Architekturhistorische Führung Den Blick auf die Rheinaue schärfen

GRONAU · Bei einer architekturhistorischen Führung durch die Rheinaue wurden die Teilnehmer ermuntert, genauer hinzuschauen und kleine Kostbarkeiten zu entdecken.

Gelungene Architektur: Die Gruppe macht am Wasserfall am Rand des Rheinauensees Station.

Gelungene Architektur: Die Gruppe macht am Wasserfall am Rand des Rheinauensees Station.

Foto: Barbara Frommann

Großzügiger Freiraum ist nicht unbedingt die erste Assoziation, die einem in den Sinn kommt, wenn man an der Stadtbahnhaltestelle Rheinaue aussteigt. Wenn man aber die langgezogene Rampe heruntergeht und den Blick schweifen lässt - die Schmierereien und den Dreck ausblendet, dann gewinnt man plötzlich einen Blick für das Konzept, das die Autobahn und die Stadtbahnhaltestelle geschickt in den Park integriert:

"Die Brücke, die das Gelände von oben gesehen ja eigentlich brutal zerschneidet, ist hier überhaupt kein Hindernis mehr, sondern verbindet die einzelnen Teile", erläutert Constanze Falke. Die Kunsthistorikerin führt die gut 20 Teilnehmer der architekturhistorischen Führung gemeinsam mit ihren beiden Kolleginnen Irene Lange und Stefanie Pasternok durch die Rheinaue.

"Wir möchten mit unseren Veranstaltungen dazu anregen, einen zweiten Blick auf die Architektur zu werfen", begeistert sich Falke. "Nur was man versteht, weiß man auch zu würdigen." Die 30-Jährige ist Gründungsmitglied der "Werkstatt Baukultur", einer 2011 gegründeten Kulturgruppe am Kunsthistorischen Institut der Universität.

Absolventen und Studierende engagieren sich im Rahmen dieser Plattform dafür, einer breiten Öffentlichkeit die vielfältigen Potenziale insbesondere der Nachkriegsarchitektur zu vermitteln.

Einmal quer durch den gesamten, anlässlich der Bundesgartenschau 1979 von den Landschaftsarchitekten Gottfried und Anton Hansjakob angelegten Park führen die drei Frauen von der Bauwerkstatt ihre bunt gemischte Truppe: Eva Haack ist selber Kunsthistorikerin und nicht zum ersten Mal bei einer der Führungen dabei: "Hier wird der Blick auch auf Dinge gerichtet, die nicht auf den ersten Blick gefallen", erklärt sie die Besonderheit.

"Das schärft den Blick", pflichtet ihr Johannes Hanisch bei: Der Jurist befasst sich hobbymäßig mit Architektur und zeigt sich erstaunt, wie facettenreich die Anlage ist. Von der als Eingangsbereich konzipierten Haltestelle über den "Löffelwald" des Objektkünstlers Hermann Goepfert und den 1901 eingeweihten Bismarckturm bis zur sogenannten "Bierkirche" geht der Rundgang.

Den skurrilen Namen verpasste Kaiser Wilhelm II. der 1944 von den Bomben des Zweiten Weltkriegs zerstörten ehemaligen Stadthalle: In dem kirchenähnlichen Bau war auch ein Ausschank untergebracht. Die Reste der Balustraden sind heute geschickt in den Park integriert.

Baukultur im Fokus

Die "Baukulturellen Spaziergänge" finden immer samstags um 13 Uhr an wechselnden Orten statt. Am 18. Juni gibt es die nächste Gelegenheit, die Potenziale diverser Bonner Bauten zu entdecken: Treffpunkt und Anmeldung über www.baukultur-bonn.de.

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