alt sein. Gemeinsam mit weiteren Neuntklässlern des Siegburger Anno-Gymnasiums unterstützte sie Hack beim Aufbau und der Dokumentation des Projektes. "Man fragt sich ja oft, wie könnte ich helfen? Und das hier ist etwas ganz Konkretes, das fühlt sich gut an", sagte die 14-Jährige.

Chiara (14) ergänzte: "Wir weisen auf die Lage der Flüchtlinge hin. Gleichzeitig ist uns klarer geworden, was wir bei uns alles haben - und dass Schulunterricht nicht selbstverständlich ist." Das Filmmaterial und die Fotos, die von den Schülern des Differenzierungskurses "Filmen, Darstellen, Gestalten" aufgenommen wurden, bleiben die einzigen Spuren der bunten Behelfsbehausung. Noch für gestern war der Abbau geplant.

"Als nächstes wird es im Dezember bei der UN-Klimakonferenz in Lima wieder ans Licht kommen", erklärte Hack, "und zum Schluss landet es in Beirut, wo es mit vielen anderen Planenbildern von mir dann tatsächlich dauerhaft verbaut und genutzt werden kann." Für Hacks Projekt-Partner "Care" war Matthias Würtenberger an die "Baustelle" gekommen.

Er freute sich über "diese ganz andere Art der Öffentlichkeitsarbeit, die Dialoge ermöglicht und andere Zielgruppen anspricht." Bei den tatkräftigen Siegburger Gymnasiasten war das auf jeden Fall schon gelungen.

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