Altes Treppchen in Endenich schließt Wieder macht ein Traditionsgasthaus zu

Endenich · Das letzte Stück Wild und der letzte Gänsebraten sind verkauft, die Tische sind nicht mehr eingedeckt, die Küche ist teilweise leer geräumt. Das "Alte Treppchen", eines der letzten deutschen Traditionsgasthäuser in Bonn, hat für immer geschlossen.

 Abschied der Dung-Brüder: Albert (links) und Manfred auf dem historischen Treppchen, das wohl in den Neubau integriert wird.

Abschied der Dung-Brüder: Albert (links) und Manfred auf dem historischen Treppchen, das wohl in den Neubau integriert wird.

Foto: Horst Müller

Die Brüder Dung gehen in Rente. Das Haus mit der kleinen Außentreppe aus dem 16. Jahrhundert, die dem Lokal den Namen gab, ist verkauft und wird im neuen Jahr abgerissen, damit ein Investor dort Wohnungen bauen kann.

Mit einem lachenden und einem weinenden Auge, so Albert und Manfred Dung, habe man die Entscheidung getroffen. Weinend, weil man viele wunderbare Erlebnisse in Erinnerung behalte, die Gäste vermissen werde und es schließlich das Elternhaus sei, das bald verschwinde. Ein Haus, in dem der Großvater eine Saatguthandlung hatte und der Vater ein Wirtshaus eröffnete. Ein Haus, das in den letzten Kriegstagen zerstört wurde, aber nach historischem Vorbild wieder aufgebaut wurde - etwas verwinkelt, mit Holz und gemütlichem Ambiente.

Das mochten auch viele Prominente: US-Astronaut Neil Armstrong war da, Künstler Christo, Udo Lindenberg, Sportler wie Wolfgang Overath, Berti Vogts und Politiker wie Helmut Kohl, Hans-Dietrich Genscher, Angela Merkel und alle Landwirtschaftsminister, die ein Stück weiter in Duisdorf arbeiteten. Hier konnten sie in Ruhe sprechen, in diskreter Atmosphäre.

"Berti Vogts hat damals hier auf dem Hof mit seinem Sohn Fußball gespielt", erinnert sich Manfred Dung. "Ich könnte ein Buch schreiben mit den Anekdoten." Seit 1973 führten die beiden Brüder das Lokal, doch mit dem Berlin-Umzug 1999 waren auch viele Lobbyisten weg, die früher hier tafelten. Stammgäste wie Friedrich Nowottny blieben, für viele Endenicher - nicht nur die Familie Mockridge - war es immer die gute Stube für Familienfeiern.

Aber da wäre noch das lachende Auge der Wirte-Brüder. Schließlich sind Albert (68), der den Service leitete, und Manfred (67), der als Alleinkoch für den Ruf der Küche zuständig war, nicht mehr die Jüngsten. "Wir waren 43 Jahre lang jede Woche sechseinhalb Tage für die Gäste da und haben jeden Tag zwölf bis 14 Stunden gearbeitet", sagen sie. Und mit 70 wollten sie nicht mehr im Laden stehen. Ein Nachpächter hätte nur mit Auflagen die Konzession bekommen und investieren müssen. Einen Nachfolger in der Familie gibt es nicht, die Brüder sind kinderlos. Nun wickeln sie ihr Lebenswerk ab und lösen bis zur Übergabe Ende Februar alles auf. Für Stammgäste wollen die Dungs noch einen Flohmarkt für Deko, Porzellan und Einzelstücke nach Vereinbarung anbieten.

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