Bonn-Center Der Stern ist verblasst

BONN · Als das Steigenberger Hotel im Bonn-Center am Bundeskanzlerplatz 1969 eröffnete, war das in Bonn eine Sensation. Über sechs Etagen verteilten sich die 300 Zimmer des aus Sicht des normalen Bonners "piekfeinen" Hauses.

Das Hotel ist längst Geschichte. Und seit dem Auszug der Deutschen Post 2011 steht der Gebäudekomplex, dem das Europa-Center in Westberlin als Blaupause diente, zu 70 Prozent leer. Neben dem Pantheon halten noch einige Praxen, ein Bürodienstleister, ein Fitnessstudio und ein Bowling-Center die Stellung. Der neue Besitzer des Bonn-Centers, die Art-Invest Real Estate Immobilien-Investment- und Projektentwicklungsgesellschaft mit Sitz in Köln, wird den Bau voraussichtlich abreißen und an seiner Stelle einen neuen modernen Bürostandort schaffen.

"Wir haben es hier mit einem strukturellen Problem zu tun. Es bestehen massive Brandschutzmängel, die Decken der Büroräume sind mit gerade einmal 2,60 Metern Höhe für heutige Ansprüche an moderne Büroräume viel zu niedrig und die Gebäudetechnik ist an ihre Grenzen gekommen", sagt Niederlassungsleiter Arne Hilbert. Deshalb sei die Wahrscheinlichkeit wohl eher gering, einen potenziellen Mieter zu finden, für den möglicherweise eine Sanierung im Bestand in Frage kommen könnte.

Wie ein Neubau nach Abriss des Bonn-Centers aussehen könnte, hinge ebenfalls von den potenziellen Mietern ab, erklären er und sein Kollege Thore Marenbach. Ein Vertragsabschluss mit der Zurich-Versicherung war nach GA-Informationen greifbar nahe gewesen. Der Konzern entschied sich dann aber für einen Umzug nach Köln.

Um ein optimales städtebauliches Ergebnis zu erreichen, hat Art-Invest mit der Stadt Bonn einen Architektenwettbewerb ausgelobt, so Hilbert. Das Ergebnis soll als Grundlage für die Flächenausnutzung, Architektur und Festlegungen des Bebauungsplans dienen. Insgesamt 20.000 Quadratmeter ist das Aral groß, davon sind rund 5 000 Quadratmeter im städtischen Besitz, die überwiegend als Parkplätze genutzt werden.

Im Interesse der Stadt ist es, dass das gesamte Areal in die Planung einbezogen wird. Immerhin könnten auf dem Gelände dann insgesamt 60.000 Quadratmeter Bruttogeschossflächen realisiert werden, so Hilbert. "Wir sind zuversichtlich, dass der Bebauungsplan zum Ende dieses Jahres verabschiedet werden kann."

Hinsichtlich der verbliebenen Mieter, mit denen Art-Invest zum Teil im Streit wegen der Kündigung der Mietverträge liegt, erklären Hilbert und Marenbach, sie wollten allen bei der Suche nach neuen Räumen behilflich sein. Art-Invest habe nach dem Kauf des Komplexes aus der Insolvenz im vorigen Jahr vom Sonderkündigungsrecht Gebrauch machen müssen.

Unklar ist, was mit dem Wahrzeichen des Bonn-Centers, dem Mercedesstern, geschehen wird. Art-Invest zufolge zahlt Mercedes monatlich Miete dafür, dass der Stern sich auf dem Dach weiter wie bisher drehen kann. Eine diesbezügliche GA-Anfrage bei Mercedes Deutschland blieb bisher unbeantwortet.

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