Ausstellung im Museum Koenig Die Faszination der frühen Säugetiere

Bonn · Die Ausstellungsstücke stammen aus einer Zeit, als die Polkappen nicht vereist waren, das Meer hinter der Kölner Bucht begann und acht verschiedene Krokodile im Rhein lebten.

 Bei der Eröffnung betrachten Besucher einen Urtapir. Er wurde im weichen Sediment der Grube Messel kaum zerdrückt und wirkt deshalb auch nach 47 Millionen Jahren noch plastisch.

Bei der Eröffnung betrachten Besucher einen Urtapir. Er wurde im weichen Sediment der Grube Messel kaum zerdrückt und wirkt deshalb auch nach 47 Millionen Jahren noch plastisch.

Foto: Barbara Frommann

"Willkommen aus der Urzeit" heißt die neue Sonderausstellung im Museum Koenig, die am Donnerstagabend eröffnet wurde. Zu sehen sind 47 Millionen Jahre alte Fossilienfunde aus der Grube Messel bei Darmstadt, die Aufschluss über die frühe Entwicklung der Säugetiere geben.

Es ist kaum vorstellbar, wie alt die Funde sind, denn sie sind besonders gut erhalten. Man kann die hauchdünne Haut eines Fledermausflügels erkennen, die silbrigen Schuppen des Panzerplattenkrokodils wirken wie frisch poliert und die Schildkröten könnten auch moderne Kunstwerke sein. "Es ist wirklich großartig, in welchem Zustand die Tiere sind", sagt Thomas Gerken, Leiter der Ausstellungsabteilung des Museums.

Professor Wighart von Koenigswald vom Steinmann-Institut für Paläontologie der Universität Bonn hat selbst zehn Jahre in der Grube Messel geforscht und gegraben. Er ist immer noch begeistert von dieser Laune der Natur, die den Forschern nicht nur einzelne Zähne, sondern ganze Skelette mit Hautschatten und Mageninhalt aufbewahrt hat.

Und das funktionierte so: Nach einem Vulkanausbruch der Urzeit entstand in Messel ein bis zu 300 Meter tiefer See, der rund 1,5 Millionen Jahre lang existierte und durch Ablagerungen wieder aufgefüllt wurde. In der Tiefe des Sees herrschte Sauerstoffmangel, weshalb hier und im weichen Schlamm tote Tiere und Pflanzen besonders gut konserviert wurden und im Lauf der Zeit versteinerten.

Beinahe wären die Schätze unter Müll verschwunden, denn die Grube sollte nach Ende des Ölschieferabbaus zur Deponie werden. Wissenschaftler und Bevölkerung machten sich für den Erhalt stark. Seit 1995 zählt die Grube Messel zum Welterbe, als eine von 962 Kultur- und Naturstätten. Dieter Offenhäußer, stellvertretender Generalsekretär der Deutschen UNESCO-Kommission, sagte bei der Ausstellungseröffnung, Messel zeige die "Vorgeschichte der Menschheit". Die Dinosaurier waren da schon 20 Millionen Jahre ausgestorben.

Die neue Schau zeigt ohnehin nicht das Gigantische - das große Urpferd war nur so groß wie ein Schäferhund - sondern faszinierende Details. Ein bedeutender Fund war zum Beispiel das Messeler Fingertier. Es riss mit seinen scharfen Zähnen die Baumrinde auf, um dann mit den langen Fingern nach Insekten zu angeln. "Niemand hätte erwartet, dass solch eine Anpassung schon so früh existierte", sagte Wighart von Koenigswald.

Hintergrundbilder und -geräusche lassen bei der Schau, die mit Unterstützung der Alexander-Koenig-Gesellschaft präsentiert wird, den Lebensraum der Urtiere lebendig werden, Eine Rallye und ein Mal- und Aktionsbereich sorgen dafür, dass sie auch für Kinder geeignet ist. Man kann außerdem Kinder-Workshops, Taschenlampenführungen und ein Osterferienprogramm buchen.

Tickets und Termine

Die Sonderausstellung "Willkommen aus der Urzeit" läuft bis 21. Mai 2013 im Museum Koenig, Adenauerallee 160. Geöffnet ist dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr, mittwochs sogar bis 21 Uhr. Eintritt für Erwachsene 4,50 Euro, für Kinder ab sechs Jahren 2 Euro.

Mehr zu Führungen und Begleitprogramm unter www.zfmk.de

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