Travel-Dealz Vom WG-Zimmer aus in die ganze Welt

BONN · Er reist gerne. Am liebsten günstig. Und viel. So viel und für so wenig Geld, dass er vor knapp drei Jahren beschlossen hat, sein Wissen darüber zu verbreiten. Seitdem betreibt Johannes Kinast den Blog "Travel-Dealz". Sein Anliegen: Günstig fliegen, schlafen, fahren - und so mit kleinem Budget an Orte kommen, von denen ein Student eigentlich nur träumen kann.

"Ganz häufig kommt es vor, dass Unternehmen Tippfehler oder error fares in ihren Angeboten haben", so der 23-Jährige. Da kostet dann ein Flug von Frankfurt nach New York statt 990 Euro nur 99 Euro. "Nullen werden öfter mal vergessen. Natürlich merken die Fluggesellschaften das meist innerhalb von ein bis zwei Tagen und korrigieren das Angebot. Ich bin aber meistens schneller." Und wer schnell gebucht hat, fliegt somit zum günstigen Preis.

"Weil man bei der Buchung übers Internet sofort im Bezahlmodus ist und eine Bestätigung über die Buchung bekommt, überprüft den tatsächlich gezahlten Preis nachher niemand mehr", weiß der Student. Die Fluggesellschaft airberlin sagte auf Nachfrage dazu: "Bei sogenannten „error fares“ handelt es sich um äußerst seltene Einzelfälle. Sollten Ticketpreise doch einmal fehlerhaft in den Buchungssystemen ausgewiesen sein, werden diese sehr schnell bei internen Kontrollen erkannt und umgehend berichtigt. Auf bereits gebuchte Tickets hat diese Änderung dann keine Auswirkung. Gäste, die ein Ticket zu einem fehlerhaften Preis buchen, werden von airberlin wie üblich befördert."

Drei bis vier Stunden am Tag verbringt Kinast damit, Preise zu suchen und zu vergleichen. Er ist in allen großen Foren und Netzwerken von Vielfliegern und Profi-Reisenden unterwegs. In seinem winzigen WG-Zimmer in Endenich steht ein leistungsstarker Rechner mit zwei großen Monitoren, ein Tablet ist sein ständiger Begleiter.

"Es macht mir einfach Spaß - und mittlerweile kann ich davon sogar mein Studium finanzieren." Wann immer nämlich jemand über travel-dealz zu einem der vielen Buchungsportale im Netz geleitet wird und dort für ein Hotel oder eine Reise bezahlt, bekommt Kinast eine kleine Provision. Zu vergleichen mit einem Reisebüro.

Anders als diese berät Kinast seinen immer größer werdenden Kundenstamm aber nicht - obwohl er schon weit herum gekommen ist. "Das war ganz am Anfang und hat mich eigentlich erst auf die Idee gebracht", erzählt der Bonner. "Tuifly bot vor sechs Jahren einmal ein 'all-you-can-fly'-Ticket an, das habe ich mir gekauft und konnte für etwa 200 Euro sechs Wochen lang auf allen Tui-Strecken fliegen. Danach habe ich angefangen, günstige Tickets im Internet zu suchen - und zu finden."

Nicht nur fehlende Nullen fallen dem großen Blonden dabei auf. Auch vergessene Steuern oder, wie einmal bei Alitalia, nicht ans Angebot angepasste Buchungsbedingungen fallen dem in Bonn geborenen sofort ins Auge. "Alitalia hatte mal einen 250 Euro Gutschein im Angebot, der angeblich nur für Flüge ab Japan gelten sollte. Das haben sie aber in den Bestimmungen nicht geändert, also galt er ab überall."

Mehr als 12.500 Fans auf seiner Facebook-Seite, rund 1000 Follower bei Twitter und zahlreiche auf Google+ versorgt der 23-Jährige täglich mit neuen Angeboten. Johannes Kinast wird mittlerweile von Reiseveranstaltern und Fluggesellschaften direkt kontaktiert, wenn Gutscheine auf dem Markt sind. "Zusammen mit dem Studium artet das manchmal ganz schön in Stress aus. Darum sehe ich zu, dass ich selbst auch noch zum Reisen komme."

Auf gut 200 Flüge kommt der junge Mann, der als Kind unter Flugangst litt. Europa kennt Kinast schon wie seine Westentasche, die USA und Asien hat er in den vergangenen zwei Jahren erkundet, jetzt steht Australien ganz oben auf seiner Wunschliste. "Aber dafür brauche ich Zeit, die habe ich wahrscheinlich erst nach dem Examen."

Im fünften Semester ist er, was er mit Geodäsie, also der Ausmessung der Erde, später machen wird, weiß Kinast noch nicht. Bis es soweit ist, vermisst er die Welt weiterhin auf seine Weise. Und sammelt neben den Erfahrungen auch noch Meilen, die dann wieder in Reisen umgesetzt werden können. Und sollte ein Veranstalter sein fehlerhaftes Angebot bemerken und die Buchung stornieren, gibt es ja das Geld zurück. Johannes Kinast: "Aber das kommt selten vor, meistens sitzt man dann schon längst im Flieger."

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