Endenicher Wohnanlage Spielplatz nach Tüv-Besuch abgesperrt

ENDENICH · Es war nicht die Art von Spielplatz, die sich die Anwohner an der Ecke Brahms- und Humperdinckstraße vorstellten: Gerade mal eine Schaukel und einen Sandkasten gab es 2008, als Thomas Reuter mit seiner Frau Andrea und der damals sechs Monate alten Tochter Helene einzog.

 Thomas Reuter hat mit Nachbarn den Spielplatz gebaut. Nachdem der Tüv da war, wurde erst mal alles gesperrt.

Thomas Reuter hat mit Nachbarn den Spielplatz gebaut. Nachdem der Tüv da war, wurde erst mal alles gesperrt.

Foto: Richard Bongartz

Mehrfach hatte die Familie schriftlich um eine Sanierung gebeten, "die wurde uns dann Jahr um Jahr aufs Folgejahr versprochen", sagt Reuter über die zuständige Wohnungsgesellschaft des rheinischen Handwerks (WRH). Voriges Jahr nahmen die Eltern das Zepter nun selbst in die Hand und bauten auf der großen Wiese ein Kletterschiff und eine neue Schaukel. Jetzt war der Tüv da und hat alles abgesperrt.

Reuter kann sich erinnern, dass von der WRH im Mai 2012 wippende Flugzeuge aufgestellt wurden. Eine neue Schaukel installierten Eltern ein paar Monate später. Das Baumhaus, das die Kinder im Spätsommer gebaut hatten, "wurde innerhalb einer Woche im Auftrag der WRH vom Hausmeister abgerissen", sagt Reuter. Derzeit gebe es 18 Kinder in zehn Familien in der Wohnanlage. "Es wird regelmäßig im Hof gegrillt. Wir haben eine sehr gute Nachbarschaft."

Im vergangenen Sommer wollten die Eltern den Kindern dann selbst etwas bieten und hatten sie nach ihren Wünschen befragt. Aus den Resten eines Hochbetts zimmerte Reuter mit einem weiteren Vater ein Piratenschiff mit Steuerrad. "Drei Wochen lang haben wir gebaut", sagt Reuter. Die Mädchen und Jungen hätten mit gestrichen, gehämmert und geschraubt. So spielten die kleinen Matrosen seit August 2013 auf den Planken. Die WRH habe alles erst mal ohne Tüv-Gutachten so laufen lassen, so der Endenicher.

Bis vergangenen Freitag: Da war dann der Tüv da. "Den hatten wir Anfang des Jahres beauftragt", sagt Michael Ammann, Vorstandsmitglied der WRH. Dabei sei herausgekommen, dass die selbst gebauten Spielgeräte nicht verkehrssicher seien. Die Schaukel sei wackelig, dort würden Eisenstangen sprießen. Der Tüv-Bericht werde in den nächsten Tagen erwartet. Aus der Sorge heraus, dass sich Kinder verletzen könnten, sei nun alles abgesperrt worden. "Bitte nicht nutzen", ist auf Schildern zu lesen.

Die abstehenden Eisensprossen stammen von der Aufhängung einer alten Schiffschaukel, erklärt Reuter. Die könne man abnehmen. "Dass so etwas ohne Mängel abgenommen wird, ist ja selten", sagt der Familienvater. 400 Euro hat er in Material und neuen Sand investiert. "Wir haben versucht, nach Richtlinien zu bauen." So habe das Piratenschiff kein hohes Geländer, damit die Sturzhöhe nicht so groß sei. Unten liege sturzdämpfendes Material.

Um den Haftungsdruck zu mindern, haben die Eltern unterschrieben, dass ihre Kinder auf dem Platz spielen können. "Man kann die Verantwortung nicht auf die Mieter abwälzen", sagt dazu Ammann. Der Grundstückseigentümer sei haftbar, wenn einem Kind etwas passieren würde. Es sei problematisch, wenn Dinge in Eigenregie gemacht würden.

Reuter will nun unbedingt vermeiden, dass alles einfach abgebaut wird. Da er schon viel investiert habe, würde er es lieber selbst tun. Ammann versichert, dass man die Tüv-Ergebnisse mit den Anwohnern besprechen wolle. Zur Zukunft eines Spielplatzes sagt er, dass man sich die Altersstruktur der Kinder anschauen müsse, um ihnen das Richtige zu bieten.

"Wir sind dazu verpflichtet, dass es dort einen Spielplatz gibt." In der Vergangenheit habe es vielleicht zu wenig Kommunikation gegeben. "Das kann man ja ändern."

Die Einzigen, die die ganze Sache nicht so recht verstehen, sind die Kinder, die schon ein halbes Jahr lang als Piraten unterwegs waren. "Warum dürfen wir nicht darauf?", fragen die Kleinen. "Das zu erklären, fällt schwer", sagt Reuter.

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