"Venro" zieht an die Spree Dachverband bricht 2014 in Bonn die Zelte ab

BONN · Die Angst in Bonn und der Region vor dem Rutschbahneffekt nach Berlin erhält neue Nahrung: Der 1995 gegründete Dachverband der Nicht-Regierungsorganisationen (NGO) "Venro" wird nächstes Jahr seine Zelte in Bonn abbrechen und an die Spree ziehen. Einen entsprechenden Beschluss hat die Mitgliederversammlung bereits vor längerer Zeit gefasst. Bekannt wurden die Umzugspläne erst jetzt.

Im Werner-Schuster-Haus an der Kaiserstraße 201 hat Venro seinen Sitz.

Im Werner-Schuster-Haus an der Kaiserstraße 201 hat Venro seinen Sitz.

Foto: HORST MÜLLER

Rund 120 Organisationen gehören dem Dachverband an. Sie kommen aus der privaten und kirchlichen Entwicklungszusammenarbeit, der humanitären Hilfe und der entwicklungspolitischen Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit. Viele von ihnen sind in Bonn ansässig, wie Welthungerhilfe, Care oder Andheri-Hilfe.

Venro vertritt vor allem die politischen Interessen der NGO. Doch die Musik spiele in Berlin, und so habe man aus rein pragmatischen Überlegungen beschlossen, den Hauptsitz an die Spree zu verlagern, erklärt Venro-Vorstandschef Ulrich Post dem GA: "Unsere Reisekosten sind immer weiter gestiegen. Das sprengt unser Budget." Er habe volles Verständnis für die Interessen der Stadt Bonn und der Region.

"Ich weiß, dass wir symbolisch ein starker Verband sind. Finanziell sind wir aber leider schwach auf der Brust", so Post. Das Jahresbudget liege bei unter einer Million Euro inklusive Drittmitteln. "Ich muss in erster Linie an meinen Verband und dessen Aufgabe denken, und die besteht vor allem in der Zusammenarbeit mit den Parlamentariern." Überrascht habe ihn, so räumt er gestern ein, dass entgegen seiner Erwartung der Beschluss der Mitgliederversammlung beinahe einmütig ausgefallen sei. "Die Fakten sprachen eindeutig für den Umzug."

Etwa 15 Mitarbeiter sind laut Post von der Umzugsentscheidung betroffen. Allerdings arbeite ein Teil von ihnen bereits in einer Dependance in Berlin, im Misereor-Haus an der Chausseestraße. Derzeit sucht der Verband für die neue Geschäftsstelle in Berlin ein passendes Domizil. In Bonn soll bis 2016 weiterhin ein Büro besetzt sein. Was damit danach geplant sei, könne er noch nicht sagen.

Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch bedauert den Wegzug von Venro. Er erinnerte aber daran, dass der Wegzug von Institutionen durch eine Vielzahl von Neuansiedlungen in Bonn kompensiert worden sei.

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