Umzug nach Berlin Bundestagsabgeordnete ermahnen die Deutsche Welle

BONN · Die Bonner Bundestagsabgeordneten fürchten eine Verlagerung von Jobs der Deutschen Welle (DW) aus Bonn nach Berlin. Hintergrund sind Reformpläne des Intendanten Peter Limbourg, der acht deutsche TV-Magazine einstellen und massiv auf englischsprachige Formate setzen will.

"Da das lineare TV-Angebot bisher in Berlin erstellt wird, befürchten wir eine schneller fortschreitende Verschiebung von Arbeitsplätzen nach Berlin", erklärten Katja Dörner (Grüne), Claudia Lücking-Michel (CDU) und Ulrich Kelber (SPD) in einer Pressemitteilung. In den vergangenen Jahren habe die Zahl der DW-Beschäftigten in Berlin bereits zugenommen: von 438 im Jahr 2010 auf 467 in 2012. Im selben Zeitraum sei sie in Bonn von 964 auf 892 gesunken.

Die aktuelle Mitarbeiterzahl konnte der Sender gestern nicht nennen, wohl aber die Stellen aufschlüsseln: Demnach gibt es heute 766 Stellen in Bonn und 418 am Berliner Standort.

Die drei Politiker verstehen zwar, dass Limbourg den staatlich finanzierten Sender für den Wettbewerb mit internationalen Sendern wie CNN fit machen wolle. "Mit Besorgnis" registrieren sie aber, dass der Ausbau des englischen Programms "zu großen Teilen mit einer Reduzierung von Angeboten einhergehen soll, die derzeit in Bonn produziert werden."

So habe der Intendant vor, Radioangebote in Albanisch, Kroatisch und Portugiesisch für Afrika einzustellen. DW-Sprecher Johannes Hoffmann verwies auf noch laufende Detailplanungen. "Mögliche personelle Folgen" würden diskutiert. Er wollte nicht ausschließen, dass der Personalbedarf des Senders sinken könnte.

Denkbar sei, dass befristete Verträge nicht verlängert, frei werdende Stellen nicht neu besetzt oder die Zusammenarbeit mit freien Journalisten reduziert werde. Die nötigen "Verschiebungen innerhalb des Hauses" sollen sozialverträglich erfolgen, so Hoffmann. Die Regional- und Sprachkompetenzen im Bonner Sender an der Kurt-Schumacher-Straße würden auf jeden Fall erhalten.

"Wir werden zum Beispiel ein Europamagazin aus Brüssel nach Bonn verlagern, das in mehreren Sprachen adaptiert wird", kündigte Hoffmann an.

Der örtliche DW-Personalrat begrüßte auf GA-Anfrage das Engagement der Politiker. "Wir sehen aber keine Gefährdung des Standorts Bonn", unterstrich die Vorsitzende Ursula Koll.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort