Endenicher Paulusheim Prüfung als Flüchtlingsunterkunft stößt auf positive Reaktionen

BONN · Noch keine Entscheidung hat Donnerstagabend der Ausschuss des Städtischen Gebäudemanagements (SGB) hinsichtlich der geplanten, in der Bürgerschaft umstrittenen Anmietung des Bürohauses Rochusstraße 65 als Flüchtlingsunterkunft mit etwa 200 Plätzen getroffen. Darüber wollen die Politiker in einer Sondersitzung am kommenden Dienstag befinden, hieß es nach der nichtöffentlichen Sitzung.

Weit hintan gestellt haben die Politiker eine Entscheidung zu der von der Verwaltung geplanten Anmietung des Bürohauses an der Reuterstraße 122 in Kessenich, wo ebenfalls um die 200 Flüchtlinge aus aller Welt ein Zuhause finden sollen. Mit Interesse vernahmen die Ausschussmitglieder, dass die stadteigene Wohnungsgesellschaft Vebowag offensichtlich 60 Wohnungen im gesamten Stadtgebiet bereitstellen könne und dass auch das Paulusheim in Endenich eine ernstzunehmende Option zur Unterbringung von Flüchtlingen sei.

Überrascht, aber nicht abgeneigt hatten sich zuvor die Endenicher Ortsausschussvorsitzende Karin Lepper sowie die örtlichen Kommunalpolitiker Dieter Behrenbruch (CDU), Herbert Spoelgen (SPD) und Rolf Beu (Grüne) von der Idee gezeigt, das Paulusheim an der Sebastianstraße vorübergehend als Flüchtlingsunterkunft zu nutzen.

Das Paulusheim sorgte im vorigen Jahr bundesweit für Schlagzeilen, als der Träger, eine Gesellschaft der Alexianer Brüdergemeinschaft, bekanntgab, das traditionsreiche Seniorenpflegeheim in Endenich, auf dessen Areal sich auch das denkmalgeschützte Schumannhaus befindet, aufzugeben und zu verkaufen. Nach heftigen Protesten einer Bürgerinitiative, die das Seniorenheim retten wollte, beschloss der Rat, einen Bebauungsplan aufzustellen, nach dem der Standort auch in Zukunft als Fläche für den Gemeinbedarf und für Seniorenwohnen erhalten werden soll.

"Wir gehen natürlich davon aus, dass diese Pläne auch bei einer vorübergehend anderen Nutzung weiterverfolgt werden", betonte Spoelgen. Ansonsten begrüße er, wenn das Heim Flüchtlingen ein zu Hause bieten könne.

Karin Lepper und Dieter Behrenbruch stehen einer Prüfung, das Paulusheim als vorübergehende Flüchtlingsunterkunft zu nutzen, ebenfalls positiv gegenüber. "Wir haben den Menschen, die aus den Krisengebieten geflüchtet sind, gegenüber eine moralische Verpflichtung", erklärten beide in einer gemeinsamen Stellungnahme. Allerdings sollten die unmittelbar betroffenen Bürger bereits im Vorfeld eingebunden werden.

Sollte die Stadt das Paulusheim konkret als Unterkunft vorsehen, müsste bei der Belegung zudem berücksichtigt werden, dass die bisherige Bewohnerzahl von etwa 100 nicht überschritten werde, um eine menschenwürdige Unterbringung zu gewährleisten. Darauf pocht auch der Stadtverordnete Beu. "Das muss aber auch für andere Standorte gelten", sagte er mit Blick auf die städtischen Notunterkünfte in Dransdorf an der Gerhart-Hauptmann-Straße, wo weitere 80 Plätze in Wohncontainern geplant seien.

Wichtig sei auch eine entsprechende Betreuung der Flüchtlinge. "Sicherlich werden die beiden sehr aktiven Kirchengemeinden vor Ort auch einen Beitrag leisten", meinte dazu Dieter Behrenbruch. Das ist für Alfons Adelkamp und Uwe Grieser, den Pfarrern der katholischen Pfarrgemeinde Maria Magdalena und der evangelischen Trinitatiskirchengemeinde, selbstverständlich. "Wo unsere Hilfe gefragt ist, werden wir sie einbringen", sagte Grieser. Sein katholischer Amtsbruder setzt dabei auf die ohnehin gut funktionierende Ökumene in Endenich und meinte: "Das gibt uns die Gelegenheit, uns als Christen zu bewähren".

Die Stadt und die Alexianer geben zurzeit offiziell keine Stellungnahme zu dem Thema ab.

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