Bundesweiter Vorlesetag "Junge Menschen motivieren mich"

ENDENICH · Geschichten fördern Fantasie und Kreativität, und das ist wichtig - vor allem bei den kleinen Kindern, die noch nicht selber lesen können, findet Marianne Walter.

 "Vorlese-Oma" Marianne Walter in ihrem Metier: Sie liest Kindern in der Kita der Trinitatiskirche aus einem Bilderbuch vor. FOTO: STEFAN KNOPP

"Vorlese-Oma" Marianne Walter in ihrem Metier: Sie liest Kindern in der Kita der Trinitatiskirche aus einem Bilderbuch vor. FOTO: STEFAN KNOPP

Foto: Stefan Knopp

Sie liest regelmäßig Kindergartenkindern vor. Heute, am bundesweiten Vorlese-Tag, machen es viele Erwachsene in Schulen und Kindergärten genauso. Aus diesem Anlass sprach Stefan Knopp mit ihr über den Sinn des Vorlesens, über das perfekte Kinderbuch und über ihre Rolle als "Vorlese-Oma".

Frau Walter, haben Sie selber Enkel, denen sie vorlesen?

Marianne Walter: Nein. Bei anderen Kindern habe ich das schon gemacht. Und ich war auch eine ganze Weile im Altenheim, im Paulusheim, und da war der Bedarf auch vorhanden. Manche wollten nur aus der Zeitung vorgelesen haben, andere hatten eigene Bücher. Oder aber ich habe ein Buch mitgenommen, für den Fall, dass einmal der Gesprächsstoff ausgehen sollte.

Welche Gruppe ist denn das anspruchsvollere Publikum, die Kinder oder die Senioren?

Walter: Sagen wir so, die Kleinen haben auch schon mal Zwischenfragen, oder besprechen hinterher noch mal das Buch. Die Älteren waren mit dem dann zufrieden oder haben bei den Zeitungsausschnitten noch mal diskutiert, wie es mit der Politik ist, und dass ihnen dieses und jenes nicht gefällt. Manchmal habe ich auch ein altes Märchenbuch mitgenommen. Dann haben wir irgendwie über die Kindheit gesprochen, und dann wussten die das Märchen nicht mehr ganz zu Ende oder haben es verwechselt.

Wie wichtig ist es für Sie denn, dass man Kindern vorliest?

Walter: Sehr wichtig. Weil ich das aus meiner Kindheit kenne. Meine Eltern haben mir immer vorgelesen oder mir ein Buch besorgt. Weil das so eine heimelige Situation ist. Ich war dann mit einem meiner Elternteile zusammen, und das war immer sehr, sehr schön.

Was meinen Sie, bewirkt so eine Geschichte in den Kinderköpfen?

Walter: Sie stellen auch manchmal noch hinterher Fragen, und ihre Fantasie wird meiner Meinung nach sehr angeregt. Und ich merke das immer, auch bei anderen Kindern, wenn ihnen zu Hause vorgelesen wird, oder ob sie nur eine Kassette abhören, oder eine CD, oder im Fernsehen ein Märchen sehen. Irgendwie haben die eine tiefere Beziehung dazu. Sie verbinden damit auch Mama oder Papa, oder Tante oder Oma.

Ist das der Grund, warum Sie an dem Lesetag mitmachen?

Walter: Ja, auch ein Grund. Ich finde es schön, Kindern vorzulesen. Es macht mir sehr viel Freude. Junge Menschen motivieren mich.

Hat man Sie früher schon als Geschichten- oder Märchen-Oma bezeichnet?

Walter: Nein. Und als ich das erste Mal dieses Wort hörte, Vorlese-Oma, da bin ich leicht zusammengezuckt. Und dann mit der Zeit, wenn ich Eltern mit ihren Kindern hier aus dem Kindergarten begegnete, und einige sagten: "Ach, Frau Walter, guten Tag", und andere sagten: Ach, Vorlese-Oma, was machst du denn hier?", dann kam mir mit der Zeit das Wort immer sympathischer vor. Inzwischen habe ich mich dran gewöhnt.

Wenn Sie ein Bilderbuch schreiben würden, was müsste da alles drin sein?

Walter: ... was viel Platz für die Fantasie der Kinder lässt und die das noch ausschmücken könnten. Auf jeden Fall aber mit Natur, mit Tieren, auch Menschen. Das ist mir sehr wichtig in einem Buch.

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