Gegenüber dem Post-Tower Ehemalige Landesvertretung soll aufgestockt werden

Bonn · Ihr architektonischer Stil ist nicht jedermanns Geschmack. Das konnte man bereits bei der Einweihung der einstigen Landesvertretung Niedersachsen an der Kurt-Schumacher-Straße hören.

So machte Gerhard Schröder, damals Ministerpräsident des Landes Niedersachsen und mittlerweile Alt-Bundeskanzler, bei der Einweihung am 22. November 1990 keinen Hehl daraus, dass er sich sein Domizil in Bonn durchaus etwas bescheidener gewünscht hätte. In einigen Jahren könnte das Haus indes nochmals ganz anders aussehen.

Der Bonner Immobilienkaufmann Marc Asbeck, seit 2011 Eigentümer der ehemaligen Landesvertretung, will der Stadt Bonn einen sogenannten vorhabenbezogenen Bebauungsplan vorlegen, weil er das Gebäude aufstocken möchte. Bis zu sechs Geschosse zusätzlich könnte Asbeck ohnehin auf das in den vergangenen Jahren bereits erweiterte Haus setzen, wie eine entsprechende Bauvoranfrage beim städtischen Bauordnungsamt jetzt ergab.

"Da sehen wir bei der Lage zwischen Posttower und Tulpenfeld jedenfalls kein Problem", sagte Amtsleiter Willy Dormagen dem General-Anzeiger auf Nachfrage. Anders sehe es aus, wenn der Eigentümer höher hinaus wollte. Die Rede ist von 14 Geschossen. Dann müsse das Planungsrecht geändert werden.

Eine Entscheidung, die die Politik fällen muss. "Mir geht es darum, eine Perspektive zu bekommen, was ich auf dem Areal machen kann", erklärte Asbeck den Hintergrund seiner Voranfrage. Das Angebot an Büroflächen sei im "sehr beengten" Bundesviertel äußerst begrenzt, die Nachfrage aber nach wie vor sehr hoch.

"Wenn wir diesen Standort weiter stärken wollen, müssen wir handeln", sagte Asbeck. Zurzeit hat er die Immobilie an die Deutsche Post AG vermietet; sie bietet rund 350 Mitarbeitern Platz. Bis weitere Kollegen einziehen können, dürften allerdings noch einige Jahre ins Land ziehen - falls Asbeck seine Pläne umsetzen will und darf.

"Für mich handelt es sich hierbei um eine Bebaubarkeitsperspektive", sagte er. Die allerdings schon die Politik auf den Plan gerufen hat. Der Bürgerbund Bonn (BBB) hat einen Antrag für die Sitzung des Planungsausschusses am Mittwoch, 17. April (ab 18 Uhr im Stadthaus) eingebracht, um ein Projekt in dieser Größenordnung zu verhindern.

Ein solches Vorhaben würde nach Ansicht von BBB-Planungssprecher Marcel Schmitt die Einheitlichkeit des durch stattliche Villen geprägten Straßenzuges durchbrechen und das städtebauliche Grundkonzept zerstören.

Zudem könnte das Vorhaben das Erscheinungsbild von benachbarten Denkmälern in erheblicher Weise beeinträchtigen. Die Fraktion verlangt deshalb, dass zur Sicherung der Bauleitplanung für das in Frage kommende Areal eine Veränderungssperre erlassen und ein neuer Bebauungsplan erarbeitet wird, bei dem künftige Bauvorhaben nicht über die Bestandsbebauung hinausgehen sollen.

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