Bonner Klimakonferenz Idy Niang ist einer von 3000 Teilnehmern

BONN · Idy Niang spricht mit leiser Stimme, und aus seinen Augen scheint eine dauerhafte Besorgnis zu sprechen. Die 47 Jahre sieht man dem schlanken Mann aus Senegal überhaupt nicht an.

 Idy Niang ist Leiter des regionalen Umweltbüros in Matam und gehört der Arbeitsgruppe aus Senegal an.

Idy Niang ist Leiter des regionalen Umweltbüros in Matam und gehört der Arbeitsgruppe aus Senegal an.

Foto: Roland Kohls

Idy Niang ist einer von mehr als 3000 Teilnehmern der Arbeitskonferenz des United Nations Framework Convention on Climate Change (UNFCCC), dem Klimasekretariat der UN in Bonn.

Der Zugang ins Maritim, der Konferenzort, ist gesichert wie an jedem internationalen Flughafen. Taschen, Laptops und alle Metallteile kommen aufs Förderband und werden durchleuchtet. Man marschiert durch die Sicherheitsschleuse, wird abgetastet und befindet sich erst mal im Hotelfoyer. Auch während der Sitzungspausen sitzen die Konferenzteilnehmer in den Sitzgruppen und Cafés, diskutieren oder arbeiten an Laptops.

So wie Idy Niang. Er ist Leiter des regionalen Umweltbüros in Matam, das unter der Direktion des Ministeriums für Umwelt und nachhaltige Entwicklung steht. Er ist schon seit mehreren Wochen in Bonn, wohnt in einem Hotel mitten in der Bonner City und hat als Mitglied eines Koordinierungsteams der LDC, der "Least Developed Countries", Papiere für die Grundlage der Verhandlungen ausgearbeitet.

Der Least Developed Countries Fund (LDCF) wurde 2001 während des siebten Klimagipfels in Marrakesch gegründet und richtet sich an die 48 am wenigsten entwickelten Länder, die besonders anfällig für die nachteiligen Auswirkungen des Klimawandels sind.

Idy Niangs Heimat Senegal im Westen des afrikanischen Kontinents gilt mit seiner Lage im Übergang von der Sahelzone in die feuchtheißen Tropen als eines der Länder, die vom Klimawandel am stärksten betroffen ist. "Die Auswirkungen sind in meinem Land heute schon drastisch sichtbar", erzählt er.

Die Temperatur ist im langjährigen Durchschnitt um ein Grad gestiegen, gleichzeitig haben die Regenfälle abgenommen. Gerade im Norden des Landes, wo er herkommt, gibt es große Probleme mit den Wasserressourcen und damit für die Menschen, die überwiegend von der Landwirtschaft leben.

An der rund 500 Kilometer langen Atlantikküste ist die Erosion sichtbar. Das Meeresniveau sei angestiegen, hohe Wellen haben bei Dakar, Rufisque und St. Louis bewohnte Gebiet überschwemmt und unwiederbringlich zerstört.

"Wenn ich an den Rhein gehe, denke ich an meine Heimat", sagt Idy Niang und lächelt zum ersten Mal während des Gesprächs. "Er erinnert mich an den Senegal River. Es ist interessant, dass der Rhein so intensiv als Transportweg genutzt wird. Das geschieht im Senegal kaum."

Der 47-Jährige, der zwölf Jahre in Lyon gelebt hat, war schon mehrmals in Deutschland und bereits einige Male in Bonn. Natürlich kennt er das Beethovenhaus. Wenn er Zeit findet, schaut er sich die Stadt an. In Beuel hat er Fachwerkhäuser entdeckt, die ihm gefielen, und in der Bonner Altstadt geht er gerne türkisch essen.

Die Vielfalt finden er und seine Kollegen gut: "Man kann mexikanisch oder chinesisch essen gehen - ein Riesenangebot." Die Bonner findet er sehr offen, freundlich und hilfsbereit. "Und alle können Englisch. Es ist überhaupt kein Problem, sich zu verständigen", sagt er. Heute, am vorletzten Konferenztag, will er shoppen gehen - für seine Frau und seine beiden Kinder, das elfjährige Mädchen und den neunjährigen Jungen. Vielleicht bringt er auch Gummibärchen mit.

Die Konferenz zum Klimawandel

Es ist die 40. Konferenz, zu der die Nebenorgane des Sekretariats der Rahmenkonvention der Vereinten Nationen zum Klimawandel (UNFCCC) im Maritim Hotel zusammengekommen sind.

An diesem Sonntag geht die zweiwöchige Konferenz zu Ende. Dabei geht es vor allem um die Inhalte eines Textentwurfs, auf den sich spätestens auf der internationalen Klimakonferenz in Paris Ende 2015 alle Länder einigen sollen. Darum kümmert sich insbesondere die sogenannte Ad-hoc-Arbeitsgruppe der Durban-Plattform für verstärktes Handeln.

Die Nebenorgane der Klimarahmenkonvention sind ein Gremium für wissenschaftliche und technische Fragen (Subsidiary Body for Scientific and Technical Advice, SBSTA) sowie ein Gremium für Fragen der Umsetzung (Subsidiary Body for Implementation, SBI).

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