Repair-Café: Werkzeug, Hilfe und stets einen Kaffee dazu Hoffnung für die alten Schätzchen

GRAURHEINDORF · Tiefe Sorgenfalten ziehen sich über die Stirn von Gabriele Peltzer. "Gibt es Hoffnung?", fragt sie Alexander Petersen. Der ehemalige Bauingenieur setzt den Stromprüfer an, wechselt die Steckdose und legt sich dann auf die "Diagnose" fest. "Das ist wohl nur ein Schalterproblem", beruhigt er Gabriele Peltzer. "Das kriegen wir schon wieder hin.

 Akribische Arbeit an der Felge: Matthias Lenz ist chirurgische Eingriffe gewohnt. Der Arzt gehört von Anfang an zu den Unterstützern des Projekts.

Akribische Arbeit an der Felge: Matthias Lenz ist chirurgische Eingriffe gewohnt. Der Arzt gehört von Anfang an zu den Unterstützern des Projekts.

Foto: Barbara Frommann

Es gibt Hoffnung." Mit ihrer defekten Küchenmaschine war die Graurheindorferin am Samstag gleich früh morgens ins Repair Café im "Haus Müllestumpe" gekommen. "Das Gerät ist zwar schon uralt, aber ich kann mich einfach nicht davon trennen", erzählt sie.

Seit einem Jahr bietet Haus Müllestumpe gemeinsam mit der Initiative "Bonn im Wandel" am vierten Samstag im Monat jedem die Möglichkeit, in den Werkstatträumen die Reparatur defekte Geräte selbst in die Hand zu nehmen. Dafür steht nicht nur das passende Werkzeug kostenlos zur Verfügung, sondern ein Team ganz unterschiedlich ausgebildeter "ehrenamtlicher Handwerksmeister" nimmt sich der Probleme an.

"Das Repair Café ist ein Ort der Begegnung, des Austausches und des Ausprobierens", beschreibt Ulrich Buchholz von "Bonn im Wandel" das Konzept. "Hier kann jeder das vorhandene Inventar nutzen, um etwas neu zu erschaffen, umzugestalten oder wieder funktionstüchtig zu machen." Mittlerweile bieten rund 25 Tüftler und Bastler ihre Hilfe an.

Und dieses Angebot wird immer mehr genutzt. "Jeweils 40 Besucher kommen an den Samstagen mit ganz verschiedenen Anliegen zu uns", so Buchholz. Denn mittlerweile gibt es zusätzlich auch eine gut ausgestattet Holzwerkstatt, ein kleines Schneideratelier und sogar eine Schmiede. "Räder und elektrische Haushaltsgeräte werden aber hauptsächlich vorbei gebracht", so Buchholz.

Während sich Alexander Petersen noch um die alte Küchenmaschine von Gabriele Peltzer kümmert, hat Matthias Lenz vor der Tür bereits das Hinterrad des alten Drahtesels ausgebaut. "Der Schlauch hat gleich an mehreren Stellen Löcher", stellt er schon nach kurzer Zeit fest. Der Arzt gehört von Anfang an zu den Unterstützern des Projektes. Mittlerweile ist er der Fahrrad-Experte im Team.

Das Nutzen der Werkzeuge und die Hilfe der Ehrenamtlichen im Repair Café ist kostenlos. Lediglich die Kosten für Ersatzteile müssen die Besucher tragen. "Wir wollen ja kein Geld verdienen", erklärt Ulrich Buchholz. "Sondern wir wollen, dass Gegenstände länger genutzt werden und dadurch weniger Müll entsteht. Außerdem macht es großen Spaß, wenn man gemeinsam an einem Projekt arbeitet."

Und auch die Erfolgsquote kann sich sehen lassen: In rund 85 Prozent der Fälle können die defekten Objekte nachher wieder benutzt werden. Sollte sich die Instandsetzung einmal etwas in die Länge ziehen, dann kann diese Zeit in der kleinen Kaffee-Ecke überbrückt werden. "Schließlich sind wir ja ein "Repair Café", lacht Ulrich Buchholz.

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