Das Wasser drückt von unten

Gebaut wird zurzeit nur am Hochwasserschutz in Beuel. Die Bewohner anderer hochwassergefährdeter Ortsteile wünschen sich, dass sich vor ihrer Haustür auch etwas tut. In Graurheindorf und Mehlem fehlt noch zusätzlicher Schutz.

Graurheindorf: Steigt der Rheinpegel über 8,72 Meter, dann stehen Teile von Graurheindorf unter Wasser, und zwar zwischen der Estermannstraße und der Rheindorfer Burg. Für die Anwohner ist besonders problematisch, dass das Wasser in Graurheindorf von oben und von unten kommt. Soll heißen, dass der Rhein bei Hochwasser zusätzlich das Grundwasser durch die Fundamente in die Häuser drückt. Dass Hochwasserschutz für den Stadtteil im Bonner Norden ein wichtiges Thema ist, darüber sind sich Politik und Bürger einig. Das ändert allerdings nichts daran, dass sich seit Jahren in Sachen Schutz nichts tut.Drei Vorschläge gibt es, mit denen das Hochwasser bis zum Pegel von 9.50 Metern aus dem Ort herausgehalten werden soll. Die Ideen lösten eine kontroverse Diskussion aus, schließlich blieben die Vorschläge eins und drei im Rennen. Die erste Variante sieht vor, an der Mündung des Rheindorfer Baches ein Senktor in der Schutzwand und ein Hochwasser-Pumpwerk zu bauen.

Die Kosten lägen bei rund 2,26 Millionen Euro. Vorschlag Nummer drei wäre, den Rheindorfer Bach zu verlegen, dann würde er durch die Rheinaue-Nord in den Rhein fließen. Kosten: 6,25 Millionen Euro. Da aber Retentionsflächen für gut 110 000 Kubikmeter Wasser geschaffen würden, gäbe es Zuschüsse von Land, Bund und EU in Höhe von 60 bis 80 Prozent der Gesamtkosten. jab

  • Bad Godesberg: Land unter heißt es bei einem Pegelstand von mehr als rund neun Metern in Mehlem. Die parallel zum Rhein verlaufende Rüdigerstraße läuft dann voll - und mit ihr zahlreiche Keller im Unterdorf. Weiter stromabwärts sind vor zehn Jahren rund drei Millionen Euro in Hochwasserschutz investiert worden.Auf einer Länge von 900 Metern wurde der Damm neben der Uferpromenade um 75 Zentimeter erhöht. Eine echte Bewährungsprobe hatte er bis heute nicht zu bestehen. Profitieren würden ohnehin nur die Bürobauten an der Deichmannsaue, in denen früher die US-Botschaft residierte. Inzwischen sind dort das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung sowie drei dem Landwirtschaftsministerium nachgeordnete Behörden untergebracht. Kein Wunder, dass die drei Millionen Euro seinerzeit ausschließlich aus Bundesmitteln finanziert wurden.

Seit dem vergangenen Jahr steht, oder besser liegt zudem eine mobile Schutzwand bereit, die im Bedarfsfall vom Technischen Hilfswerk aufgebaut wird. Damit soll das Hochwasser, das durch die Hintertür die Deichmannsaue überfluten könnte, ausgesperrt werden. Private Rhein-Anlieger haben davon so gut wie nichts. Auch deshalb waren sie vor zehn Jahren auf die Barrikaden gegangen. Bislang erfolglos. Erfolglos ist der gesamte Hochwasserschutz im Ort ohnehin, wenn die Flut aus der anderen Richtung kommt. Wie vor gut einem Monat, als sich der Mehlemer Bach innerhalb von Minuten in einen reißenden Strom verwandelte.

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