Kirchen und ihre Schätze Die Trinitatiskirche in Endenich ist bewusst schlicht gehalten

ENDENICH · Beton, Holz, Backstein, Schiefer. Ein einfaches Kreuz an der Wand, Altar und Ambo schlicht gearbeitet. "Nichts soll von der Verkündigung ablenken", erklärt Pfarrer Uwe Grieser von der Evangelischen Trinitatiskirchengemeinde und führt durch das nüchterne Gotteshaus in Endenich.

 Trinitatiskirche: Auf das Glasmosaik, das in diesem Jahr 50-jähriges Bestehen feiert und das himmlische Jerusalem darstellt, ist Pfarrer Uwe Grieser besonders stolz. FOTOS: ROLAND KOHLS

Trinitatiskirche: Auf das Glasmosaik, das in diesem Jahr 50-jähriges Bestehen feiert und das himmlische Jerusalem darstellt, ist Pfarrer Uwe Grieser besonders stolz. FOTOS: ROLAND KOHLS

Der einzige Schmuck des Gebäudes aus den 1950ern: die bunte Giebelfront zur Brahms-straße hin. Dickes Glas, vorrangig in Blau- und Türkistönen, lässt schummriges Sonnenlicht hinein. "Die Fenster stellen das Himmlische Jerusalem dar", erklärt der Pfarrer. Zu erkennen sind Fenster und Dächer. "Aber keine Kultgebäude. Denn Gott selbst wohnt in der Stadt", sagt er . "Es gibt keinen Lärm, kein Leid und keine Angst."

1964 wurde die Glasfront nach einem Entwurf von Gerhard und Gisela Dreher aus Weilheim-Teck gestaltet. "Die Fenster sind sicher etwas ganz Einzigartiges. Aber unser größter Schatz?" stellt Pfarrer Uwe Grieser die Frage. "Als größten Schatz würde ich eher die vielen Gemeindemitglieder nennen. So unterschiedlich sie sind und so verschieden ihre Lebensgeschichten, alle zusammen sind etwas ganz Einmaliges. Eben ein großer Schatz." Die Kirche mit Gemeindesaal und Pfarrhaus wurde 1956/57 errichtet. Über einem rechteckigen, asymmetrischen Grundriss wurde der Bau mit flach geneigtem Satteldach nach dem Entwurf der Architekten Leonhard Schulze und Wilhelm Hesse gebaut. Um sich der Nachbarbebauung anzupassen, wurde die Außenfassade weiß geschlämmt, das Innere blieb unverputzt.

Bis vor zehn Jahren war die Kirche mit schweren Bänken zum Altar hin ausgestattet. Heute gruppieren sich Stuhlreihen locker in einem Halbkreis zum Opfertisch. "Früher standen die Gläubigen mit dem Rücken zu den prächtigen Fenstern der Giebelseite. Die einzigartige Bleiverglasung ist wahrscheinlich den Wenigsten aufgefallen", so Grieser. Erst die veränderte Inneneinrichtung gab die Sicht auf das Kunstwerk frei. "Beim Hinausgehen kann nun jeder sehen, wie wir einst zusammen leben werden", so Grieser.

Nicht ganz so bunt, aber ebenso überwältigend sind drei andere gläserne Seitenwände in der Kirche. Bei der Neuverglasung der seitlichen Fensterfront wurden Passagen aus dem Buch Jesaja in das Glas graviert, in einem anderen Texte aus dem Lukasevangelium und oben bei der Orgelempore die Pfingstgeschichte. Seit 1961 erklingt von der Empore eine Orgel der Firma Alfred Führer aus Wilhelmshaven.

Überragt wird das Gebäudeensemble vom 22,5 Meter hohen, quadratischen Turm. Darin läuten seit 1964 drei Glocken mit den Inschriften "Allein Gott in der Höh´ sei Ehr", "Jesus Christus herrscht als König" sowie "Komm Heiliger Geist, Herre Gott". Nach umfangreichen Umbau- und Erweiterungsarbeiten haben heute bei großen Anlässen wie Konfirmationen oder zu Weihnachten rund 400 Gläubige Platz in dem Gotteshaus. Bei Erbauung in den 1950er Jahren spielte das Thema Energieeffizienz bei Planung und Ausführung keine Rolle. Das ist nun anders. In Zukunft muss die Gemeinde deshalb eine Mammutaufgabe stemmen: "Ich wünsche mir, dass wir die Kirche mit den Nebengebäuden nach aktuellen energetischen Gesichtspunkten sanieren. Wir verbrauchen derzeit so viel Energie wie 20 Einfamilienhäuser", so der Pfarrer. "Das müssen wir dringend ändern."

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