Tiergottesdienst in Endenich Überwiegend Hunde bevölkerten die Trinitatiskirche

ENDENICH · Zwergschnauzerdame Fufu besucht schon seit vielen Jahren den Tiergottesdienst in der Trinitatiskirche. Dafür kommt Frauchen Elke Trettin immer am Sonntag nach den Weihnachtsfeiertagen mit ihr aus Meckenheim nach Endenich.

 Für die Hundebesitzer ist es keine Frage: Tiere haben die Segnung genauso verdient wie Menschen. Deshalb kommen sie nach den Feiertagen mit den Hunden in die Trinitatiskirche.

Für die Hundebesitzer ist es keine Frage: Tiere haben die Segnung genauso verdient wie Menschen. Deshalb kommen sie nach den Feiertagen mit den Hunden in die Trinitatiskirche.

Foto: Barbara Frommann

"Sie ist 17 Jahre und vier Monate alt", sagt Frauchen Elke Trettin. Ein stolzes Alter für diese Hunderasse. "Sie müsste jetzt eigentlich schon tot sein." Deshalb betet sie jedes Jahr, dass es nicht das letzte Mal war.

Das ist auch für Hedwig Hennes der Grund, mit Rocky zu kommen. Der West Highland Terrier ist mit seinen elf Jahren ein alter Bursche. Zuletzt hatte er sich einen Sehnenriss an einem Hinterlauf zugezogen. "Wir beten dafür, dass das neue Jahr Gutes bringt und dass er gesund bleibt", sagt die Besitzerin aus Alfter.

"Das ist die einzige Möglichkeit, mit Tieren in den Gottesdienst zu gehen", sagt Wolfgang Michaelis. Er hat den 14-jährigen Tashú mitgebracht. Er und seine Frau Jutta kommen regelmäßig mit ihren Hunden in die Trinitatiskirche. "Mir ist es wichtig, dass die Tiere auch gesegnet werden", sagt sie.

Besonders bei Hundehaltern ist der Gottesdienst beliebt. Das sei früher etwas bunter gewesen, sagt Pastor Uwe Grieser. Er habe früher zum Beispiel Kontakt mit dem Gut Ostler oder einem Wanderzirkus hergestellt und auf diese Weise Ziege, Pferd und Kamel in der Kirche gehabt. "Wir hatten auch mal eine Frau, die hatte eine Ratte mitgebracht." Die saß bei ihr auf der Schulter.

"Die durfte auch etwas sagen zum Thema Vorurteile gegenüber Tieren." Er predigte gestern über eine Geschichte von Rafik Schami über Gott, der feststellt, dass die Tiere ihn besser zu umschreiben wissen als die Menschen, und über zwei Bilder von Franz Marc, der die Welt oft aus Sicht der Tiere gemalt hat.

Gestern waren nur Hunde in der Kirche - und Elefanten. "Niklas durfte sich aus seiner Tierherde eins aussuchen", sagte Thomas Meyer, der Vater des Dreijährigen. Der entschied sich für seinen Stoffelefanten.

Kurz gefragt

Seit rund 20 Jahren lädt Uwe Grieser (54), Pfarrer der evangelischen Trinitatiskirche in Endenich, Tiergottesdienste. Mit Grieser sprach Stefan Knopp.

Haben Tiere eine Seele?
Uwe Grieser: Ich würde schon sagen, dass Tiere eine Seele haben. Im Hebräischen ist die Seele die Kehle, da, wo der Atem durchgeht und wo das Verlangen sitzt. Und Tiere haben natürlich ein Verlangen, ein Begehren so wie Menschen auch. Da würde ich sagen, das ist die Seele. Das vereint Menschen und Tiere. Wenn auch in der Bibel steht, dass Tiere eine Seele haben. Es gibt zum Beispiel den Psalmvers "Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser, so schreit meine Seele, lieber Gott, zu dir."

Warum ist Ihr Tiergottesdienst so eine Ausnahme?
Grieser: Es gibt die Tradition der Tiersegnung in den ländlichen Gebieten. In Bayern gibt es das überall. Da ist es ganz normal, dass der Priester in den Stall geht und auf den Hof. Aber natürlich im städtischen Kontext ist das etwas Besonderes.

Welche Rolle spielen denn die Tiere in der Theologie?
Grieser: Man staunt, wie viele Tiergeschichten die Bibel enthält, in denen Tiere sogar eine heilsgeschichtliche Bedeutung bekommen: der Wal bei der Jona-Geschichte, der Fisch oder der Esel von Bileam, oder wenn es heißt Jesus, das Lamm Gottes. Der Geist wird mit der Taube verglichen. An allen Stellen kommen Tiere vor. Das ist schon sehr auffällig. Und dass man sich dem nicht noch mehr theologisch zuwendet, ist eine Leerstelle in der Theologie. Es gibt nur wenige, die das tun.

Warum tun Sie es denn?
Grieser: Ich finde das faszinierend, mich dem Thema anzunähern. Man kann auf wenig zurückgreifen und sagen, so ist die Haltung der Kirche. Es ist immer wieder ein neues sich damit beschäftigen und sich auf die Suche machen, den Tieren Aufmerksamkeit zu schenken in ihrer Würde und ihrer Bedeutung. Das ist eine Herausforderung.

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