Start im Haus der Geschichte Achte Bonner Kulturwoche ist vielfältiger als je zuvor

BONN · Im Haus der Geschichte ist vor wenigen Wochen ein alter Koffer eingetroffen.

 Die "Marie Preus Band" spielt bei der Auftaktveranstaltung der achten Bonner Woche der Kulturen im Haus der Geschichte. Bis zum 6. Dezember gibt es viele Veranstaltungen.

Die "Marie Preus Band" spielt bei der Auftaktveranstaltung der achten Bonner Woche der Kulturen im Haus der Geschichte. Bis zum 6. Dezember gibt es viele Veranstaltungen.

Foto: Nicolas Ottersbach

"Er gehörte Lorenzo Anise, einem Gastarbeiter, der 1958 nach Deutschland kam", sagte Hans Walter Hütter, Präsident des Hauses, am Donnerstag bei der Auftaktveranstaltung zur Bonner Woche der Kulturen, die bis Samstag, 6. Dezember, dauert. Anise wurde 1965 als erster Gastarbeiter in einen Betriebsrat gewählt und setzte sich für den interkulturellen Austausch ein. "Das passt zur Woche der Kulturen: Nur, wenn beide Seiten zusammenarbeiten, füreinander offen sind und im Dialog stehen, kann Integration funktionieren", so Hütter.

Welche Vielfalt die Kulturen bieten, zeigen viele Veranstaltungen ab dem heutigen Freitag. Dann wird im Haus der Geschichte der Film "Mama illegal" gezeigt, der eine Vorschau auf die neue Wechselausstellung "Immer bunter. Einwanderungsland Deutschland." ist. Im Film hat Ed Moschitz drei Frauen aus einem kleinen moldauischen Dorf sieben Jahre lang mit der Kamera begleitet. Alle drei arbeiteten illegal in Europa, pflegten ältere Menschen, putzten und passten auf Kinder auf. Im Anschluss gibt es im "Welt-Bistro" ein Diskussion über private Haushaltshilfen und Pflegekräfte im Spagat zwischen dem Arbeitskräftemangel in der Pflege und den Auswirkungen auf die Betroffenen und ihre Familien.

Emine Balfi liest am Dienstag, 2. Dezember, 19.30 Uhr im Haus der Vielfalt "Migrapolis" in der Brüdergasse aus ihrem Buch "Maulbeerstock und Minirock - Memoiren einer untypischen Gastarbeiterin". Von ihrer Mutter gezüchtigt und in ihrer Kindheit missbraucht, entwickelt sich Emine zu einer emanzipierten Frau. Als Gastarbeiterin der ersten Generation in Deutschland versucht sie die Familie in der Türkei vor dem finanziellen Ruin zu retten. Ihr Leben wird immer freier, dem verleiht sie nicht zuletzt durch ihre Kleidung Ausdruck: Provozierend bis elegant begegnet sie Verwandten und Freunden.

"Die achte Woche der Bonner Kulturen ist vielfältiger als jede, die es zuvor gab", sagte H?d?r Çelik vom Bonner Institut für Migrationsforschung (BIM). Erstmals machen Caritas und die Stadt Bonn mit. Das Motto "Lesung, Dialog und Begegnung" sei gewählt worden, weil sich die Besucher bei den zehn Veranstaltungen austauschen sollen. Sie sind im Haus der Geschichte, der Einrichtung "Migrapolis", der Stadtteilbibliothek Tannenbusch und dem Haus Mondial. "Ziel der Woche ist es, die Ängste zwischen den Menschen verschiedener Kulturen abzubauen", sagte Çelik.

Das Programm der achten Bonner Woche der Kulturen

  • Freitag, 28.November, 19 Uhr, Haus der Geschichte: Film "Mama Illegal", der hohe Preis für ein besseres Leben.
  • Samstag, 29. November, 18.30 Uhr, Migrapolis: "Patchwork". Lesung und Diskussion mit Ellen Banda-Aaku über das Schicksal dreier Frauengenerationen in Sambia.
  • Sonntag, 30. November, 12.30 Uhr, Migrapolis: "Wie klingt, was Du glaubst". Fotoausstellung von Jane Dunker mit Texten von Bernhard König. Kann man mit dem Auge hören und mit den Ohren glauben? Lässt sich Spiritualität bebildern? Lässt sie sich in Töne und Worte fassen? Auch am 5. Dezember, 20 Uhr.
  • Montag, 1. Dezember, 19.30 Uhr, Migrapolis: "Die Früchte am Ende des Zweiges". Susanne Rocholl beschreibt in ihrem Roman, was junge Iraner in Deutschland suchen und was sie finden.
  • Mittwoch, 3. Dezember, 19.30 Uhr, Stadtteilbibliothek Tannenbusch: "Nomaden". Gedichte von und Gespräch mit Hıdır Çelik über kritische Themen der Gegenwart.
  • Donnerstag, 4. Dezember, 19.30 Uhr, Migrapolis: "Ringparabel reloaded". Bereits zu Lessings Zeiten stellte das interkulturelle und interreligiöse Zusammenleben eine besondere Herausforderung dar.
  • Freitag, 5. Dezember, 15.30 bis 19.30 Uhr, Haus Mondial: "Die lebende Bibliothek - Sprich mit Deinen Vorurteilen."
  • Samstag, 6. Dezember, 20 Uhr, Migrapolis: "Poetrypolis". Themen des multilingualen Poetryslams sind Heimweh und Fernweh.
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